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Corona-Gespräch: Verhärtete Fronten am Runden Tisch

Impfgegner laden Neujahr zum Gespräch auf dem Neumarkt ein. Überzeugen kann keine Seite.

Von Christoph Springer
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Kerzen und Reden: Das war der Versuch eines Runden Tisches, den die Dresdnerin Vivian Richter gemeinsam mit einer Mitstreiterin organisiert hatte.
Kerzen und Reden: Das war der Versuch eines Runden Tisches, den die Dresdnerin Vivian Richter gemeinsam mit einer Mitstreiterin organisiert hatte. © Sven Ellger

Dresden. Es sah so aus wie montags auf dem Altmarkt, wenn nicht gerade Corona-Regeln Demonstrationen einschränken: Die üblichen "Querdenken"-Protagonisten waren da, eine Lautsprecheranlage war organisiert, schnell versammelten sich Anhänger der Organisation. Zwei Dresdnerinnen hatten am Neujahrstag zum "Runden Tisch" auf den Neumarkt geladen, der letztlich ein Kreidekreis auf dem Pflaster war. Eine davon, Vivian Richter, hatte bei Demonstrationen der Impfgegner und Corona-Leugner schon mehrfach Probleme mit der Polizei, etwa im April vergangenen Jahres am Glockenspielpavillon nahe dem Japanischen Palais.

Ähnlichkeiten zu "Querdenken"-Demonstrationen

Wie immer auch der Ablauf: Nach der Eröffnung des Treffens durch eine der Verantwortlichen folgte ein sogenanntes Friedensgebet, gehalten von Katya Garcia, einer Vertreterin der "Christen im Widerstand". Sie ist dafür stets auch bei den Montagstreffen von "Querdenken"-Kopf Marcus Fuchs zuständig. Dann folgten Ansprachen und die Möglichkeit, selbst das Mikrofon in die Hand zu nehmen, um seine Meinung zu sagen oder Fragen zu stellen. Ähnlich läuft das auch montags, dort spricht Fuchs dann vom offenen Mikrofon.

Auch er nutzte die Gelegenheit zu einer Ansprache. Sein Hauptthema war Dank an die Gewerkschaft der Polizei, die kurz vor dem Jahreswechsel gefordert hat, zu prüfen, ob Einschränkungen des Versammlungsrechts aufgehoben werden können, wenn am 9. Januar die Geltungsdauer der aktuellen Sächsischen Corona-Notfall-Verordnung endet. Fuchs versteht das als Unterstützung der Polizeigewerkschaft für seine Versammlungen.

Etwa 50 Menschen hörten auf dem Neumarkt zu jeder Zeit dem zu, was die Redner am Mikrofon zu sagen hatten.
Etwa 50 Menschen hörten auf dem Neumarkt zu jeder Zeit dem zu, was die Redner am Mikrofon zu sagen hatten. © Sven Ellger

Drei Redner am Mikrofon

Vivian Richter proklamierte mehrfach, jeder könne ans Mikrofon, auch wenn er nicht "unsere Meinung" teilt. Dabei sagte sie allerdings lange Zeit nicht dazu, dass sich diese Meinung gegen die Corona-Schutz-Regeln und das Impfen richtet. Dann passierte am Sonnabendnachmittag etwas, was bei den "Querdenkern" montags so gut wie nie vorkommt. Es traten drei Neumarkt-Besucher ans Mikrofon, allesamt dreifach geimpft und der Ansicht, dass die Corona-Einschränkungen grundsätzlich richtig sind: eine Gastro-Mitarbeiterin, die vorübergehend den Job wechseln musste, weil ihr Arbeitgeber derzeit keine Arbeit für sie hat, und die deshalb im Gesundheitswesen hilft; ein Schüler, der am Donnerstag beim Aufmarsch von mehr als 1.000 Corona-Leugnern und Impfgegnern gegen deren "Spaziergang" protestiert hat; ein Arzt, der sich klar für Corona-Einschränkungen aussprach. Alle konnten ihre Meinung sagen, ohne dafür angegangen zu werden, dafür sorgten Vivian Richter und ihre Co-Anmelderin Sandra Haubold.

Doch über einen reinen Meinungsaustausch kam der "Runde Tisch" auf dem Neumarkt nicht hinaus. Ein Gespräch, das verhärtete Fronten auflösen könnte, so wie es sich die zwei Anmelderinnen gewünscht haben, kam zu keiner Zeit zustande. Ob dieser erste Versuch dazu Anlass sein könnte, so etwas zu wiederholen, blieb deshalb am Ende offen.