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Bischofswerda: Kostümfundus und kleinstes Kino ziehen um

Über 3.500 Kostüme brauchen mehr Platz. Deshalb hat sich der Verein neue Räume gesucht. Die bieten einige Vorteile - auch für Besucher.

Von Miriam Schönbach
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Kenny Jäckel, Vereinsvorsitzender des Kostümfundus Bischofswerda, freut sich über die neuen Vereinsräume im ehemaligen Getränkemarkt im Einkaufszentrum Sonnenhof. Dort bekommt auch das kleinste Kino der Stadt wieder seinen Platz.
Kenny Jäckel, Vereinsvorsitzender des Kostümfundus Bischofswerda, freut sich über die neuen Vereinsräume im ehemaligen Getränkemarkt im Einkaufszentrum Sonnenhof. Dort bekommt auch das kleinste Kino der Stadt wieder seinen Platz. © SZ/Uwe Soeder

Bischofswerda. Mitten im leeren Laden stehen ein Gerüst auf Rollen, Baumaterialien und Farbeimer. Ein paar Trockenbauwände und der Duft nach frischer Farbe erzählen: In diesen vier Wänden im Einkaufszentrum Sonnenhof in Bischofswerda ist Bewegung. Kenny Jäckel schleppt einen schweren Kinosessel mit rotem Samtüberzug fürs Foto heran. „Ja, das kleinste Kino Bischofswerdas zieht auch mit. Unser Kostümfundus nimmt Abschied aus der Altstadt“, sagt der Vereinschef. Wenn der Umbau gut läuft, sollen zu Beginn des nächsten Jahres die über 3.500 Kostüme umgezogen sein.

Genau jene Garderoben - vom Prinzessinnen-Kleid über mittelalterliche Ritter-Gewänder und Schlaghose aus den 70er-Jahren bis hin zu Barocklich-Ausschweifendem – haben sich längst nur noch auf den Kleiderstangen gedrängelt. „Wir platzen wortwörtlich aus allen Nähten. Die Entscheidung für den Umzug ist uns schwergefallen. Unserem ehemaligen Vermieter Matthias Greth sind wir dankbar für die vergangenen fünf Jahre und was er für den Verein geleistet hat“, sagt Kenny Jäckel. Das Kino befand sich in der Altstadt eine Treppe hinab unterm Gewölbe in der Bautzener Straße.

Neue Leinwand für private Filmvorführungen

Am neuen Standort gibt es jetzt ebenerdige 150 statt 100 Quadratmeter – und einen großen Parkplatz vor der Tür ohne Parkgebühren. Der Vereinschef schaut sich im ehemaligen Getränkemarkt um. Die neun Vereinsmitglieder und ihre Familien packen mit an, um möglichst noch vor der großen Faschingssaison im Februar alles wieder an einem Platz zu haben. „Wir renovieren seit zwei Wochen. Parallel sind wir aber auch auf der Suche nach Fördermittel, zum Beispiel bei der Filmstiftung und Unterstützern, die uns als Verein finanziell unter die Arme greifen möchten“, sagt der 30-Jährige.

Denn neben den Kostümen soll auch das kleine Kino wieder am neuen Ort seinen Platz finden. Laut der derzeitigen Planungen entsteht hinter der Trockenbauwand ein Raum für 23 bis maximal 28 Besucher für private Filmvorführungen zum Beispiel zu Kindergeburtstagen oder Junggesellinnen-Abschieden - mit neuer Leinwand und in großen Teilen mitgebrachter Technik. Für den Betrieb eines öffentlichen Kinos wären die Kosten für den kleinen Verein allerdings zu groß.

Krimi-Dinner wird vorbereitet

Größer denken verbieten sich die Mitglieder des Kostümfundus indes nicht. „Wir wollen den Umzug auch nutzen, um unsere Kostüme neu zu ordnen und uns professioneller aufzustellen. Wir sind weit über Bischofswerda hinaus bekannt und haben knapp acht Jahre Erfahrung. Inzwischen wissen wir, wie der Fundus laufen muss“, sagt Kenny Jäckel. Das Angebot baute die Stadt in den 1990er-Jahren auf, um für Stadtfeste und Weihnachtsmärkte gewappnet zu sein. Als der städtische Fundus vor dem Aus steht, gründete sich für die Rettung des Bestands 2015 der Verein. Neben der reinen Ausleihe hat die Gruppe auch die „Mitternachtsspitzen“ als Comedy-Format etabliert.

Ein Krimi-Dinner ist aktuell für diesen Ausflug ins Schauspiel in Vorbereitung – selbstverständlich mit Bischofswerda-Bezug. Kein Wunder ist es deshalb, dass Kenny Jäckel und seine Mitstreiter in diesen Tagen häufiger beim Spionieren erwischt werden. Allerdings, schmunzelt der Vereinschef, hat diese Kundschaftertätigkeit dann doch wieder mehr mit dem Umbau zu tun. „Wir schauen uns zum Beispiel Umkleidekabinen in Läden aus einer ganz neuen Perspektive an. Da gibt es ja zig Möglichkeiten. Wir planen hier zwei neue Kabinen. Auch beim Kinobesuch achten wir derzeit weniger auf den Film, als vielmehr auf die Einbauten oder Licht “, sagt der Lehrer am Gaußiger Schulzentrum.

Hof bietet Potential für Veranstaltungen

Doch Kenny Jäckel wäre nicht Kenny Jäckel, wenn er nicht auch schon wieder neue Ideen mit dem Neustart an der Belmsdorfer Straße verbinden würde. „Wir sehen auch in dem Hof ein Potential für Veranstaltungen. Aber jetzt kommen wir erstmal an. Das wird uns noch einige Zeit kosten“, sagt der Bauleiter auf Zeit. Dann kommt der Kinosessel wieder ins Lager. Schließlich müssen erst Trockenbau und Ausbau abgeschlossen sein, bevor es im kleinsten Kino Bischofswerdas wieder flimmert – und der Kostümfundus seine Türen öffnet.

Kontakt zum Kostümfundus unter [email protected]