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Corona bringt die Stars nach Dresden

Das Abendsportfest überrascht mit namhaften Leichtathleten. Und das soll erst der Anfang sein.

Von Alexander Hiller & Timotheus Eimert
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Christin Hussong gewann den Speerwurf-Wettkampf beim Leichtathletik-Sportfest des Dresdner SC.
Christin Hussong gewann den Speerwurf-Wettkampf beim Leichtathletik-Sportfest des Dresdner SC. © Matthias Rietschel

Dresden. Die Bedingungen waren eigentlich top beim Abendsportfest des Dresdner SC. Der Himmel leicht bewölkt, ab und zu blinzelte die Sonne durch – ein Traum für jeden Leichtathleten. Doch der Wind wollte am Freitag nicht immer mitspielen. Speerwurf-Europameisterin Christin Hussong, die extra 650 Kilometer aus ihrer Heimat Zweibrücken nach Dresden gefahren war, klagte über die für ihre Disziplin schlechten Verhältnisse. „Ein bisschen Wind ist okay, aber manchmal ist der Speer fast stehengeblieben“, sagte sie. Mit 58,92 Metern war die 26-Jährige dennoch die Beste. Die persönliche Bestweite liegt aber neun Meter weiter. „Der Wind macht es nicht einfacher, die Top-Leistung zu zeigen.“

Die zeigte dafür die gebürtige Dresdnerin Maria Purtsa im Dreisprung. Mit 13,67 Metern sprang sie persönliche Bestweite. „Es ist für mich hier eine Art Wohnzimmer“, sagte die für den LAC Erdgas Chemnitz startende Athletin. Geholfen bei dieser Leistung hat sicherlich auch das besondere Training während der Corona-Zeit. Für sechs Wochen musste die Psychologie-Studentin bei ihren Eltern in Cossebaude auf einem Feldweg trainieren. „Einige Nachbarn haben sich schon gewundert, was ich da mache“, sagte sie und musste fast anfangen zu lachen.

Der ehemalige Dreisprung-Europameister Max Heß vom LAC Erdgas Chemnitz brauchte nur drei Versuche, um 16,71 Meter zu springen. Nach einer hartnäckigen Rückenverletzung war es ein erster Härtetest für den 23-Jährigen.
Der ehemalige Dreisprung-Europameister Max Heß vom LAC Erdgas Chemnitz brauchte nur drei Versuche, um 16,71 Meter zu springen. Nach einer hartnäckigen Rückenverletzung war es ein erster Härtetest für den 23-Jährigen. © Matthias Rietschel

Grund zur Freude hatte auch ihr weitaus  berühmterer Vereinskollege Max Heß. Der Dreisprung-Europameister von 2016  knüpfte nach hartnäckigen Rückenproblemen an seine alte Form an. Mit 16,71 Metern gewann er souverän den Wettkampf, hatte dabei aber zu viel Rückenwind. Dass der 23-Jährige nur die Hälfte der möglichen sechs Durchgänge absolvierte, hatte viel mit seiner auskurierten Verletzung am Rücken zu tun. "Es war für mich ein Trainingswettkampf. Deswegen wollte ich nicht zu viel riskieren", sagte er.

Auch Sprinterin Rebekka Haase aus Zschopau hatte im vergangenen Jahr mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Die Deutschen Meisterschaften in Berlin musste sie aufgrund einer Sprunggelenksverletzung absagen. In Dresden ging sie nun nach langer Pause wieder an den Start. Die mehrfache Deutsche Meisterin über 200 Meter überzeugte auch über die kürzere Distanz: 100 Meter in 11,27 Sekunden. Dass es nicht eine noch bessere Zeit wurde, hatte einen ganz bestimmten Grund. „Ich war viel zu aufgeregt“, musste die 27-jährige Sprinterin gestehen. „Es war der erste Lauf seit langem, bei dem ich relativ schmerzfrei war.“

Rebekka Haase konnte nach langer Verletzungspause in Dresden wieder an den Start gehen. Sie gewann den 100-Meter-Sprint in 11,27 Sekunden.
Rebekka Haase konnte nach langer Verletzungspause in Dresden wieder an den Start gehen. Sie gewann den 100-Meter-Sprint in 11,27 Sekunden. © Matthias Rietschel

Das Abendsportfest war aber nicht nur für die meisten Athleten ein Erfolg. Auch die Organisatoren waren sehr zufrieden. „Der Dresdner SC verändert sich“, sagte Michael Gröscho, Leiter der Leichtathletikabteilung. „Wir wollen wieder an erfolgreiche Zeiten anknüpfen. Ich erinnere nur an das Goldene Oval zu DDR-Zeiten. Da war die Hütte voll.“

Am Freitag durften aufgrund der Corona-Auflagen keine Zuschauer im Stadion sein. Einige schauten aber vom Zaun aus zu. „Ich kann mir solch eine Veranstaltung auch richtig gut vor 5.000 Zuschauern vorstellen“, lobte Sportbürgermeister Peter Lames das Event und verwies ebenfalls auf die großen Ziele der Dresdener: „Die Vision sind die Deutschen Meisterschaften 2024 im Heinz-Steyer-Stadion.“ Vielleicht stimmen dann auch die Windbedingungen.