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Bautzen: Wer bekommt den Corona-Bonus?

Politiker haben Mitarbeitern in Krankenhäusern und Pflegeheimen eine Extrazahlung für ihren Einsatz versprochen. Doch das Geld kommt nicht überall an.

Von Tilo Berger
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Pflegekräften wurde von der Politik ein Corona-Bonus für ihren besonderen Einsatz versprochen. Doch das Geld kommt nicht bei allen an.
Pflegekräften wurde von der Politik ein Corona-Bonus für ihren besonderen Einsatz versprochen. Doch das Geld kommt nicht bei allen an. © Symbolfoto: Tom Weller/dpa

Bautzen. Schon seit der ersten Corona-Welle im Frühjahr ist von einem Bonus für die Mitarbeiter in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen die Rede. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) versprach so einen Bonus bereits im April. Im Juni hat das sächsische Kabinett beschlossen, den rund 70.000 Pflegekräften im Freistaat einen einmaligen Bonus in Höhe von 500 Euro zu zahlen und damit den 1.000-Euro-Bonus des Bundes aufzustocken.

Doch das Geld kommt nicht überall gleichermaßen und bei vielen Beschäftigten auch gar nicht an, ergab eine Nachfrage von Sächsische.de bei Einrichtungen im Landkreis Bautzen. Das liegt an den komplizierten Regelungen für diese Zahlungen. Wo kein Bonus vom Staat kommt, finden einige Arbeitgeber aber andere Wege, um ihren Mitarbeitern etwas Gutes zu tun.

Oberlausitz-Kliniken greifen tief in die Tasche

Zum Beispiel bei den Oberlausitz-Kliniken (OLK) in Bautzen und Bischofswerda. Die gemeinnützige Gesellschaft hat dafür "auf die Schnelle" mit der Gewerkschaft Verdi sogar einen Tarifvertrag vereinbart, berichtet Geschäftsführer Reiner Rogowski: "Alle Berufsgruppen bekommen eine Zahlung, in unterschiedlicher Höhe. Die Zahlung erfolgt in diesem Monat." In den Genuss der Sonderzahlungen würden insgesamt etwa 1.200 Mitarbeiter in den Krankenhäusern in beiden Städten kommen.

Die Höhe der Sonderzahlung schwanke zwischen einmalig 150 und 600 Euro, je nach dem Dienstverhältnis. Insgesamt nimmt die Geschäftsführung der Oberlausitz-Kliniken dafür etwa 520.000 Euro in die Hand, erklärt Rogowski. "Zu 100 Prozent aus Eigenmitteln, das heißt ohne Zuschüsse der Bundesrepublik, des Freistaates Sachsen und der Kostenträger."

Ein Weihnachtsbaum in Kamenz, nichts in Hoyerswerda

Kein Zusatz-Geld bekommen dagegen die Mitarbeiter in den anderen Krankenhäusern im Landkreis Bautzen. Das Malteser-Krankenhaus in Kamenz schenkt allen Mitarbeitern immerhin den Weihnachtsbaum. Geschäftsführer Sven Heise sagt, er finde es "schade, dass es hier keine einheitliche Unterstützung des Bundes wie beispielsweise in der Altenhilfe gab". Die Malteser-Geschäftsführung unterstütze "auf allen Ebenen" die Bemühungen um eine Extra-Zahlung - aber dazu brauche es Beschlüsse, die dann bundesweit umgesetzt werden.

Kein Extra-Geld gibt es auch im Seenland-Klinikum in Hoyerswerda. Pressesprecher Gernot Schweitzer erklärt, warum das so ist. Anspruch auf eine "Sonderleistung" hätten nur Krankenhäuser, die von Januar bis März "durch die voll- oder teilstationäre Behandlung von mit dem Coronavirus infizierten Patientinnen und Patienten besonders belastet waren". Das sollen Krankenhäuser mit weniger als 500 Betten sein, die mindestens 20 Corona-Fälle hatten, und Krankenhäuser mit mehr als 500 Betten und mindestens 50 Corona-Fällen. Doch diese "Schallmauer" habe das Hoyerswerdaer Klinikum nicht durchbrochen.

Auf einen Corona-Bonus verzichten müssen auch die Beschäftigten des Sächsischen Krankenhauses Arnsdorf. "Es mangelt an einer gesetzlichen oder tariflichen Grundlage", heißt es aus dem sächsischen Sozialministerium, dem Träger des Krankenhauses.

Pflegeheime zahlen Bonus in zwei Raten

Für die Oberlausitz Pflegeheim & Kurzzeitpflege (OLPK) gibt es diese Grundlage aber, freut sich Geschäftsführer Sascha Bock. Jeder der 520 Mitarbeiter bekommt demnach die Corona-Prämie, die sich auf maximal 1.500 Euro beläuft - zwei Drittel vom Bund, ein Drittel vom Freistaat Sachsen. Der Bonus vom Bund sei mit dem Juli-Lohn überwiesen worden, die Prämie vom Freistaat komme jetzt mit dem Dezember-Gehalt. Zur OLPK gehören das größte Pflegeheim im Landkreis Bautzen, das Seniorenwohnheim "Am Belmsdorfer Berg" in Bischofswerda, sowie Einrichtungen in Neukirch, Großdubrau und Bautzen.

Drei Seniorenzentren in Pulsnitz, Ohorn und Elstra sowie weitere soziale Einrichtungen gehören zur Westlausitz Pflegeheim und Kurzzeitpflege. Die gemeinnützige GmbH mit Sitz in Pulsnitz ist eine Tochter der OLPK in Bischofswerda, berichtet Prokuristin Kerstin Mildner. Also werde hier der Bonus auch wie bei der OLPK gezahlt.

Die 40 Mitarbeiter im Seniorenpflegeheim "Am Czorneboh" in Cunewalde erhalten den gleichen Bonus, das Bundesgeld ebenfalls im Juli, den Landeszuschuss jetzt im Dezember. Das berichtet Claudia Beckel vom Heimträger, dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Löbau. Die Corona-Prämie erhalten alle Mitarbeiter - von der Heimleitung über die Pflegekräfte bis zum Küchenpersonal und dem Hausmeister.

Das Pflegeheim "Goldener Stern" in Hoyerswerda ist eine von 16 Einrichtungen, die von der Diakonie St. Martin in Rothenburg (Landkreis Görlitz) betrieben werden. Hier gab es den ersten Teil der Corona-Sonderzahlung im August, berichtet Sprecherin Doreen Lorenz. Die zweite Rate werde jetzt mit dem Dezember-Gehalt überwiesen.

Update: Der Text wurden am 17. Dezember um 9.55 Uhr korrigiert. In der ursprünglichen Fassung hieß es: "Die Höhe der Sonderzahlung schwanke zwischen 150 und 600 Euro pro Monat, je nach dem Dienstverhältnis. Gezahlt werde das Geld nachträglich für den Zeitraum zwischen März und Oktober. Das heißt, der Bonus kann sich bis auf 4.800 Euro belaufen." Richtig ist: "Die Höhe der Sonderzahlung schwanke zwischen einmalig 150 und 600 Euro, je nach dem Dienstverhältnis."

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