SZ + Zittau
Merken

Wer steckt hinter dem "Zittauer Totenzug"?

Das selbsternannte Bürgerkomitee ist am Sonnabend erstmals durch die Innenstadt gezogen - auf der Suche nach den Corona-Toten. Zur Aktion wird geschwiegen.

Von Thomas Christmann
 3 Min.
Teilen
Folgen
Ziel des "Bürgerkomitees Oberlausitz" war die wöchentliche Corona-Demo am Herkulesbrunnen.
Ziel des "Bürgerkomitees Oberlausitz" war die wöchentliche Corona-Demo am Herkulesbrunnen. © xcitepress

Mit einem Trommler vorneweg zieht eine Gruppe von Männern und Frauen in überwiegend schwarzen Kutten und verhüllten Gesichtern eine Sarg-Karre durch die Stadt. Auf Schildern steht: Bürgerkomitee Oberlausitz und Satire. Immer wieder rufen sie "Bringt die Toten aus dem Haus" und "Ihr habt uns 25.000 Tote versprochen. Nur: "Wo sind die Toten, wo sind die Kranken, wo habt Ihr sie versteckt?" Die Krankenhäuser seien leer, das Land liege im Chaos.

Die Gruppe zieht von der Bautzner Straße über den Markt und die Frauenstraße bis zur Neustadt. Dort, wo sich seit Montag jeden Sonnabend am Herkulesbrunnen die Corona-Kritiker treffen. Einer der Initiatoren und Organisatoren dieser wöchentlichen Aktion ist Steffen Golembiewski. 

Im Netz kursieren Videos vom "Zittauer Totenzug", auch er hat auf seiner Facebook-Seite eins hochgeladen. Dazu schreibt Steffen Golembiewski: "In Ermangelung eines Millitärkonvois wurden heute die Bürger gebeten, ihre gestapelten Corona-Toten auf mittelalterliche, tradierte Weise zur Verfügung zu stellen."

Er wusste also von dem "Zusatzprojekt" und kennt auch die Teilnehmer am "Zittauer Totenzug", der erstmals bei der Sonnabend-Veranstaltung dabei war. Wer hinter dem Bürgerkomitee steckt, will Steffen Golembiewski allerdings nicht verraten. 

Einer, der seine Teilnahme der SZ gegenüber bestätigt, ist AfD-Stadtrat Frank Figula. Aber auch er will sich nicht über die Hintergründe äußern. Die überlässt Figula nach eigener Aussage der Intelligenz der Leute.

Ob die Aktion wiederholt wird, ist unklar. Die Demo am Brunnen soll allerdings die kommenden Sonnabende fortgesetzt werden. Solange, bis laut Steffen Golembiewski die Corona-Maßnahmen eingestellt sind und das Infektionsschutzgesetz nicht mehr über dem Grundgesetz steht - und die Allgemeinverfügung der Veranstaltung keinen Strich durch die Rechnung macht. 

Auch der Gründungsrektor der Hochschule Görlitz-Zittau Professor Peter Dierich gehört zu den Kritikern der staatlichen Corona-Maßnahmen. Er hat statistische Daten zum Pandemie-Verlauf in Deutschland ausgewertet - und hält den Lockdown daher für nutzlos. Es sind Thesen wie diese, die der Zittauer Professor Christian Brauweiler wiederum in einem Gastbeitrag scharf kritisierte.

Ein schnelles Ende der Corona-Demos ist jedenfalls nicht in Sicht. Schließlich gehört der Landkreis Görlitz mit den jüngsten offiziellen Zahlen zum Risikogebiet, weshalb seit Montag weitere Einschränkungen gelten

Sie wollen schon früh wissen, was gerade zwischen Oppach und Ostritz, Zittauer Gebirge und A4 passiert? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "Löbau-Zittau kompakt".

Mehr Nachrichten aus Löbau und Umland lesen Sie hier.

Mehr Nachrichten aus Zittau und Umland lesen Sie hier.