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Neue Technik für Steinigtwolmsdorfs Feuerwehr

Die Kameraden der Ortswehr bekommen ein neues Löschfahrzeug. Warum das im Gemeinderat für Diskussionen sorgte.

Von Bettina Spiekert
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Bis 2024 müssen sich Steinigtwolmsdorfs Bürgermeisterin Kathrin Gessel, Ortswehrleiter Marco Glatte (vorn) sowie die beiden stellvertretenden Wehrleiter Silvio Tempel (l.) und Sebastian Lumpe gedulden, ehe das neue Löschfahrzeug ausgeliefert wird.
Bis 2024 müssen sich Steinigtwolmsdorfs Bürgermeisterin Kathrin Gessel, Ortswehrleiter Marco Glatte (vorn) sowie die beiden stellvertretenden Wehrleiter Silvio Tempel (l.) und Sebastian Lumpe gedulden, ehe das neue Löschfahrzeug ausgeliefert wird. © SZ/Uwe Soeder

Steinigtwolmsdorf. Die Summe ist für eine Gemeinde wie Steinigtwolmsdorf keine, die mal einfach so aus der Portokasse bezahlt wird. Knapp 515.000 Euro sind für die Oberland-Kommune immerhin etwa ein Achtel des diesjährigen Gemeindehaushaltes. Doch die Anschaffung des neuen Feuerwehrautos HLF 20 für die Feuerwehr Steinigtwolmsdorf ist laut Bürgermeisterin Kathrin Gessel (CDU) eine Investition in die Zukunft und vor allem in die Sicherheit der Einwohner. Der Gemeinderat hat sich nun mehrheitlich für den Kauf dieses neuen Fahrzeugs ausgesprochen.

Zu den reinen Fahrzeugkosten von 515.000 Euro kommen 27.000 Euro für Service und Wartung für die nächsten zehn Jahre, erklärt Kämmerer Torsten Schmuck. Möglich wird die Anschaffung erst dadurch, dass der Freistaat Fördermittel in Höhe von 195.000 Euro dazugibt. Auf diese Zusage hatte die Kommune mehrere Jahre gewartet. Mit der Auslieferung rechnet sie nun für 2024. Dann ist das zu ersetzende Fahrzeug gleicher Bauart 30 Jahre alt.

Lange Diskussion zu Preis und Größe des Fahrzeugs

Dem Kaufbeschluss ging eine Diskussion über Preis und Größe des neuen Fahrzeugs voran. Gemeinderat Mario Hartmann (Bürgerbewegung) wollte wissen, woraus sich die Preissteigerung gegenüber der ursprünglichen Kostennote von etwa 400.000 Euro ergibt. Das Angebot für das Auto, erklärte Wehrleiter Marco Glatte, sei mittlerweile drei Jahre alt. „Technisch ist es noch das gleiche Fahrzeug. Aber vor allem im letzten halben Jahr sind die Preise für derartige Spezialautos enorm in die Höhe geklettert“, sagte der Chef der Ortswehr von Steinigtwolmsdorf.

Trotz der europaweiten Ausschreibung habe es deshalb auch nur einen Bieter gegeben. „Kleine Kommunen wie Steinigtwolmsdorf sind für die Hersteller von Feuerwehrautos weit weniger attraktiv als große Städte, die gleich mal zehn Fahrzeuge ordern“, erklärte der Wehrleiter. Um den Preis nicht noch mehr in die Höhe zu treiben, habe man zudem etwa die Hälfte der vorgesehenen technischen Beladung im Wert von mehreren 10.000 Euro wegrationalisiert, da man schon Vorhandenes wie etwa die Schneidsätze vom alten Fahrzeug zum neuen Modell mitnehmen könne.

Wehrleiter sieht Einsatztruppe gut aufgestellt

Gemeinderat Rocco Steglich (Dorfkulturverein) fragte, ob das neue Fahrzeug in der gewählten Größe überhaupt sinnvoll sei und nicht auch ein Auto kleinerer Bauart, etwa ein HLF 10, die gleiche Brandschutzleistung für die Kommune ergeben würde. „Angesichts der Personalentwicklung unserer Feuerwehr macht mich das schon nachdenklich, ob solch ein großes Fahrzeug auch mit dem Blick auf die Zukunft überhaupt gerechtfertigt ist“, sagte er.

„Die Größe des Fahrzeugs ist im Brandschutzbedarfsplan geregelt und richtet sich nach dem Gefahrenpotenzial in der Gemeinde. Und angesichts der vergangenen Einsätze wird das nicht kleiner“, erläuterte Glatte. Zudem sei man in der Steinigtwolmsdorfer Wehr personell bestens aufgestellt, sagt Gemeindewehrleiter Andreas Frey. „Laut Plan muss die Gemeinde 30 aktive Männer und Frauen in der Feuerwehr vorhalten. Tatsächlich sind wir aber 35 Kameraden“, so Frey.

Zudem gebe es in Steinigtwolmsdorf eine aktive Jugendfeuerwehr, in der derzeit 25 Mädchen und Jungen Mitglied sind. „Aus der rücken dann auch immer wieder neue Einsatzkräfte nach, je nachdem, wohin es die jungen Leute beruflich zieht“, sagt Frey. Außerdem gibt es seit fünf Jahren eine Kinderfeuerwehr, in der Kinder zwischen fünf und acht Jahren spielerisch das Einmaleins der Feuerwehr erlernen.

Auch Wilthen und Sohland haben neue Technik gekauft

Zu rund 50 Einsätzen wird die Ortswehr Steinigtwolmsdorf jährlich gerufen, oft rückt sie mit den beiden anderen Ortswehren Ringenhain und Weifa gemeinsam aus. Neben Bränden sind es vor allem technische Hilfeleistungen und Einsätze zur Beseitigung von Sturmschäden oder bei Hochwasser, wie zuletzt am 15. August. Zurzeit sei auch die Einsatzstärke wochentags mit mindestens neun Kameraden abgesichert, so Wehrleiter Frey. Sieben Einsatzfahrzeuge stehen den Männern und Frauen in den drei Wehren zur Verfügung, das Neueste ist ein 2015 in Dienst gestelltes Tanklöschfahrzeug, das 4.000 Liter Wasser fasst.

Mit dem Beschluss zur Anschaffung eines neuen Einsatzfahrzeuges für die Feuerwehr reiht sich Steinigtwolmsdorf in diesem Jahr neben Wilthen und Sohland ein. Bereits im Januar hatte der Wilthener Stadtrat den Kauf eines Hilfeleistungslöschfahrzeugs beschlossen. Das neue Modell soll ein Fahrzeug aus dem Jahr 1992 ersetzen und wird, so Bürgermeister Michael Herfort (CDU), voraussichtlich Ende 2023 ausgeliefert. Kosten soll es rund 466.000 Euro, als Fördermittel fließen dafür 195.000 Euro.

Sohland hatte sich für die Beschaffung der neuen Technik mit Hoyerswerda und Schmölln-Putzkau zusammengetan und damit eine Sammelbestellung auslösen können. 450.000 Euro kostet Sohlands neues Löschfahrzeug, der Freistaat gibt Fördermittel in Höhe von 241.000 Euro dazu. Auch hier müssen sich die Kameraden in Geduld üben, erst 2023 wird das neue Einsatzfahrzeug ausgeliefert.