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Ehrung für mutiges Handeln: "Froh, dass wir vielen Menschen das Leben retten konnten"

Eine Messerattacke hielt Bischofswerda vor einem halben Jahr in Atem. Jetzt bekamen der Hausmeister und ein Sportlehrer des Schulkomplexes an der Kirchstraße eine besondere Auszeichnung für ihr beherztes Eingreifen.

Von Miriam Schönbach
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Peter Beyer (M.) und Sebastian Stettner (r.) erhielten durch Oberbürgermeister Holm Große das Lebensrettungsehrenzeichen des Freistaates Sachsen für ihr entschlossenes Handeln bei der Amoklage am 23. August 2023 im Schulkomplex in Bischofswerda.
Peter Beyer (M.) und Sebastian Stettner (r.) erhielten durch Oberbürgermeister Holm Große das Lebensrettungsehrenzeichen des Freistaates Sachsen für ihr entschlossenes Handeln bei der Amoklage am 23. August 2023 im Schulkomplex in Bischofswerda. © Steffen Unger

Bischofswerda. Anerkennung für beherztes Eingreifen: Peter Beyer und Sebastian Stettner haben bei der Stadtratssitzung am Dienstag in Bischofswerda das Lebensrettungsehrenzeichen des Freistaates Sachsen erhalten. Die besondere Ehrung erhielten sie für ihren selbstlosen Einsatz während der Messerattacke im Schulkomplex an der Kirchstraße im August 2023.

Die Medaille wurde durch Bischofswerdas Oberbürgermeister Holm Große (parteilos) im Namen von Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) überreicht. „Beide Ausgezeichneten haben an diesem Tag unter Einsatz ihres eigenen Lebens und durch entschlossenes Handeln Schlimmeres verhindert“, sagte Große.

Sportlehrer schlug Angreifer das Messer aus der Hand

Sportlehrer Sebastian Stettner hatte an jenem 23. August Schreie aus der Toilette in der ersten Etage der Grundschule gehört. Als er den Ort aufsuchte, habe er dem Amokläufer gegenübergestanden. Der ehemalige Schüler der Oberschule hatte einen Drittklässler attackiert und mit einem Messer an Kopf und Hals verletzt. Der damals Achtjährige hatte den mutmaßlichen Täter nach bisherigen Erkenntnissen dabei erwischt, wie er seine alte Schule in Brand stecken wollte.

Holm Große erinnerte nochmals an das Ereignis wenige Tage nach Schuljahresbeginn: "Herr Stettner hat dem Täter geistesgegenwärtig das Messer aus der Hand geschlagen. Er gab die Info weiter, sodass der Alarm ausgelöst werden konnte." Zudem nahm er einen Feuerlöscher, um zusammen mit dem Hausmeister Peter Beyer den in Flammen stehenden Angreifer zu löschen.

Der damals 16-Jährige hatte sich selbst angezündet. Der Hausmeister blieb letztlich bis zum Eintreffen der Rettungskräfte beim Angreifer, der mit schweren Verbrennungen in eine Spezialklinik geflogen wurde. Der durch ihn verletzte Raphael konnte nach einer knappen Woche das Krankenhaus wieder verlassen. Dessen Familie erlebte eine große Welle der Hilfsbereitschaft. Bei einer Spendenaktion über die Plattform „GoFundMe“ kamen rund 48.000 Euro zusammen.

Sportlehrer: "Ich habe gemischte Gefühle"

Sportlehrer Sebastian Stettner nahm am Dienstagabend die Auszeichnung sichtlich bewegt entgegen. "Ich habe gemischte Gefühle. Einerseits bin ich froh, dass wir so vielen Menschen das Leben retten konnten. Andererseits müssen wir das Geschehene verarbeiten", sagte der Pädagoge nach der Ehrung.

Hausmeister Peter Beyer erhielt neben der hohen sächsischen Auszeichnung als städtischer Angestellter bereits wenige Tage nach der Tat eine persönliche Belobigung durch die Stadtverwaltung. Bei der Stadtratssitzung im November ging auch ein Dank an die Schulleiterinnen Gabriela Willkommen und Heike Röth-Kanold und ihre Lehrerkollegien für das professionelle Handeln.

Das Lebensrettungsehrenzeichen des Freistaates Sachsen wird an Personen verliehen, die unter Lebensgefahr oder besonders bedrohlichen, gefahrvollen Umständen Menschenleben gerettet oder eine der Allgemeinheit drohende erhebliche Gefahr abgewendet haben.

Angeregt wurde die Auszeichnung durch den Burkauer Mathias Hüsni. Das Ehrenabzeichen ist nach dem Sächsischen Verdienstorden und der Sächsischen Verfassungsmedaille eine der höchsten Auszeichnungen des Freistaates Sachsen. Die Medaille wurde nach Angaben des Innenministeriums seit ihrer ersten Verleihung 1999 insgesamt 171-mal - inklusive der beiden nun Ausgezeichneten aus Bischofswerda - überreicht.