Hinterhermsdorf: Warten auf die Camper

Es ist kurz vor Ostern, und der Sommer liegt in der Luft. Die Sonne strahlt, selbst im bergigen Hinterhermsdorf in der Sächsischen Schweiz sind es 20 Grad. Normalerweise wäre der Campingplatz Thorwaldblick jetzt voll mit Wohnmobilen und vielleicht ein paar abgehärteten Zeltschläfern. In mehreren Bundesländern sind Ferien, das Wetter ist optimal. Stattdessen steht Petra Peh allein zwischen den frisch gestutzten Hecken, die die Stellplätze abteilen.
Ostern ist traditionell der Saisonauftakt für den Tourismus in der Sächsischen Schweiz und für die meisten Gastgeber sind die Feiertage auch das erste Ereignis, das nach einem mauen Winter wieder Geld in die Kassen spült. Jetzt fällt das Fest aus touristischer Sicht zum zweiten Mal aus. "Es ist schon schwierig", sagt Petra Peh nach kurzem Überlegen. Das erste Adjektiv, das ihr zur Beschreibung der Situation spontan in den Sinn gekommen ist, möchte sie lieber nicht zitiert wissen.
Zorn oder gar Verbitterung ist bei der Zeltplatzbetreiberin aber nicht zu spüren. Sie hat sich ihrem Optimismus erhalten. "Was will man denn machen?", fragt Petra Peh. "Aufgeben? Nee." Im Jahr 1995 haben Uwe und Petra Peh das Grundstück am Ortseingang von Hinterhermsdorf gekauft und im Jahr darauf ihr Gewerbe angemeldet - also genau vor 25 Jahren. Bis dato befand sich hier der Kindergarten des Dorfes. Der zog um und die Gemeinde wollte etwas für den Tourismus tun. Familie Peh erstellte ein Konzept und bekam den Zuschlag.
Familienbetrieb seit 25 Jahren
Angefangen haben Petra und Uwe Peh mit fünf Stellplätzen für Caravans, damals noch im Nebenberuf. Das Gebäude wurde umgebaut und das Gelände Stück für Stück erweitert. Der Platz und seine idyllische Lage sprachen sich rum unter den Campern, seit 2003 ist er die Haupteinnahmequelle der Familie. Petra Peh sitzt in der Saison von früh um sieben bis abends um acht im Büro und nimmt die Buchungen entgegen, ihr Mann Uwe kümmert sich um das Gelände, das inzwischen 25 Wohnmobil-Stellplätze, eine Wiese für rund 20 Zelte sowie drei kleine Hütten umfasst. Die Gäste schätzen das Persönliche und Familiäre.
Den aktuellen Shutdown haben die Campingplatzbetreiber mit Verschönerungsarbeiten verbracht, die Sanitärräume wurden renoviert und die Bäume auf dem Gelände verschnitten. Petra Peh hat im Büro die alten Unterlagen aussortiert - alles das, was sonst nicht so gerne macht und was im Alltag liegen bleibt. Eigentlich stand auch noch der Bau eines neuen Spielplatzes auf dem Plan, doch diese Investition wurde angesichts der aktuellen Lage verschoben.
Die Nachfrage ist da
Dass die Urlauber wieder in die Sächsische Schweiz kommen werden, daran hat Petra Peh keinen Zweifel. Campingurlaub boomt seit Jahren und hat durch die Pandemie nochmals einen Schub erhalten. Im vergangenen Sommer hat sie viele Wohnmobile leider abweisen müssen, weil der Platz einfach voll war. Auch jetzt klingelt ständig das Telefon, doch die Campingplätze dürfen niemanden aufnehmen.
Was viele Wohnmobilisten schwer nachvollziehen können ist, dass fürs Camping die gleichen Regeln gelten wie für Hotels und Pensionen. Dabei haben die Wohnmobile-Urlauber ihre eigene Herberge inklusive Toilette und Dusche dabei, sie können auf gemeinschaftliche Sanitärräume verzichten und brauchen nur einen Stellplatz. Für einen kontaktarmen Urlaub sei das eigentlich ideal, sagt Petra Peh. Sie hätte eher einen harten Lockdown noch vor Saisonbeginn befürwortet, damit die Zahlen endlich runter gehen.
An Buchungen für die kommende Saison mangelt es derzeit nicht. Das ist es, was die Betreiberin des Campingplatzes Thorwaldblick in Hinterhermsdorf zuversichtlich bleiben lässt. "Die Leute kommen", sagt Petra Peh. Fraglich ist nur, wann sie wieder anreisen dürfen. Das bereitet ihr Sorgen. Nach Ostern sind Himmelfahrt und Pfingsten die nächsten Saisonhöhepunkte. Petra Peh hofft, dass sie schon vorher die ersten Gäste auf ihrem Campingplatz begrüßen kann.
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