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Wie Naturschutz im Garten funktioniert

In einer Vortragsreihe der Volkshochschule erfahren Interessenten Wissenswertes über den Artenschutz. Doch dabei soll es nicht bleiben.

Von Frank Korn
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Ein Schachbrettfalter sitzt auf einer Klee-Blüte. Er kommt in Mittel- und Osteuropa sowie Nordafrika vor. In Deutschland ist die Art derzeit noch nicht gefährdet, die Bestände gehen aber zurück.
Ein Schachbrettfalter sitzt auf einer Klee-Blüte. Er kommt in Mittel- und Osteuropa sowie Nordafrika vor. In Deutschland ist die Art derzeit noch nicht gefährdet, die Bestände gehen aber zurück. © dpa

Döbeln. Schmetterlinge sind selten geworden, manche Arten sind in der Region Döbeln bereits ausgestorben.

Die Menschen haben sich daran gewöhnt, mit moderner Technik und Chemie der Landschaft zu Leibe zu rücken, auch in Städten und Dörfern. Motorsägen, Rasenmäher, Laubbläser und -sauger sowie Pestizide und Dünger kommen zum Einsatz. Geschäftig wird die Umwelt in vermeintliche Ordnung gebracht, zum existenziellen Nachteil vieler Arten.

Doch wie kann jeder Einzelne etwas für den Naturschutz im eigenen Garten oder auch in seinem Heimatort tun? Dieser Frage ist Diplom-Biologe Kay Meister bei einem Vortrag in der Stadtbibliothek Döbeln nachgegangen. Dieser war der Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe mit dem Namen „Ökologische Bildung“, die von der Volkshochschule (VHS) Mittelsachsen angeboten wird. „Am 30. Mai um 17 Uhr geht es um das Thema Tierische Neulinge – willkommen oder nicht?“, kündigte Heiko Reinhold, Projektleiter politische und ökologische Bildung bei der VHS Mittelsachsen an.

„Wir können Maßnahmen ergreifen, um den Artenrückgang vor und hinter dem eigenen Gartenzaun aufzuhalten und neben Sympathieträgern wie Singvögeln auch die oft unbeachteten siedlungstypischen Tierarten wie Insekten und Fledermäuse fördern“, sagte Meister.

Diplom-Biologe Kay Meister hat in der Döbelner Bibliothek einen Vortrag zum Thema Naturschutz im Alltag gehalten.
Diplom-Biologe Kay Meister hat in der Döbelner Bibliothek einen Vortrag zum Thema Naturschutz im Alltag gehalten. © privat

Er selbst engagiert sich im Förderverein Natura Miriquidica, der in Marienberg beheimatet ist. „Wir setzen uns aktiv für die Erzgebirgsnatur ein und möchten umweltbewusstes, ökologisches Denken sowie konkretes Handeln im Naturraum Erzgebirge fördern“, so Kay Meister. Der Verein zähle derzeit 251 Mitglieder, davon 117 Kinder und Jugendliche.

Jeder kann etwas für den Naturschutz tun

An einem Beispiel aus der Vereinsarbeit machte der Diplom-Biologe deutlich, wie sich menschliches Eingreifen auf die Natur auswirkt. So seien im Juli eines Jahres drei Streifen in einer Wiese gemäht worden. „In diese gemähten Streifen haben sich jeweils zehn Kinder für eine Viertelstunde hineingelegt. Noch im darauffolgenden Jahr war zu sehen, dass sich diese Belastung auf den Bewuchs ausgewirkt hatte“, so Meister.

Als Grundstücks- oder Gartenbesitzer könne jeder etwas für den Artenschutz tun, sagte Kay Meister. Es sei jedoch schwer, die Art zu schützen, wenn die Biotope nicht erhalten werden. Als Beispiel führte Meister die Einrichtung einer Schmetterlingswiese an.

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Diese Tiergruppe erzeuge eine Vielfalt von Formen, Farben und Zeichnungen, die unvergleichlich seien und in ihrer Schönheit immer wieder begeistern. „Nicht zuletzt sind Schmetterlinge und ihre Raupen sehr bedeutsame Bestandteile unserer Lebensgemeinschaften. Die Existenz vieler Vogelarten und Kleinsäuger, besonders der Fledermäuse, ist an ihr Vorkommen gebunden“, schreibt Kay Meister in der Broschüre „Anregungen zum praktischen Naturschutz“, die er mit Unterstützung des Landratsamtes des Erzgebirgskreises herausgebracht hat.

Wiesen sind Falterlebensraum schlechthin

Blau- und Kohlmeise ernähren sich nicht selten bis zu einem Drittel von Schmetterlingsraupen. Und zur Bestäubung der Blüten tragen die Falter ebenfalls bei. Doch wie kann den Schmetterlingen geholfen werden? „Die Wiese ist der Falterlebensraum schlechthin“, so der Diplom-Biologe.

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Damit besiedeln die Schmetterlinge also zum größten Teil von Menschen geschaffene Lebensräume. Wiesen müssen gemäht werden, damit ihr Offenlandcharakter erhalten bleibt. Aber, je kürzer die Mahdfolge, desto weniger Pflanzen sind noch zur Fortpflanzung in der Lage. „Und jede Mahd bedeutet für die Wiesenbewohner eine kleine Katastrophe.

Gartenbesitzer können Schmetterlingswiesen gestalten, wenn die Bodenfeuchtigkeit in der Wiese nicht großflächig einheitlich gestaltet wird, sondern kleinräumige Unterschiede von nass bis trocken zugelassen werden. Das könne zum Beispiel erreicht werden, indem Wasser eingeleitet oder Sand aufgeschüttet werde. Zudem sollten in den Wiesen kleine Senken und Erhöhungen gestaltet sowie blühende Stauden gepflanzt werden, die über die Wiese hinausragen.

Nistkästen für Vögel

Wichtig sei, dass die Wiese nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht wird. Auf keinen Fall sollte die Wiese gedüngt sowie keine Insektengifte und Chemikalien verwendet werden. Im angrenzenden Garten sollten vor allem einheimische Pflanzenarten mit duftenden und ungefüllten Blüten wachsen, die über das Jahr versetzt blühen. Kay Meister nennt als Beispiel Astern, Disteln, Fetthenne, der Gewöhnliche Dost, Silberblatt und Thymian. Weitere Möglichkeiten für den Artenschutz im eigenen Garten seien Nistkästen für Vögel oder Steinhaufen als Lebensraum für Reptilien.

Doch auch ein öffentliches Engagement sei möglich, zum Beispiel im Naturschutzbund (Nabu). Zudem sei auch der Einsatz für den Naturschutz im eigenen Wohnort wichtig. „Wer etwas Fragwürdiges bemerkt, sollte sich durchaus an die zuständigen Behörden in seiner Gemeinde wenden. Auch wenn dabei oft Hartnäckigkeit gefragt ist“, so Meister.