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Ost und West sehen Einheit unterschiedlich

Auch nach 30 Jahren sind sich die Deutschen in Ost und West nicht einig, was zur Wiedervereinigung geführt hat. Das ist das Ergebnis einer Studie.

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Eine Familie schaut sich an der East Side Gallery im Abendlicht ein Stück der Berliner Mauer an.
Eine Familie schaut sich an der East Side Gallery im Abendlicht ein Stück der Berliner Mauer an. © Christoph Soeder/dpa

Gütersloh. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung schauen die Menschen in Ost und West noch immer sehr unterschiedlich auf das Ereignis. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann Stiftung, die am Montag in Gütersloh veröffentlicht wurde. Demnach fehlt den Menschen in Westdeutschland häufig ein persönlicher Bezug zur Wiedervereinigung, während sie für die Menschen in Ostdeutschland in der Regel mit zum Teil dramatischen Umbrüchen in der eigenen Biografie verbunden war.

"Die deutsche Einheit ist im Osten die Geschichte der friedlichen Revolution und der Montagsdemonstrationen, durch die schließlich die Wende herbeigeführt wurde. Die Geschichte im Westen dagegen handelt vom Scheitern der DDR an ihren wirtschaftlichen und politischen Unzulänglichkeiten, woraus zwangsläufig die Wiedervereinigung folgen musste", sagt Studienautor Kai Unzicker laut Mitteilung.

In einem Punkt sind sich die Menschen in Ost und West einig: Für etwa 90 Prozent aller Befragten ist die Wiedervereinigung das Ereignis, das in den vergangenen 30 Jahren großen oder sehr großen Einfluss auf das Land hatte. Damit liegt die Einheit bei der Bewertung knapp noch vor der aktuellen Coronakrise sowie der Flüchtlingskrise im Jahr 2015. Den Einfluss auf das eigene Leben schätzen jedoch die Menschen in Ostdeutschland mit 74 Prozent häufiger als groß oder sehr groß ein als die Westdeutschen (61 Prozent).

Die Frage, ob es einen Unterschied macht, aus Ost- oder Westdeutschland zu kommen, verneinen 55 Prozent der Westdeutschen, aber nur 38 Prozent der Ostdeutschen. "Manche Dinge haben in der DDR besser funktioniert und hätten übernommen werden sollen", sagen 84 Prozent der Menschen in Ostdeutschland, aber nur 48 Prozent in Westdeutschland.

83 Prozent der Ostdeutschen geben an, nach 1990 unfair behandelt worden zu sein. Mehr als die Hälfte fühlt sich wie ein Bürger zweiter Klasse beurteilt. Nur 21 Prozent der Westdeutschen sagen dies von den Ostdeutschen. (dpa)

>>> Bertelsmann-Studie "30 Jahre danach: Ost und West uneins über Deutsche Einheit"