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Von der Stadt aufs Land: Neu-Burkauer laden zum Kennenlernen ein

Anja und Gunnar Wilcke haben in Burkau einen Dreiseithof saniert. Die große, ausgebaute Scheune möchten sie fürs Dorf öffnen. Auftakt dafür ist am Sonnabend.

Von Miriam Schönbach
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Lichtlzauber in Burkau: Gunnar und Anja Wilcke laden mit den Natur- und Heimatfreunden, wie hier Martine Wolf, Thomas Müller und Johannes Bielig (v.l.), für Sonnabend in die ausgebaute Scheune ein.
Lichtlzauber in Burkau: Gunnar und Anja Wilcke laden mit den Natur- und Heimatfreunden, wie hier Martine Wolf, Thomas Müller und Johannes Bielig (v.l.), für Sonnabend in die ausgebaute Scheune ein. © SZ/Uwe Soeder

Burkau. Gut 30 Herrnhuter Sterne hängen im alten Dachstuhl der restaurierten Scheune auf dem Gut Stockborn in Burkau. Sie tauchen das Haus in besinnliches Weihnachtslicht. Anja und Gunnar Wilcke stehen am selbst gezimmerten Treppenaufgang aus massivem Holz, der zu einer weiteren Plattform führt.

„Als wir den Hof erworben haben, drohte der gegenüberliegende Giebel einzustürzen. Trotzdem war es für mich Liebe auf den ersten Blick“, sagt die gebürtige Dresdenerin. Seit vier Jahren leben sie, ihr Mann und die beiden Kinder im Dreiseithof. Im Advent wollen sie nun mit dem Verein der Natur- und Heimatfreunden für den 10. Dezember zum Kennenlernen beim „Lichtlzauber“ einladen.

An diesem Vorbereitungsabend sind bei den beiden Hausherren auch Martine Wolf – Neu-Burkauerin seit sechs Jahren – und Johannes Bielig in Oberlausitzer Tracht zu Gast. Bieligs Wiege stand schon vor 85 Jahren in Burkau. Er kennt wohl zu fast jedem Grundstück eine Geschichte oder mehr. Und er klingelt auch gern bei den Neu-Burkauern mit der Frage: Wer bist denn Du? So haben sich auch er und die Wilckes kennengelernt. In dem kleinen Dorf bei Bischofswerda sind sie übrigens nur gelandet, weil sie eine Wiese für ihre beiden Pferde gesucht haben.

Gesucht war eine Wiese für zwei Pferde

Jene Vierbeiner grasten bis dahin auf Weiden bei Radebeul, wo sich lange der Lebensmittelpunkt der Grafikdesignerin und des Sachverständigen für Geothermie-Anlagen befand. „Wir hatten die Freunde, die Familie und die Schule in der Nähe“, sagt Anja Wilcke. Es gab eigentlich wenig Gründe wegzuziehen.

Doch die Grundstückssuche im Elbland ist schwierig, die Suchkreise werden immer weiter. Vielleicht versuchen wir es doch mal mit einer verfallenen Perle im weiteren Umland, denken sich Anja und Gunnar Wilcke irgendwann. Schließlich hat er als Installateur- und Heizungsbaumeister Ahnung vom Bauen – und sie viele Ideen. Irgendwann landet das Angebot vom Burkauer Hof in den E-Mails.

Elf Zimmer in einem fast einzugsfertigen Haus, mehr als 3.000 Quadratmeter und eine verfallene Scheune präsentieren sich den Radebeulern beim ersten Besuch. Der Hof, weiß Johannes Bielig, war lange in Familienbesitz, eigentlich nie unbewohnt. Wilckes kaufen die Immobilie aber schon von einem nächsten Eigentümer. Einzug 2018. Ihre Freunde in Radebeul fragen: „Wohin geht’s? Nach Burkau? Ist da nicht immer Stau auf der Autobahn?“ Inzwischen kommen gern alle, um in den beiden Gästezimmern zu übernachten und die Ruhe auf dem Dorf in der Hauptstraße 162 zu genießen. Sie wissen inzwischen: Burkau ist viel mehr als nur eine Autobahnabfahrt.

Kulturscheune soll Ersatz für geschlossene Säle sein

Gunnar Wilcke schaut sich in der Scheune um. „Eigentlich bauen wir von Beginn an und sind auch noch nicht fertig“, sagt er. Seine Frau hat sich inzwischen mit den Pferden ein zweites Standbein aufgebaut. Sie bietet pferdegestütztes Coaching für Mitarbeiter und Führungskräfte an, Ende August beendete sie zudem eine Ausbildung als Reittherapeutin. Besonders an Kinder, die unter anderem an Schulangst leiden oder andere Verhaltensauffälligkeiten haben, soll sich ihr neues Angebot richten. Das Projekt wächst erst noch Stück für Stück.

Der Ausbau der Scheune soll indes bis zum „Lichtlzauber“ abgeschlossen sein. „Unsere Idee ist, dass wir die Scheune für das Dorf öffnen möchten. Der Hof ist einfach auch zu groß für eine Familie“, sagt Gunnar Wilcke. In ihrer Kulturscheune können sich die Neu-Burkauer Konzerte, Kino, Lesungen, After-Work-Partys oder Tango-Abende, aber auch Yoga- und Sportkurse vorstellen, zumal die großen Säle in den örtlichen Gasthäusern im Ort in den vergangenen Jahren alle geschlossen wurden.

Im Scheuneninneren gibt es sogar eine Bar wie auch eine Bühne aus Holzpalletten Marke Eigenbau. Beides soll natürlich auch bei dem kleinen Weihnachtsmarkt am 10. Dezember genutzt werden.

Alteingesessene und Zugezogene sitzen am Feuer

Allerdings wird das kein klassischer Adventsbummel zwischen Verkaufsbuden und Naschereien. „Unser Wunsch ist es, dass alteingesessene Burkauer und Zugezogene hier am Feuer gemütlich zusammenkommen“, sind sich die Wilckes und die Mitglieder des Natur- und Heimatfreundevereins einig.

Eröffnet wird das gemütliche Beisammensein durch die Posaunengruppe, selbstverständlich erzählt Johannes Bielig Burkauer Adventsgeschichten von anno dazumal, wie zum Beispiel vom „Zu Lichtn gihn“ oder auch „Zu Roacken gihn“. „Das ist vergleichbar mit dem Hutzenabend im Erzgebirge, wo Mägde in der kalten Jahreszeit nach Feierabend mit ihren Spinnrädern in eine große Stube gingen, um sich bei der Arbeit zu unterhalten und zu singen“, sagt der Ortchronist.

Der Roacken ist der Stab, an dem noch unversponnenen Fasern befestigt werden – und eben der Namensgeber der Tradition. Wer wissen möchte, was sich hinter der Lichtelkirche in Burkau verbirgt, ist auch herzlich eingeladen auf das Gut Stockborn. Freigegeben wird die offene Bühne auch für weitere kleine und große Talente aus dem Dorf. Für die Kinder gibt es eine Bastelstube und einen Besuch des Weihnachtsmannes. Gut 25 Helfer aus Verein und Familie gehören zum Organisatoren-Team – und sie wissen an diesem Vorbereitungsabend: Bis zum „Burkauer Lichtlzauber“ gibt es noch einiges zu tun.

Burkauer Lichtlzauber, 10. Dezember, ab 14 Uhr, in Hof und Scheune an der Hauptstraße 162