SZ + Bischofswerda
Merken

Rückkehrer eröffnet Pflegedienst in Burkau

Martin Heine bringt das Wissen aus knapp 20 Jahren Pflege in Deutschland und der Schweiz mit. Zusammen mit einem Geschäftspartner hat er nun ein Ziel.

Von Miriam Schönbach
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Rückkehrer Martin Heine (vorn) beschäftigt sich seit fast 20 Jahren mit dem Thema Pflege , Jörg Herberger kennt sich mit Gründungen aus. Gemeinsam eröffnen sie nun einen ambulanten Pflegedienst in Burkau.
Rückkehrer Martin Heine (vorn) beschäftigt sich seit fast 20 Jahren mit dem Thema Pflege , Jörg Herberger kennt sich mit Gründungen aus. Gemeinsam eröffnen sie nun einen ambulanten Pflegedienst in Burkau. © Steffen Unger

Burkau. Die Erste-Hilfe-Tasche kommt nur für Notfälle und an diesem Morgen für das Foto in den Kofferraum. „Wir würden sie zum Beispiel mitnehmen, wenn sich einer unserer Klienten meldet und sagt, dass er gestürzt ist“, erklärt Martin Heine. Zusammen mit Jörg Herberger eröffnet der ausgebildete Altenpfleger zum 1. September einen ambulanten Pflegedienst in Burkau. Mit dem „Pflegeteam Heine & Herberger“ wollen sich die beiden so viel Zeit wie nötig für ihre Schützlinge nehmen.

Martin Heine kennt den Beruf mit all seinen Herausforderungen seit knapp 20 Jahren. „Eigentlich wollte ich CNC-Techniker werden, zur Altenpflege hat mich eher der Zufall gebracht“, sagt der 35-Jährige. Die Arbeit an den Werkzeugmaschinen legt der Karlsdorfer bald nach Ausbildungsbeginn ad acta. Während er noch zu Hause über die Zukunft grübelt, klingelt eines Tages eine Bekannte. Sie ist Pflegedienstleiterin und bietet ein einwöchiges Praktikum. Nach dieser Zeit weiß Heine: Das ist der Beruf, den er gesucht hat.

Nach der Ausbildung Umzug nach Basel

Die Arbeit mit pflegebedürftigen, kranken und behinderten Menschen unterschiedlichen Alters macht dem Auszubildenden Spaß. Nach der dreijährigen Lehre und noch ein paar Monaten Arbeit mit weniger als 1.000 Euro netto entscheidet er sich für Abenteuer: Er bewirbt sich in Dänemark, fährt in die Schweiz – und bekommt dort in einem Seniorenzentrum Arbeit mit guter Vergütung.

2008 zieht er nach Basel, seinen Eltern erzählt er erst zwei Tage vorher von seinen Plänen. Sie denken vielleicht, er kommt bald wieder. Letztlich wird Martin Heine zehn Jahre – mit seiner Frau – im Nachbarland bleiben.

Heute zehrt der ausgebildete Pflegedienstleiter von dieser Erfahrung. „Die Pflege ist in der Schweiz anders organisiert als in Deutschland, zum Beispiel kommen dort auf 28 Patienten im Frühdienst acht Mitarbeiter, hier sind es drei Kollegen“, sagt Martin Heine.

In der Ferne qualifiziert er sich, unter anderem in der Sterbebegleitung und Palliativpflege. „Mit dieser Arbeit können wir Patienten, aber auch deren Angehörige entlasten – und vielleicht sogar eine letzte Freude geben“, sagt er. Auch solche Dienstleistungen am Ende des Lebens stehen auf der Agenda des neuen Pflegedienstes.

Zehn Jahre später Rückkehr nach Deutschland

Nach Deutschland kommen die Heines 2018 zurück, als sich Nachwuchs ankündigt. Über eine Bewerbung in einer Seniorenwohngruppe in Arnsdorf lernen sich der Rückkehrer und Jörg Herberger kennen. Der Versicherungsfachmann betreibt das Arnsdorfer Haus. Die Zwei kommen ins Gespräch, über Wünsche und Visionen. „Es passten viele unserer Ideen zusammen“, sagt der 52-Jährige. Sie beschließen, trotz vieler Hürden gemeinsam einen Pflegedienst zu eröffnen. Die Wahl fällt bewusst auf Burkau, weil sie in den Dörfern im Umfeld noch einen Bedarf für Pflegeangebote sehen.

Ursprünglich wollten sie spätestens zum 1. Juli starten. „Die Bearbeitung hat sehr lange gedauert“, sagt Martin Heine. Die Zeit haben die Investoren genutzt, um das lange leerstehende Haus Hauptstraße 226 zu renovieren und Mitarbeiter einzustellen. Neben Heine und seiner Frau, auch eine ausgebildete Pflegefachkraft, gibt es noch eine weitere Schwester und einen Hausmeister.

Gründer wollen regionale Anbieter einbeziehen

Fest vorgenommen hat sich Martin Heine, auch auszubilden. Ihn zieht es so gar nicht an den Schreibtisch. „Ich möchte den Kontakt zu unseren Patienten, Mitarbeiter ohne Stress, eine ambulante Pflege, gut abgestimmt auf den Pflegegrad. Es gibt in der Region immer mehr alte Menschen, Heimplätze werden teurer. Ich sehe unseren Pflegedienst klein und familiär“, sagt er.

Am Herzen liegen ihm und Jörg Herberger, regionale Anbieter einzubinden. Der Fleischer aus dem Dorf und die Schulküche in Burkau könnten Mittagessen für ihre Klienten zubereiten, es gibt eine Kooperation mit einem Notruf-Dienst. Im Gespräch sind die beiden Gründer mit sogenannten Wundschwestern, die das ambulante Pflegeteam bei speziellen Wunden und Verbänden unterstützen können.

Der Burkauer Sitz des Pflegedienstes soll weiter ausgebaut werden, so sollen im Obergeschoss Seminarräume entstehen. Den Vorraum würden die Geschäftspartner kostenlos für die Aufstellung eines Geldautomaten zur Verfügung stellen. „Unsere Motivation ist es, etwas für die Region aufzubauen. Wir haben Ideen und wissen, wie Pflege funktioniert“, sind sich die beiden einig.