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Nach Corona: Dippser Händler voll Hoffnung

Das Wetter wird sommerlich, die Inzidenzwerte sinken, und die Einzelhändler haben wieder Spaß an ihrer Arbeit.

Von Franz Herz
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Bärbel und Peter Mayhof stehen vor ihrem Modegeschäft auf dem Markt Dippoldiswalde. Mit der neuen Sommermode wollen sie ihre Kunden nach der Coronaschließung locken.
Bärbel und Peter Mayhof stehen vor ihrem Modegeschäft auf dem Markt Dippoldiswalde. Mit der neuen Sommermode wollen sie ihre Kunden nach der Coronaschließung locken. © Egbert Kamprath

Bärbel Wolter probiert ein T-Shirt an. Blau und weiß mit einem Fahrrad drauf, wirkt es sommerlich leicht. Außerdem strahlt es den Optimismus aus, den auch die Einzelhändler wie hier am Dippser Markt jetzt zeigen. „Bei dem schönen Wetter wollen die Kunden ein paar schöne Farben“, sagt Bärbel Mayhof, als sie die Kundin bedient. Die Inhaberin des Modegeschäfts ist froh, dass sie wieder bedienen kann. „Hier geht natürlich alles nach den aktuellen Regeln“, sagt sie. Auf einem Stehtisch liegt eine Adressenliste zur Kontaktnachverfolgung, daneben eine Flasche Desinfektionsmittel.

Noch ist Shopping nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich. Das sogenannte Click & Meet entfällt jedoch ab Mittwoch, weil die Corona-Inzidenz seit einer Woche im Landkreis stabil unter 100 liegt. Weiterhin gilt jedoch die Testpflicht. Kunden müssen beim Betreten des Geschäfts einen tagesaktuellen negativen Corona-Test vorlegen. Für den Einkauf in Supermärkten, Buchhandlungen, Drogerien oder Apotheken gilt diese Pflicht weiterhin nicht.

Freitaler kaufen in Dipps ganz entspannt ein

Auf den Ständern hängt neue Sommerware. „Wir wurden laufend beliefert. Das war ja alles schon vor einem halben Jahr geordert“, sagt Händlerin Bärbel Mayhof. Die Winterware, die sie noch übrig hatte, gab sie teilweise an die Kleiderkammer des Roten Kreuzes und hat sie teilweise eingelagert. „Wir gucken jetzt auch wieder positiver in die Welt“, sagt sie.

Die Kunden sind froh, dass dieses Angebot weiterbesteht. Bärbel Wolter und ihr Mann sind aus Freital nach Dipps gekommen. Sie sagt: „Wir kommen gerne in die Stadt. Hier kann man relaxed einkaufen. In der Regel sind nur ein, zwei Personen in den Geschäften. Wir fanden das sehr ungerecht, dass die kleinen Läden in der Corona-Zeit schließen mussten, während die Großen weiter öffnen konnten.“

Home-Office kann eine Chance für den Handel vor Ort sein

Sarah Böhme hat ihre Goldschmiedewerkstatt nebenan bisher halb geöffnet. „Wenn Licht an ist, ist jemand da“, lautet das Motto. Für Service durfte die Handwerkerin ja auch öffnen. Mit anderen Formen des Handels hat sie sich nicht richtig angefreundet. Wenn man etwas bestellt und vor dem Laden abholt, das kann sie sich nicht vorstellen: „Wie soll das gehen - Goldwaren vor dem Laden übergeben und dafür Bargeld entgegennehmen?“ Wertgegenstände verkaufe man nicht auf so unseriöse Art und Weise.

Sie hat insgesamt Einbußen zu verzeichnen, aber auch Geschäftsbereiche, die sogar besser laufen. Geheiratet wird immer, also kaufen die Menschen Eheringe. Die dürfen sogar etwas teurer sein, weil die Feier kleiner war oder die Hochzeitsreise ganz ausfallen musste und damit Geld übrig war. Sie hatte in der Zeit auch Trauerschmuck angefertigt. Das war eine Hilfe für die Hinterbliebenen, die wegen Corona nicht so Abschied nehmen konnten wie sonst. Nun hofft Sarah Böhme, dass sie bald wieder regulär öffnen kann. Dann will sie aber erst einmal abwarten, wie das Jahr verläuft, ehe sie wieder größere Projekte ins Auge fasst.

Sie hat noch eine Hoffnung für die Nach-Corona-Zeit. Home-Office hat sich jetzt etwas eingebürgert. Dann bleiben viele Menschen, die jetzt nach Dresden auf Arbeit fahren und dort auch Besorgungen erledigen, in ihren Wohnorten. „Dann müssen die doch auch mal raus, und das ist eine Chance für den Einzelhandel in der Region“, hofft die Goldschmiedin.

Die Apotheke ist gegenüber und bietet Tests

Nebenan bittet Anja Lehmann den Besucher erst noch einmal hinaus. Sie hat gerade zwei Kunden, die in ihrem Schuh- und Ledergeschäft anprobieren. Da muss sie darauf achten, dass nicht zu viele Menschen in den Laden kommen. Wenig später berichtet sie dann, wie das Geschäft wieder anläuft. „Wenn jemand keinen Impfnachweis oder Test hat, dann bitte ich den, kurz in die Apotheke zum Testen zu gehen. Die ist ja gleich über den Markt“, sagt die Inhaberin. Immer wieder klingelt das Telefon. „Viele Kunden rufen an, weil sie nicht wissen, was aktuell gilt“, berichtet die Geschäftsfrau. „Wir selbst machen uns auch jede Woche von Neuem kundig. Dann gibt es erst einmal einen Erfahrungsaustausch unter uns Händlern auf dem Markt.“

Nun hofft sie, dass die Inzidenzwerte weiter so günstig bleiben, wie seit vergangenem Mittwoch. „Dann können wir auch die Kunden wieder ohne Termin reinlassen. Es fängt jetzt wieder an, Spaß zu machen“, sagt sie. Dann berät sie wieder Ines Witschas aus Cunnersdorf. Die Kundin hatte eine Infektion und hat danach noch eine Impfung bekommen, weil sie im Gesundheitsbereich arbeitet, also auch eine doppelte Immunisierung. Nun sucht sie sich eine neue Tasche aus.

Glücklich über die ersten Touristen im Geschäft

Nebenan steht Ronny Berger von seinem Angelladen und raucht eine. Als sein Laden komplett geschlossen war, hat er auf Baustellen gearbeitet und sich damit seinen Unterhalt verdient. Jetzt öffnet er wieder. Seiner Beobachtung nach sind viele Leute aber noch verunsichert, was geht und was nicht. Ihm ist sein Vermieter zum Glück entgegengekommen. Nun hofft er, dass bald wieder Normalität einzieht.

Ines Siegel, die an der Ecke vom Markt zur Herrengasse ihr Geschäft für Volkskunst und Geschenkartikel führt, hat davon schon etwas gespürt. „Ich hatte die ersten Touristen, die hier wieder etwas eingekauft haben“, erzählt sie. „Darüber bin ich richtig glücklich.“ Sie hofft jetzt auf einen schönen Sommer. Darauf ist sie dringend angewiesen, um die Ausfälle der vergangenen Monate wenigstens ein Stück aufzuholen.

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