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Geimpft, ungeimpft, genesen: Was übermitteln die Kliniken?

Großschweidnitz, Ebersbach, Zittau, Görlitz: Nicht alle Krankenhäuser führen Statistik und melden Zahlen. Was der Landkreis dann ausweist - und was nicht.

Von Constanze Junghanß
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Symbolbild © Marijan Murat/dpa

Dass immer wieder auch gegen Corona geimpfte Patienten im Krankenhaus behandelt werden müssen, ist inzwischen bekannt. Wie aber sieht es mit den Genesenen aus? Kommt es vor, dass sie erneut schwer erkranken? Darüber können die hiesigen Kliniken aktuell kaum Auskunft geben. Denn das zu erfassen und aufzubereiten ist aufwendig.

Eine Corona-Statistik vom zweiten Halbjahr 2021 und dem neuen Jahr liegt beim Klinikum Oberlausitzer Bergland beispielsweise noch gar nicht vor. "Deren Erstellung würde deutlich mehr Zeit erfordern", begründet Jana-Cordelia Petzold, Sprecherin des Klinikums. Die Zeit fehle aus Kapazitätsgründen – unter anderem wegen der derzeit vordergründigen Erfassung des Immun-Status der Mitarbeiter.

Das Klinikum mit den Standorten Zittau und Ebersbach erfasst den Genesenenstatus der Coronapatienten. Das bestätigt Sprecherin Petzold. Auch den Impfstatus erfassen die Kliniken und melden ihn täglich in den frühen Vormittagsstunden an den Landkreis "Sollten dazu bei Aufnahme keine überprüfbaren Angaben vorliegen, werden diese nachträglich eingeholt und entsprechend nachgemeldet", erläutert sie.

Auch im Fachkrankenhaus in Großschweidnitz werden Patienten mit Corona behandelt - allerdings nicht vorrangig wegen der Infektion. Vielmehr seien coronapositive Patienten hier aufgrund psychiatrischer oder neurologischer Erkrankungen behandelt worden, sagt Loretta Farhat, Ärztliche Direktorin des Fachkrankenhauses. Die Corona-Infektion trat bei allen Betroffenen zusätzlich zur behandelten Erkrankung auf.

Keine einfache Situation. "Durch die nötige Isolierung auf der Corona-Station konnte die psychiatrische beziehungsweise neurologische Erkrankung nicht in vollem Maße weiter behandelt werden", so die Ärztin. Im Dezember 2021 standen 13 Betten für entsprechende Patienten in Großschweidnitz zur Verfügung. Das Krankenhaus wandelte eine Station um. "Da sich seit Ende 2021 die Auslastung reduzierte, haben wir sie unterteilt", so Dr. Farhat. Derzeit stehen auf einer Teilstation noch acht Betten für an Corona erkrankte Patienten bereit. Wie viele von ihnen geimpft, ungeimpft oder genesen und damit erneut erkrankt waren, darüber wird in Großschweidnitz keine Statistik geführt. So viel kann die Ärztliche Direktorin aber sagen: "Unter den Corona-positiv getesteten Patienten befinden sich Personen mit und ohne Corona-Schutzimpfung."

Im Klinikum Görlitz werden nicht alle Patienten mit einem positiven Testergebnis wegen Covid-19 behandelt. "Dennoch haben sie den gleichen hohen Versorgungsbedarf", sagt Klinikum-Sprecherin Katja Pietsch. Im Rahmen der Meldepflicht bei den positiv getesteten Patienten teilt das Klinikum auch den Impf- oder Genesenenstatus an das Gesundheitsamt mit. Extra ausgewiesen wird der Genesenenstatus – also ob sich eine Person nach erneuter Infektion im Krankenhaus befindet – seitens des Landkreises nicht. "Wir filtern nicht nach doppelter Infektion", sagt Kreissprecherin Julia Bjar. Das hänge auch damit zusammen, dass jeder Fall einzeln betrachtet werden müsse.

So ist unter anderem der Genesenenstatus von sechs auf drei Monate herabgesetzt. Manche Menschen hatten vielleicht vor längerer Zeit das Virus, sind aber erst einmal geimpft. Bei anderen Infizierten verlief eine erste Infektion möglicherweise symptomlos, wieder andere Patienten könnten aufgrund der Schwere ihrer Erkrankung gar nicht selbst Auskunft geben. Es sei also schwierig, da konkrete Genesenenzahlen von Patienten auf Intensivstation und Corona-Normalstation herauszufiltern.

Vor zwei Wochen entschied sich der Kreis, dass bei den veröffentlichten Zahlen Patienten mit unbekanntem oder unvollständigem Impfschutz nicht als ungeimpft ausgewiesen werden. "Sie gelten als geimpft", sagt Julia Bjar.

Das Klinikum Görlitz hat nach Angaben von Katja Pietsch im November sowie Dezember und damit in der Hochphase der vierten Welle gleichzeitig bis zu 40 Patienten mit Covid-19 sowie eine Vielzahl an Patienten als Verdachts- oder Quarantänefälle behandelt. "Die Intensivstation mit zwölf Betten war dabei auch lange mit Covid-19 Patienten belegt", sagt die Sprecherin. Seit Dezember 2021 seien die ITS-Patienten "fast ausschließlich ungeimpft." Auch die schwereren Krankheitsverläufe auf Normalstation betreffen häufig diese Gruppe. Ein Kraftakt für die Mitarbeiter: "Das Anlegen der Schutzkleidung auf der Intensivstation ist extrem zeitintensiv und dauert etwa zehnmal so lange wie üblich", erklärt Katja Pietsch. Auch auf der normalen Corona-Station dauert diese Prozedur etwa fünfmal länger und muss bei jedem Betreten und Verlassen des Zimmers durchgeführt werden. Darüber hinaus brauchen viele Covid-Patienten mehr pflegerische Hilfe als andere stationäre Patienten.

Omikron scheine dabei allgemein und insgesamt weniger schwere Symptome aufzuweisen. "Trotzdem sind wir insgesamt vorsichtig, weil wir nach der dritten Welle auch optimistisch waren und uns die vierte dann sehr stark ereilte", sagt Katja Pietsch. Noch vor zwei Wochen habe es Tage gegeben ohne einen einzigen Corona-Patienten. Jetzt allerdings schnellen die Infektionszahlen weiter nach oben und damit auch die Patientenzahlen. Mit Stand Mittwoch waren das im Görlitzer Klinikum 18 Patienten, zwei auf ITS. Der Kreis vermeldete an diesem Tag insgesamt 54 Personen in den Kliniken im Landkreis, davon neun in intensivmedizinischer Betreuung.