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Bischofswerda vor Pokal-Kracher gegen Lok Leipzig: "Auf Augenhöhe agieren"

Bischofswerdas Top-Spieler Maik Salewski hat lange für Lok Leipzig gespielt. Im Viertelfinale des Sachsenpokals gegen seinen Ex-Klub sieht er durchaus Chancen.

Von Jürgen Schwarz
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Erlebt mit Bischofswerda derzeit eine für ihn ungekannte Erfolgsserie: Maik Salewski.
Erlebt mit Bischofswerda derzeit eine für ihn ungekannte Erfolgsserie: Maik Salewski. © Rocci Klein

Bischofswerda. Am Wochenende steigt das Viertelfinale im Fußball-Landespokal. Titelverteidiger 1. FC Lokomotive Leipzig, Tabellen-14. der Regionalliga Nordost, ist beim Oberliga-Spitzenreiter Bischofswerdaer FV zu Gast. Die Partie wird am Samstag ab 14 Uhr im Wesenitzsportpark ausgetragen und steht unter der Leitung von Schiedsrichter Benjamin Seidl.

Für BFV-Führungsspieler Maik Salewski ist es ganz sicher ein besonderes Duell, schließlich spielte er sechs Jahre für die Probstheidaer, ehe er 2023 bei den Schiebockern einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieb. Der 34-Jährige lebt mit seiner Frau Kristin in Dresden und betreibt zusammen mit seinem Vater Bernd in der Landeshauptstadt eine Immobilienfirma.

Herr Salewski, Sie kamen im Sommer 2023 vom 1. FC Lok Leipzig, für den Sie sechs Jahre am Ball waren. Spielte dabei auch Ihr Job als Geschäftsführer der Salewski & Sohn GmbH eine Rolle?

Nein, eigentlich gar nicht. Ich hätte gern noch zwei, drei Jahre bei Lok gespielt. Vom Kopf her, körperlich und vor allem leistungstechnisch wäre das auch kein Problem gewesen. Sicher war die Fahrerei anstrengend, aber spielt man regelmäßig, nimmt man das gern in Kauf. In der letzten Saison haben aber Aufwand und Nutzen nicht gestimmt. Ich habe kaum noch gespielt und um nur noch zu trainieren, muss ich nicht extra nach Leipzig fahren. Jeder Trainer hat eben seine eigenen Ansichten.

Ihr letztes Pflichtspiel für Lok war das Landespokalfinale am 3. Juni 2023 gegen den Chemnitzer FC, das Leipzig mit 3:0 gewann. Sie saßen auf der Bank und wurden nicht eingewechselt. Wie groß war die Enttäuschung?

Eine gute Frage, die mir so noch nicht gestellt wurde. Ich war megaenttäuscht, hatte gehofft, in meinem letzten Spiel für Lok wenigstens noch ein paar Minuten auf dem Rasen zu stehen, zumal wir ja deutlich in Führung lagen. Nach sechs Jahren Schweiß und Tränen war das der Höhepunkt an Respektlosigkeit – und das war nur die Spitze des Eisberges. Respekt und Dankbarkeit ist leider nicht jedermanns Sache. Ich bin froh, hier in Bischofswerda ein Trainer-Trio vorgefunden zu haben, das nach Leistung aufstellt.

Es wäre auch ein Wechsel nach Bautzen möglich gewesen, schließlich spielten Sie von 2011 bis 1017 für Budissa. War das mal ein Thema?

Es gab keine Anfrage aus der Spreestadt, daher war es kein Thema. Kontakt gab es allerdings auch zum SC Freital, wo Christopher Beck, mit dem ich in Bautzen zusammengespielt habe, als Trainer arbeitet. Am Ende aber war das Gesamtpaket der Bischofswerdaer ausschlaggebend und ich bin froh, diesen Schritt gegangen zu sein.

Sie haben fast 400 Regionalliga- und Oberliga-Spiele absolviert. Wo ging es eigentlich los, in Dresden?

Ja, bei Dynamo, da war ich vier Jahre alt. Mit 17 bin ich zum SC Borea Dresden gewechselt, habe im November 2007 mein Oberligadebüt gegeben. Der weitere Verlauf meiner Laufbahn ist bekannt.

Sind Sie überrascht, welche Probleme während dieser Regionalliga-Saison beim Pokalgegner in Leipzig auftreten?

Ich bin schon überrascht, dass Lok in der Tabelle so weit unten steht. Potenzial ist vorhanden, schließlich sind auch noch einige Spieler aus der letzten Saison dabei. Zudem hat man in der Liga gegen Jena und Babelsberg gewonnen. Aber, und das ist auch Fakt, man hat in Leipzig auch viel Potenzial eiskalt weggeschickt. Spieler wie Sascha Pfeffer oder David Urban sind nicht zu ersetzen. Aber der ehemalige Trainer wollte es so. Nun ist er weg, aber viele Leistungsträger eben auch.

Der BFV steht in der Oberliga-Tabelle ganz oben, Leipzig in der 4. Liga im unteren Tabellen-Drittel. Das klingt nach einem Pokalspiel auf Augenhöhe. Oder ist das der falsche Ansatz?

Wir brauchen nur zum DFB-Pokal schauen. Da steht lediglich ein Bundesligist im Halbfinale. Im Pokal sind Überraschungen immer möglich. Ich sehe Lok in der Favoritenrolle, aber ich weiß auch, dass wir sehr gut drauf sind und auf Augenhöhe agieren können. Ich finde nur schade, dass wir nicht in der „Kampfbahn“ spielen können und aufgrund der Sicherheitsauflagen in den Wesenitzsportpark ausweichen müssen. Der Platz ist auch größer und das kommt Lok, die ein paar „Pfeile“ im Kader haben, sicher entgegen. Aber wir freuen uns auf den Pokalfight vor einer großen Kulisse.

Sie haben mit dem BFV in dieser Saison noch keines der 25 Pflichtspiele verloren. Haben Sie in Ihrer Laufbahn schon einmal so eine Serie erlebt?

Nein, nicht annähernd. Saisonübergreifend sind es, glaube ich, sogar 35. Großen Respekt für unsere Jungs, die für ihre Leistungen mit so einer Serie belohnt werden. Jetzt weiß ich auch, was es bedeutet, dass die Leverkusener 38 Pflichtspiele in Folge nicht verloren haben. Und das in diesem Leistungsbereich, das ist der absolute Wahnsinn.

Sie haben gegen Leverkusen selbst gespielt, oder?

Ja, wir wurden auch 2021 Landespokalsieger mit Lok und trafen dann im ausverkauften Bruno-Plache-Stadion auf Bayer (0:3/Anm. d. Red.) Es war ein unvergessliches Erlebnis.

Angenommen, der BFV steigt auf. Würden Sie mit dann bald 35 Jahren noch einmal mit in die 4. Liga gehen?

Darüber mache ich mir derzeit keine Gedanken, zumal mein Vertrag bis 2025 läuft. Niemand im Verein stellt sich hin und sagt, ihr müsst in die vierte Liga aufsteigen. Und das tut uns gut. Vor uns liegen noch neun Punktspiele in der Süd-Staffel. Wir werden sehen, wo wir in der Endabrechnung stehen und wie es dann weitergeht. Der Verein hat bis 2021 in der Regionalliga Nordost gespielt, weiß also, was ein Aufstieg, egal in welchem Bereich, bedeutet.

Wird es eines Tages den Trainer Maik Salewski geben?

Nein, einen Chefcoach oder Ähnliches sicher nicht. Aber ich könnte mir vorstellen, einem Trainerteam anzugehören und vielleicht im technischen Bereich mit Spielern zu arbeiten. Aber das ist Zukunftsmusik, im Moment bin ich mit Leib und Seele aktiver Kicker.