Dresden. Der Fall der Chemnitzer Familie Pham Phi Son, welche nach 36 Jahren in Deutschland abgeschoben werden soll, sorgt mittlerweile bundesweit für Schlagzeilen.
Am Dienstagabend war Pham Phi Son Gast in der ProSieben-Sendung "Late Night Berlin" von Moderator Klaas Heufer-Umlauf, der bereits im Vorfeld auf das Schicksal der Chemnitzer Familie aufmerksam gemacht hatte.
In der Sendung kam Pham Phi Son mit seiner Anwältin Jenny Fleischer, die Klaas erklärte, wie Abschiebungen ablaufen. "Mitten in der Nacht können bis zu acht Polizeibeamte plötzlich in deinem Haus stehen, dich aus dem Schlaf reißen und zum Flieger karren", erklärt Fleischer. "Die Abschiebungen finden meistens unangekündigt statt, es kann jederzeit soweit sein. Viele Menschen mit einem prekären Aufenthaltsstatus müssen das jeden Abend fürchten, wenn sie ins Bett gehen."
Fleischer übernahm das Reden, während Pham Phi Son selbst nur wenig zu Wort kam. Die Anwältin erklärte noch einmal, wie es zu der Abschiebe-Entscheidung gekommen ist. Dass Pham Phi Son wegen eines Krankenhausaufenthaltes länger in Vietnam bleiben musste, als er durfte. Jetzt würde es an der Chemnitzer Ausländerbehörde liegen. Die hätte theoretisch Handlungsspielraum, ein neues Aufenthaltsrecht zuzusprechen, und sie müsste die Verhältnismäßigkeit genau prüfen. "Sie können, wenn sie wollen!", ist sich Jenny Fleischer sicher, aber in vielen Fällen würden eher die Abschiebegesetze angewandt statt die Gesetze fürs Bleiberecht.
Zum Abschluss bittet Heufer-Umlauf die Zuschauer, aktiv zu werden: "Man kann Petitionen unterzeichnen, seinen Bundestagsabgeordneten ansprechen. Jeder kann darauf einwirken, dass das besser wird."
Bereits in der der vergangenen Woche machten Joko und Klaas in ihren neuen Instagram-Accounts auf die Petition aufmerksam.
In ihren Instagram-Storys verweisen beide auf eine Petition der Bloggerin und Aktivistin Hami Nguyen, die sich dafür einsetzt, dass Familie Pham Phi Son in Deutschland bleiben kann. Nguyen selbst hat ein ähnliches Schicksal ereilt: "Auch mein Vater war Vertragsarbeiter in der DDR und wurde vor einigen Jahren abgeschoben, nachdem er in Deutschland gelebt und gearbeitet hat", schreibt sie bei Instagram. Ihr Vater müsse seitdem in einem Land leben, das ihm fremd sei.
Ihre offiziellen Instagram-Kanäle hatten Joko und Klaas Ende Oktober 2022 an zwei iranische Aktivistinnen verschenkt - "für immer" wie es damals hieß. Seit Mitte und Ende November 2022 haben beide Entertainer jedoch neue Kanäle namens damitdasklaasturbo und officiallyjokoturbo. Dort machten sie am Mittwoch in ihren Storys nun auf das Schicksal der Chemnitzer Familie aufmerksam.
Die Härtefallkommission hatte es vorige Woche abgelehnt, im Fall des Vietnamesen Pham Phi Son und seiner Familie das Innenministerium um ein Aufenthaltsrecht zu bitten. Der Vietnamese war 1987 als Vertragsarbeiter in die DDR gekommen.
Die Behörde in Chemnitz hatte dem Mann das Aufenthaltsrecht entzogen, weil er sich länger als ein halbes Jahr in Vietnam aufgehalten hatte. Dem 64-Jährigen, seiner Frau sowie der gemeinsamen Tochter droht die Abschiebung nach Vietnam. Über die Folgen des langen Aufenthalts in seiner Heimat war er rechtzeitig informiert worden. Daraufhin tauchte er mit Frau und Kind zwei Jahre lang unter.
Mehr als 84.000 Menschen hatten sich in einer anderen Online-Petition für den Verbleib der Familie ausgesprochen. (SZ/fa)