Bautzen. Eines will er ganz sicher nicht: das Impfzentrum blockieren. Das ist Steffen Waldmann, dem Geschäftsführer des MSV Bautzen 04, wichtig. Er sehe ja, wie hoch die Fallzahlen sind. Und dennoch: Als er neulich aus der Zeitung erfuhr, dass die Schützenplatzhalle in Bautzen als künftiges Corona-Impfzentrum im Gespräch ist, musste er kurz schlucken. „Sicher, momentan dürfen wir ja sowieso keinen Vereinssport betreiben“, sagt Steffen Waldmann. „Aber die Halle geht dann langfristig dem Vereinssport und auch dem Schulsport verloren“, sorgt er sich.
Beim MSV betrifft das zum Beispiel die Handballer, die Volleyballer und die Tischtennis-Spieler. „Damit fällt die Sportstätte für grob geschätzt etwa 300 Leute weg“, ordnet Steffen Waldmann ein. „Und das bei der ohnehin komplizierten Hallensituation in Bautzen.“ Was er meint, ist: Seit Langem ist bekannt, dass es in Bautzen an Sporthallen mangelt. Die Stadt überlegt deshalb, eine neue Drei-Felder-Halle zu bauen. Passiert ist das aber bislang noch nicht.
Verein: "Wir müssen jetzt schon Kinder ablehnen"
„Die Situation ist jetzt schon so, dass wir Kinder nicht in den Verein aufnehmen können, weil wir keine weiteren Trainingszeiten mehr bekommen können“, berichtet Waldmann. Besonders für die Handballer sei die Lage momentan nicht leicht. Denn die brauchen eine besonders große Halle. „Wenn die Schützenplatzhalle wegfällt, wird es eng. Dann ist das Handballspielen eigentlich nicht mehr möglich“, sagt Waldmann. „Das ist ein Riesen-Dilemma.“
Auch die Schulen, die die Halle für ihren Sportunterricht nutzen, berichten von Einschnitten. „Betroffen wären bei uns vor allem die höheren Klassenstufen“, berichtet Andreas Kämpe, Schulleiter des Schiller-Gymnasiums. „Das wäre eine starke Einschränkung, wenn die Schützenplatzhalle wegfiele“, sagt auch Karsten Vogt vom Philipp-Melanchthon-Gymnasium. Vor allem die Gymnasiasten ab der achten Klasse nutzen für ihren Sportunterricht die Halle. Und auch das Förderzentrum Am Schützenplatz wäre betroffen.
Vorschlag: Impfzentrum könnte in die Krone ziehen
Dennoch: „Ich sehe auch die Notwendigkeit zu impfen“, sagt Andreas Kämpe, „da müssen wir die Einschnitte zur Not eben hinnehmen.“ Und auch Karsten Vogt sagt: „Wenn es keine Alternativen gibt, dann müssen wir das hinnehmen.“
Die Suche nach alternativen Standorten – das ist auch ein Wunsch des MSV, so Steffen Waldmann. Er sagt: „Wenn es keine Alternativen gibt, verstehe ich das natürlich. Ich hätte mir aber gewünscht, dass geprüft wird, ob es nicht vielleicht leerstehende Hallen, beispielsweise Lagerhallen gibt. Oder ob der Bau eines Containerdorfs auf dem Schützenplatz eine Option wäre.“ Vereinskollege Lutz Regett, der die Abteilung Handball beim MSV leitet, schlägt die Krone als Alternative vor. Schließlich habe die Bautzener Wohnungsbaugesellschaft gerade erst etwa 200.000 Euro in das Gebäude gesteckt, um den Brandschutz auf den aktuellen Stand zu bringen.
Offiziell bestätigt hat das Sozialministerium noch immer nicht, ob das Corona-Impfzentrum für den Kreis Bautzen in der Schützenplatz-Sporthalle eingerichtet wird. Auch das Deutsche Rote Kreuz und der Landkreis gaben auf Nachfragen bislang keine Auskunft. Aber: „In ihrer gemeinsamen Stellungnahme haben uns Vertreter des DRK-Kreisverbandes Bautzen, des THW, der Bundeswehr sowie des Landkreises Bautzen Ende der vergangenen Woche mitgeteilt, dass kein anderes Objekt im Landkreis Bautzen als Impfzentrum infrage kommt“, teilt Bautzens Pressesprecherin Laura Ziegler mit. Nach dem Kenntnisstand der Stadt soll das Impfzentrum für sechs Monate bleiben.
Auch die Stadt wünscht einen alternativen Standort
Auch die Stadt Bautzen ist jedoch skeptisch, ob die Schützenplatzhalle der richtige Standort für das Impfzentrum ist. „Selbstverständlich unterstützen wir den Freistaat Sachsen bei der Errichtung von Impfzentren“, sagt Laura Ziegler. Die Schützenplatzhalle aber erfülle mehrere wichtige Funktionen. Zum einen stehe sie den drei Schulen für den Sportunterricht zur Verfügung, zum anderen verschiedenen Vereinen für Training und Wettkämpfe. Und außerdem: „Die Halle dient den Oberlausitz-Kliniken im Katastrophenfall als Ausweichobjekt.“
Auch die Stadtverwaltung habe deshalb empfohlen, alternative Standorte noch einmal zu prüfen. „Dazu gehören die Stadthalle Krone und die Sporthalle des Beruflichen Schulzentrums“, so Laura Ziegler. Sollte keine Alternative möglich sein, so hoffe die Stadt darauf, dass der Schulsport in der Zwischenzeit in der Sporthalle des Beruflichen Schulzentrums stattfinden könne, die in Trägerschaft des Landkreises ist.
Das Sächsische Sozialministerium will in den nächsten Tagen eine Entscheidung über den Standort für das Impfzentrum verkünden.
Zum kostenlosen Newsletter „Kamenz kompakt“ geht es hier.
Mehr Nachrichten aus Bautzen lesen Sie hier.