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Ministerpräsident Kretschmer bricht Corona-Regeln

Die Empörungswellen schlagen wegen zwei Fotos aus Ostritz und Zittau hoch: Sachsens Regierungschef hält darauf keinen Abstand und trägt keine Maske.

Von Thomas Mielke
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Dieses Foto und ein weiteres vom Wochenende in Ostritz und Zittau mit Ministerpräsident Michael Kretschmer sorgten bei Facebook für Empörung.
Dieses Foto und ein weiteres vom Wochenende in Ostritz und Zittau mit Ministerpräsident Michael Kretschmer sorgten bei Facebook für Empörung. © Matthias Weber (Archiv)

Die Kommentare bei Facebook sind vielsagend. "Wieder einmal herzlichen Glückwunsch zu Abstand und Maske", schreibt ein Nutzer mit Blick auf das SZ-Foto vom Freitag, als Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) gemeinsam mit Vertretern des Außenministeriums und des polnischen Botschafters das Kompetenz- und Koordinationszentrum Polnisch in Ostritz einweihte. Ohne Abstand, ohne Mund-Nasen-Schutz. "Dies gilt nur für das einfache Fußvolk", antwortet ein anderer süffisant. Noch heftiger fielen die Reaktionen auf das Foto bei der Wiedereinweihung der Zittauer Frauenkirche am Sonnabend aus. So heftig und beleidigend, dass die SZ einige löschte. 

Das war das zweite Foto, auf dem Facebook-Nutzer die Nicht-Einhaltung der Corona-Regeln kritisieren: MP Kretschmer und Zittaus OB Thomas Zenker am Sonnabend in der Zittauer Frauenkirche.
Das war das zweite Foto, auf dem Facebook-Nutzer die Nicht-Einhaltung der Corona-Regeln kritisieren: MP Kretschmer und Zittaus OB Thomas Zenker am Sonnabend in der Zittauer Frauenkirche. © Matthias Weber (Archiv)

Auf Nachfrage in der Sächsischen Staatskanzlei heißt es zum Foto aus der Zittauer Frauenkirche: Die Perspektive täuscht. Der Abstand sei eingehalten worden. 

Das stimmt, bestätigt SZ-Fotograf Matthias Weber. Er habe ein Teleobjektiv benutzt. Das dadurch entstandene Foto suggeriert, dass der Mindestabstand nicht ausreichend gewesen sei. Er sei aber eingehalten worden, so Weber.

Anders sieht es bei dem in Ostritz am Freitag aufgenommenen Foto aus. "Die Kritik ist berechtigt", teilte Regierungssprecher Ralph Schreiber auf die SZ-Anfrage mit. "Das Bild Ihres Fotografen gibt den kurzen Augenblick der Begrüßung wieder. Bei der Veranstaltung selbst (anderthalb Stunden) und einem abschließenden Gruppenfoto draußen wurden dann die Abstände eingehalten." Der Ministerpräsident habe im Podium weit genug von den anderen Gästen entfernt gesessen. Auch zwischen den Sitzplätzen der Zuhörer hätte ein ausreichend großer Abstand bestanden.   

Ungeachtet des kurzen Regelbruchs bittet Schreiber weiter um die Einhaltung der Corona-Regeln. "Die Vorsichtsmaßnahmen sind richtig und sinnvoll", teilte er mit.

Die sächsische Corona-Schutzverordnung schreibt vor, dass "die physisch-sozialen Kontakte zu anderen Menschen außer den Angehörigen des eigenen Hausstandes, der Partnerin oder dem Partner sowie den Personen, für die ein Sorge- oder Umgangsrecht besteht, und mit Angehörigen eines weiteren Hausstandes oder mit bis zu zehn weiteren Personen auf das zwingend nötige Minimum zu reduzieren" seien. Verboten sind sie demnach nicht. Allerdings muss ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden.

Beim Ostritzer Termin waren es mehr als zehn Personen. Auf dem SZ-Foto sind neun zu sehen. 

Zudem wird auch bei "Kontakten im öffentlichen Raum, insbesondere mit Risikopersonen, dringend empfohlen, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, um für sich und andere das Risiko von Infektionen zu reduzieren". Nicht nur empfohlen, sondern vorgeschrieben ist die Mund-Nasen-Bedeckung  "bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel [...], von Reisebussen, sofern nicht der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann, beim Aufenthalt in Geschäften und Läden" und unter bestimmten Voraussetzungen in Schulen und Kitas. 

Diese Fälle trafen aber auf den Ostritz-Besuch nicht zu.

Über die sächsische Coronaschutzverordnung hinaus empfiehlt die Landesregierung dringend "in geschlossenen Räumen das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann."

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