Dresdner Bischof sieht in verstorbenem Papst Benedikt Brückenbauer
Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, hat den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als Brückenbauer gewürdigt. "Nach meiner Einschätzung gehört er zu den brillantesten theologischen Lehrern, die die Nachfolge auf dem Stuhl des Heiligen Petrus angetreten haben", sagte der katholische Bischof am Samstag. Der emeritierte Papst war am Samstagmorgen im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan gestorben. Der gebürtige Bayer wurde 95 Jahre alt.
In der Dresdner Kathedrale wurde mit Bekanntwerden des Ablebens von Papst Benedikt XVI. die Totenglocke geläutet. Bischof Heinrich Timmerevers wird zur Jahresschlussandacht an Silvester um 16 Uhr in der Kathedrale Dresden des verstorbenen Papstes in besonderer Weise gedenken.
Kanzler Scholz: Papst Benedikt war "ein besonderer Kirchenführer"
Mit dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. verliert die Welt nach den Worten von Bundeskanzler Olaf Scholz einen klugen Theologen. "Als "deutscher" Papst war Benedikt XVI. für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer", schrieb der SPD-Politiker am Samstag auf Twitter. "Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen. Meine Gedanken sind bei Papst Franziskus."
Gänswein nimmt Benedikt in Schutz: "War kein Papstautomat"
Der Privatsekretär des verstorbenen früheren Papstes Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, hat diesen gegen Kritik verteidigt. Benedikt sei "kein gefühlloser Papstautomat" gewesen, schrieb Gänswein in einem Beitrag für die "Bild", der am Samstag wenige Stunden nach dem Tod des früheren Papstes veröffentlicht wurde. "Er war und blieb auch auf dem Thron Petri ganz und gar Mensch."
Mit seinem Rücktritt im Jahr 2013 habe Joseph Ratzinger "überaus kühn das Tor für einen neuen Abschnitt der Kirchengeschichte" geöffnet. Er habe "aus freiem Entschluss seinen Fischerring" abgelegt, seinen Namen als emeritierter Papst aber weiter getragen. Der Fischerring gehört zu den Insignien der Päpste.
Zugleich betonte Gänswein, dass dem früheren Papst der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche sehr nahe gegangen sei. "Von seinen Reisen bleibt mir besonders die Begegnung mit Missbrauchsopfern auf Malta 2010 unvergessen. Der Papst hat still zugehört und die aufgewühlten Herzen der Betroffenen getröstet. Mehr als Worte vermochten seine bloße Präsenz und seine Tränen, die er nicht unterdrücken konnte", schrieb Gänswein. "Die Beschämung über das Geschehene führte zur Bekräftigung des Heiligen Vaters, alles zu tun, damit sich solche Fälle nicht wiederholen."
"Wir sind Kirche": Benedikt war "in Angst erstarrter Theologe"
München (dpa) - Die Reform-Initiative "Wir sind Kirche" sieht den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als widersprüchlichen Theologen, der seiner Kirche ein schweres Erbe hinterlassen habe. Er habe die katholiche Kirche "über Jahrzehnte in rückwärtsgewandter Weise geprägt", teilte die Initiative am Samstag mit.
Während Joseph Ratzinger als junger Theologe die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) mitgeprägt habe, habe er sich später als ein "von Misstrauen getriebener und in Angst erstarrter Theologe" erwiesen, "der mit seinen Leitungsaufgaben überfordert war".
Seine Stellungnahme zum Münchner Missbrauchsgutachten sei unglaubwürdig gewesen, teilte "Wir sind Kirche" mit. "Zu einem persönlichen Schuldeingeständnis war er nicht bereit. Damit hat er dem Bischofs- und Papstamt großen Schaden zugefügt." In dem vor rund einem Jahr veröffentlichten Gutachten wurden Ratzinger in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising schwere Versäumnisse beim Umgang mit Missbrauchsfällen und -tätern vorgeworfen.
EU-Kommissionspräsidentin: Benedikt sah sich als Diener Gottes
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich mit Trauer über den Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. geäußert. Sie sprach am Samstag allen Katholiken ihr Beileid aus. Mit seinem Rücktritt vom Papstamt 2013 habe Benedikt ein starkes Signal gesetzt, schrieb von der Leyen auf Twitter. Und: "Er sah sich selbst zuerst als Diener Gottes und seiner Kirche. Als seine körperliche Kraft schwand, diente er weiter durch die Kraft seiner Gebete."
UN-Chef würdigt Benedikt XVI. als "demütigen Mann des Gebets"
UN-Generalsekretär António Guterres hat sich traurig über den Tod des früheren Papstes Benedikt XVI. gezeigt. "Wir erinnern uns an Papst Benedikt als einen demütigen Mann des Gebets und des Studiums", teilte Guterres am Samstag mit. Er sei prinzipientreu in seinem Glauben, unermüdlich in seinem Streben nach Frieden und entschlossen in seiner Verteidigung der Menschenrechte gewesen. Der emeritierte Papst war am Silvestertag im Alter von 95 Jahren gestorben.
Marx zum Tod von Benedikt XVI.: "Sein Vermächtnis wird weiterwirken"
Kardinal Reinhard Marx hat mit großer Trauer auf die Nachricht vom Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. reagiert. "Benedikt XVI. war ein großer Papst, der sein Hirtenamt stets mit Freimut und starkem Glauben ausübte", sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstag. "Als Theologe prägte und prägt er die Kirche lange und nachhaltig."
Benedikt XVI. sei dem Erzbistum München und Freising als Priester, Professor, Erzbischof, Kardinal oder Papst stets eng verbunden gewesen. "Die christliche Prägung Bayerns und die lebendigen Ausdrucksformen der Frömmigkeit zu fördern, war ihm stets ein wichtiges Anliegen."
In Joseph Ratzinger vereinten sich laut Marx Intellektualität und eine tiefe, ehrliche Frömmigkeit. "Dabei blieb er stets bescheiden und hat immer das Amt, nicht die Person in den Vordergrund gestellt." Es sei ihm nicht um Ansehen für seine Person oder die Erweiterung von Macht gegangen, sondern darum, die ihm von Gott übertragene Aufgabe bestmöglich und mit ganzer Kraft zu erfüllen.
Söder: Benedikt XVI. "trug seine Heimat immer im Herzen"
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als "überzeugungsstarken Repräsentanten der katholischen Kirche" gewürdigt. "Der Tod von Benedikt XVI. berührt mich genau wie viele Menschen in Bayern und aller Welt sehr", sagte Söder am Samstag. Mit ihm verliere die Gesellschaft einen der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts.
"In bewegten und herausfordernden Zeiten war er das religiöse Oberhaupt der katholischen Gläubigen", sagte Söder. "Viele Menschen in seiner Heimat werden ihn nicht nur als Papst Benedikt XVI., sondern auch als bescheidenen Seelsorger in dankbarer Erinnerung behalten. Er gab vielen Menschen Kraft und Orientierung." Zugleich habe sich Benedikt XVI. auch der Verantwortung für schwierige Phasen in seinem Wirken stellen müssen. Unvergessen sei sein mehrtägiger Besuch in Bayern als neuer Papst, "der seine Liebe zu Land und Leuten zum Ausdruck brachte": "Er trug seine Heimat immer im Herzen."
EKD-Ratsvorsitzende Kurschus: Benedikts großer Beitrag zur Ökumene
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, hat den Beitrag des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. zum Dialog der Kirchen unterstrichen. Joseph Ratzinger habe mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die über die katholische Kirche hinaus wirken, erklärte Kurschus am Samstag. "Als Kardinal und später als Papst Benedikt XVI. hat er in Ökumenefragen das Gemeinsame unterstrichen."
Dabei sei er zutiefst überzeugt gewesen, "dass ein Dialog der Konfessionen nur auf der Grundlage eines klaren eigenen Profils möglich ist". Darin seien sich die evangelische Kirche und der Papst einig gewesen. "Dass er 2013 aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten ist, macht ihn zutiefst menschlich", sagte Kurschus einer Mitteilung der EKD in Hannover zufolge.
Merz: Verneigen uns vor dem Lebenswerk des Heiligen Vaters
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz, hat mit großer Bestürzung auf den Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. reagiert. Die CDU und die Unionsfraktion trauerten um das langjährige Oberhaupt der katholischen Kirche, teilte Merz am Samstag mit. Er erklärte: "Papst Benedikt hat vor allem in seinem Heimatland Deutschland eine neue Hinwendung zur katholischen Kirche über alle Generationen hinweg auslösen können. Wir verneigen uns in Trauer und Dankbarkeit vor dem Lebenswerk des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI."
Bätzing würdigt Benedikt als Theologen und Hirten
Für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, war der verstorbene Papst Benedikt XVI. "ein beeindruckender Theologe und erfahrener Hirte". Die Katholiken trauerten um eine Persönlichkeit, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt habe, teilte der Limburger Bischof der Deutschen Presse-Agentur mit. "Papst Benedikt hat die Stimme des Evangeliums – gelegen oder ungelegen – hörbar gemacht." Mit hohem Respekt denke er an Benedikts mutige Rücktrittsentscheidung 2013 zurück.
Bätzing erinnerte auch an den Brief, mit dem Benedikt Anfang dieses Jahres auf die Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens reagiert hatte. "Die Betroffenen hat er um Vergebung gebeten und doch blieben Fragen offen", so Bätzing. Das Gutachten hatte Benedikt mehrfaches Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen während seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising vorgeworfen.
Meloni: Benedikt war ein "Gigant des Glaubens und der Vernunft"
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat Benedikt XVI. nach dessen Tod als "Gigant des Glaubens und der Vernunft" bezeichnet. Der emeritierte Papst war am Silvestertag im Alter von 95 Jahren gestorben. Die Regierungschefin nannte den Deutschen "einen Mann aus Liebe zum Herrn, der sein Leben in den Dienst der Weltkirche gestellt hat und mit der geistigen, kulturellen und intellektuellen Tiefe seines Lehramtes zu den Herzen und Köpfen der Menschen gesprochen hat und weiterhin sprechen wird".
"Ein Christ, ein Pastor, ein Theologe: ein großer Mann, den die Geschichte nicht vergessen wird", schrieb sie in einer Mitteilung. "Ich habe dem Heiligen Vater Franziskus gegenüber zum Ausdruck gebracht, dass die Regierung und ich persönlich an seiner und der Trauer der gesamten Kirchengemeinschaft teilhaben."
Lindner nach Tod von Papst Benedikt: "Gedenken seiner als Menschen"
Bundesfinanzminister Christian Lindner hat nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. dessen Leistungen gewürdigt. "Der erste deutsche Papst seit 482 Jahren ist heute verstorben", schrieb der FDP-Vorsitzende am Samstag auf Twitter. Und: "Benedikt XVI war eine geschichtsträchtige Persönlichkeit und ein nicht unumstrittener Intellektueller. Heute aber gedenken wir seiner als Menschen."
Polnische Spitzenpolitiker würdigen Verdienste Benedikts
Politiker im stark katholisch geprägten Polen haben die Verdienste des gestorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. gewürdigt. Die Welt habe "einen der außerordentlichsten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts" verloren, schrieb Präsident Andrzej Duda am Samstag bei Twitter. Mit seinem Leben, seinem Werk und seinem pastoralen Dienst habe er wie ein Wegweiser durch die verwundenen und trügerischen Straßen der Gegenwart gewirkt. Der als Joseph Ratzinger geborene frühere Kirchenführer starb nach langer Krankheit im Alter von 95 Jahren.
Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki beschrieb den Verstorbenen als einen "großen katholischen Denker, eine geistliche Autorität und einen - wenngleich bescheidenen - Menschen außergewöhnlichen Formats". Ratzinger habe als langjähriger Vorsitzender der Glaubenskongregation eng mit dem aus Polen stammenden Papst Johannes Paul II. zusammengearbeitet. "Vielleicht hatte er deshalb ein besonderes Verhältnis zu unserem Land", sagte Morawiecki der Agentur PAP zufolge.
Der Sprecher der Polnischen Bischofskonferenz, Leszek Gesiak, würdigte den gestorbenen Papst Benedikt XVI. als einen "Menschen großer Einfachheit und Demut". Er habe die Lehre seines Vorgängers Johannes Paul II. fortgesetzt und der Kirche ein solides theologisches Fundament gegeben.