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Hildburghausen: Aufruf zu Blockade

Im Deutschlands Corona-Hotspot ist die Lage angespannt. Alle Intensivbetten sind belegt, der Landrat steht nach Drohungen unter Polizeischutz.

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Hildburghausen ist der Kreis mit der höchsten Inzidenz in ganz Deutschland. Dementsprechend drastisch sind die Regeln zur Eindämmung - dagegen gibt es heftige Proteste.
Hildburghausen ist der Kreis mit der höchsten Inzidenz in ganz Deutschland. Dementsprechend drastisch sind die Regeln zur Eindämmung - dagegen gibt es heftige Proteste. © Bodo Schakow/dpa

Hildburghausen. Im thüringischen Landkreis Hildburghausen, aktuell bundesweit Corona-Hotspot Nummer eins, ist die Polizei zu einem Einsatz an der regionalen Corona-Teststation ausgerückt. Die Polizei habe am Donnerstagabend über die Versammlungsbehörde des Landkreises Kenntnis über einen Aufruf in sozialen Medien zur Blockade der Abstrichstelle erlangt, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag. Die Polizei sei daraufhin vor Ort gewesen, eine Blockade habe aber nicht festgestellt werden können. Wer dahinter steckt, sei zunächst unklar.

In dem Landkreis an der Grenze zu Bayern hat sich mit Stand Freitag die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche auf rund 630 erhöht (Vortag: 602,9). Das ist der höchste Wert in Deutschland. Die Zahl der aktiven positiven Corona-Fälle liegt laut Landratsamt in dem 63.000 Einwohner zählenden Landkreis am Freitag bei 853.

Landrat erstattet Anzeige

Derzeit sind alle Intensivbetten belegt. Das geht aus dem Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) mit Stand Freitagmorgen hervor. Das DIVI-Register listet für den Landkreis, in dem es ein Allgemeinkrankenhaus der Grundversorgung und eine Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie gibt, insgesamt acht Intensivbetten auf. Sie waren am Freitag allesamt belegt, davon zwei mit Covid-19-Patienten. Diese mussten invasiv beatmet werden.

Der Landrat des Landkreises, Thomas Müller, steht seit Donnerstag unter Polizeischutz. Er sei zuvor in den sozialen Medien beleidigt und bedroht worden und habe Anzeige erstattet, sagte ein Sprecher der Polizei in Erfurt am Donnerstagabend.

Der Landrat des Landkreises Hildburghausen, Thomas Müller, steht unter Polizeischutz.
Der Landrat des Landkreises Hildburghausen, Thomas Müller, steht unter Polizeischutz. © Michael Reichel/dpa

Die Drohung stehe "mutmaßlich im Zusammenhang mit der Corona-Schutzverordnung", sagte der Sprecher. Die Kriminalpolizei Suhl bearbeite den Fall. Nach einem Bericht der Zeitung "Freies Wort" gab es in einem mittlerweile gelöschten Facebook-Post einen Aufruf zum Suizid, sowie die Ankündigung, ihm dabei zu "helfen".

Strenge Ausgehbeschränkungen

Müller hatte die Proteste gegen den strengen Lockdown in Hildburghausen als unverantwortlich kritisiert. Hunderte Menschen, die am Mittwochabend durch die Südthüringer Stadt gezogen seien, hätten nicht nur sich, sondern auch andere gefährdet, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag.

Seit der Wochenmitte gilt dort ein Lockdown mit strengen Ausgehbeschränkungen; Schulen und Kindergärten sind seitdem geschlossen. Dagegen hatten mehrere Hundert Menschen am Mittwochabend im Stadtzentrum protestiert. Sie zogen laut Polizei singend durch die Straßen, viele trugen keinen Mund-Nasen-Schutz. Die Polizei zerstreute die Ansammlung schließlich auch mit Hilfe von Pfefferspray. (dpa)