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Corona-Bonus fürs Durchhalten in der Krise

Der Bund hat eine Prämie für Pflegekräfte beschlossen. Im Kreis Bautzen belohnen auch Firmenchefs aus anderen Branchen ihre Mitarbeiter.

Von Reiner Hanke
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Eine Prämie fürs Team: Bauunternehmer Dietmar Machel (l.) aus Bretnig ist froh das er eine Mannschaft hat, die auch in Krisenzeiten mitzieht. Dafür zahlte er seinen Mitarbeitern jetzt einen steuerfreien Corona-Bonus.
Eine Prämie fürs Team: Bauunternehmer Dietmar Machel (l.) aus Bretnig ist froh das er eine Mannschaft hat, die auch in Krisenzeiten mitzieht. Dafür zahlte er seinen Mitarbeitern jetzt einen steuerfreien Corona-Bonus. © René Plaul

Bautzen/Kamenz. Der Bretniger Unternehmer Dietmar Machel steht auf einer Baustelle in Dresden an der Ginsterstraße. Für den Schulstandort dort baut seine Truppe gerade an den Außenanlagen. Der kleine Betrieb mit 27 Beschäftigten hatte und hat gut zu tun. Selbst in den schlimmsten Corona-Wochen.

Auch Baufirmen haben Hygiene-Auflagen einzuhalten, Abstandsregeln zum Beispiel - auf der Baustelle nicht immer leicht. Trotzdem hätten alle durchgezogen. „Unter Erschwernissen“, betont der Chef. Besonders für Mitarbeiter, die Job und Kinderbetreuung stemmen mussten, so Machel, sei das nicht leicht zu organisieren gewesen. Auch für die Mitarbeiter in der Verwaltung.

Das Schwierigste war der Spagat zwischen Homeoffice für den Betrieb und Heim-Schule für die Tochter, berichtet Ines Würzebesser. Abrechnungen mit Zahlenkolonnen für die Buchhaltung und Vivaldi für den Musikunterricht: Da braucht es starke Nerven. Dietmar Machel sagt: „Ich bin froh, dass ich solche Mitarbeiter habe.“ Er belässt es aber nicht bei lobenden Worten, sondern hat auch Prämien ausgezahlt: bis zu 1.500 Euro steuerfrei – orientiert an Arbeitsaufgabe und Familienverhältnissen.

Den Bonus gibt's steuerfrei

Speziell für Mitarbeiter in der Pflege hat der Bundestag die Zahlung einer Corona-Prämie beschlossen. Andere Branchen können sich quasi dranhängen und zumindest die Steuerfreiheit nutzen. Den Bonus müssen sie allerdings komplett selbst finanzieren, ohne Zuschuss aus der Steuerkasse.

Außerordentliches Engagement unter Corona-Bedingungen gab und gibt es in vielen Branchen. Wilfried Rosenberg vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft in Bautzen beobachtet jedoch, dass  außer Bauunternehmen und dem Pflegebereich derzeit nur wenige Arbeitgeber einen steuerfreien Bonus auf dem Schirm haben: „Die meisten, die das in Erwägung gezogen haben, überlegen noch.“ Andere seien selbst von der Krise getroffen. 

Zu den Bauunternehmen zählt auch die Bautzener Firma Hentschke Bau mit 700 Beschäftigten. Die Belegschaft habe außergewöhnlichen Einsatz und viel Kreativität bewiesen, heißt es aus dem Unternehmen. Trotz widriger Umstände wie Lieferengpässen und Personalausfall durch geschlossene Grenzen und trotz zahlreicher Auflagen liefen die Baustellen. So hätten auch die Hentschke-Mitarbeiter die Prämie verdient. Den Bonus-Höchstsatz erhalten nach Firmenangaben „durchgängig im Einsatz befindliche Mitarbeiter“ in den Monaten März, April und Mai mit je 500 Euro, Azubis 150 Euro. Ohne Abzüge.

Aber es gibt auch Beispiele außerhalb der Baubranche wie die Sozialinitiative Kuschnik mit gut 30 Mitarbeitern an zwei Standorten im Landkreis - in Hoyerswerda und Arnsdorf. Alle, die in der Krise in Arbeit waren, bekommen in diesen Tagen den 1.500-Euro-Bonus steuerfrei überwiesen, so Leiter Ulrich Kuschnik.

Damit solle die Mehrbelastung honoriert werden. Zum Beispiel durch längere Dienste bei den Jungen im Wohnprojekt. Die durften nicht in die Schule, zeitweise kaum noch raus und mussten daher viel intensiver betreut werden. Dasselbe sei in der Familienhilfe bei der Beratung der Fall. Das Konfliktpotenzial in den Familien sei durch die Einschränkungen gestiegen: „Wir mussten viel schlichten", so Kuschnik.

Gutscheine statt Geld

Große Einsatzbereitschaft verlangt die Krise den Beschäftigten im Lebensmittelhandel ab. Die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland schlug ebenso wie Aldi beim Bonus jedoch einen anderen Weg ein. Kaufland und Lidl gaben deutschlandweit allen Mitarbeitern in den Filialen, in der Logistik und in den Produktionsbetrieben eine Sonderzahlung als Warengutschein von bis zu 250 Euro: insgesamt 35 Millionen Euro für 140.000 Beschäftigte. Das sei bereits im April noch vor den Bonus-Beschlüssen der Bundesregierung gewesen.

Damit das Geld netto bei den Beschäftigten ankomme, habe man damals Warengutscheine gewählt. Man habe eine zeitnahe und pragmatische Lösung finden wollen, so Kaufland-Sprecherin Andrea Kübler. Bei Aldi erhielten „alle tariflichen Mitarbeiter“ einen 250-Euro-Gutschein. Bei Rewe-Petz, zum Beispiel in Pulsnitz, werde eine Einmalzahlung für die Mitarbeiter geleistet, „die im Markt ,an vorderster Front‘ vor besondere Herausforderungen gestellt waren“, teilt das Unternehmen mit. Summen wolle man nicht nennen.

Es sei gut, dass die Politik diese Steuerfreiheit gewährt, sagt Wirtschaftsfachmann Wilfried Rosenberg und ermuntert die Arbeitgeber, die Möglichkeit zu nutzen. Wenn sich der Bonus positiv aufs Betriebsklima auswirke, sei das gut. Noch wichtiger wäre es allerdings, wenn das Lohnniveau insgesamt steigen würde, denn das sei immer noch zu niedrig in der Region.

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