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Einigung über neue Neiße-Autobrücke

Jahrelang haben Sachsen und Polen über eine neue Brücke nördlich von Görlitz verhandelt. Jetzt steht fest, wo sie stehen soll.

Von Steffen Gerhardt
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So kann die neue Autobrücke über die Neiße aussehen. Sie soll von polnischer Seite von Piensk (Penzig) nach Neißeaue gebaut werden und zwischen Deschka und Zentendorf die Neiße überqueren. Grafik DSDiK Wroclaw
So kann die neue Autobrücke über die Neiße aussehen. Sie soll von polnischer Seite von Piensk (Penzig) nach Neißeaue gebaut werden und zwischen Deschka und Zentendorf die Neiße überqueren. Grafik DSDiK Wroclaw © DSDiK Wroclaw

Die Vorzugsvariante steht fest. Auf halber Strecke zwischen Deschka und Zentendorf soll die neue Autobrücke über die Neiße führen und in die Staatsstraße 127 einmünden. Auf polnischem Gebiet führt der Zubringer zur Neißebrücke  nördlich von Piensk (Penzig) von der Landstraße 351 zum Grenzfluss. Vorausgegangen war auf deutschem und polnischem Gebiet die Untersuchung von sechs Varianten.

Das Gebiet am Neißeviadukt bei Zentendorf ist der Favorit der Gemeinde Neißeaue, sagt Bürgermeisterin Evelin Bergmann. Zum einen, weil der sich in Richtung Norden bewegende Verkehr nicht durch die Neißedörfer Zodel, Deschka und Zentendorf muss. Zum anderen sei das Gebiet durch die Eisenbahntrasse bereits verkehrstechnisch belastet. Deshalb könnte dort noch eine zweite Brücke gebaut werden. Aber das wird nicht passieren, schon allein aus Gründen des Naturschutzes. Die Neißeaue ist dort als FFH-Schutzgebiet ausgewiesen.  

Deschka bekommt keine zweite Brücke

Dem Vorhaben vorausgegangen war ein 2017 abgeschlossener Partnerschaftsvertrag zwischen dem Niederschlesischen Dienst für Straßen und Eisenbahnen (DSDiK) und dem Sächsischen Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Im Rahmen des Kooperationsprogrammes Interreg V ist eine gemeinsame Standortuntersuchung durchgeführt worden. Schwerpunkte waren Umwelt und Verkehrsplanung. Dabei sind sechs verschiedene Korridore betrachtet worden.

Sie erstrecken sich auf deutscher Seite nördlich von Zodel bis nördlich von Zentendorf. Dort, wo auch die Eisenbahn die Neiße quert. "Der Korridor 5 zwischen Deschka und Zentendorf hat sich als das Optimum für beide Partner herauskristallisiert und wurde zur Vorzugsvariante. Die Ergebnisse der gemeinsamen Standortfindung sind nach deutschem Planungsrecht in einer Vorplanungsunterlage zusammengestellt", berichtet Franz Grossmann, Pressesprecher im Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv).

Besonders in Deschka sind die Bürger froh, dass der Ort von einer zweiten Grenzbrücke verschont bleibt. Die erste der sechs Varianten sah vor, die Straße analog der Trasse von der vorhandenen Fußgängerbrücke zu führen. Beziehungsweise als zweite Variante die Straße noch auf Piensker Gebiet abzuzweigen und sie über die Neiße und südlich an dem Ort vorbeizuführen.   

Die Gemeinde Neißeaue rechnet mit deutlich mehr Autos auf der S 127 wenn die Brücke fertig ist. Schätzungen gehen davon aus, dass täglich zwischen zwei- und viertausend Autos die neue Neißebrücke in beide Richtungen befahren werden. Darauf will Neißeaue vorbereitet sein. "Unser Anliegen ist es, dass mit dem Bau der Brücke für Sicherheit und Lärmschutz für unsere Bürger gesorgt wird", sagt die Bürgermeisterin.  

Verkehrsinsel und Kreisverkehr

Zusammen mit den Ortschaftsräten in den betroffenen Neißedörfern hat sie eine Stellungnahme an das Lasuv verfasst mit der das Berücksichtigung finden soll. Konkret geht es um Folgendes: Verkehrsinseln vor Deschka und Zentendorf sollen zur Verkehrsberuhigung in den beiden Orten beitragen. Die Bushaltestellen, die sich jetzt unmittelbar am Straßenrand befinden, sind sicherer für die Fahrgäste zu machen. Zudem ist Neißeaue für einen Kreisverkehr nicht nur in der Einmündung des Zubringers zur S 127, sondern auch in Deschka an der Kreuzung Kirschallee. 

Hinzu kommt, dass ein straßenbegleitender Radweg den Radlern zwischen Deschka und Zentendorf mehr Sicherheit geben soll. Zumal in diesem Bereich sich der Neißeradweg fern ab der Straße befindet. Die neu zu bauende Straße von der Staatsstraße zur Brücke soll mit Lärmschutzwänden versehen werden, zum Schutz der Deschkaer und Zentendorfer Einwohner. Soweit die zu berücksichtigenden Dinge aus Neißeaue. Diese wurden eingereicht in der Phase der öffentlichen Anhörung.       

Noch keine terminliche Festlegung

Nach Auswertung der Stellungnahmen von den Trägern öffentlicher Belange wird die Vorplanung abgeschlossen, sagt Lasuv-Sprecher Franz Grossmann. Die nächsten Schritte sind die Erstellung des Vorentwurfs und darauf basierend der Feststellungsentwurf zur Beantragung der Planfeststellung bei der Landesdirektion Sachsen. Bestandteil des Planfeststellungsverfahrens ist die umweltrechtliche Genehmigung des Vorhabens nach deutschem Planungsrecht. "Nach positiver Erteilung des Planfeststellungsbeschlusses zum Vorhaben kann eine deutsch-polnische Vereinbarung zur Baudurchführung abgeschlossen werden und die bauliche Umsetzung erfolgen", so Franz Grossmann.

Aufgrund des Planungsstandes auf deutscher und polnischer Seite ist aus Sicht des Lasuv das Nennen von Zeiträumen für den Brückenbau zum gegenwärtigen Stand noch nicht möglich.

Von den sechs Varianten zwischen Zodel im Süden und Zentendorf im Norden wurde der Trasse zwischen Deschka und Zentendorf der Vorzug gegeben. 
Von den sechs Varianten zwischen Zodel im Süden und Zentendorf im Norden wurde der Trasse zwischen Deschka und Zentendorf der Vorzug gegeben.  © SZ Grafik

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