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"Ein besonderer Kirchenführer" - Rekationen auf den Tod von Benedikt XVI.

Politiker, Kirchenführer und Weggefährten würdigen oder kritisierten den im Vatikan gestorbenen ehemaligen Papst. In Dresden läutete die Totenglocke.

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Der emeritierte Papst Benedikt XVI. sitzt im Dezember 2015 bei einer Messe im Petersdom. Der gebürtige Bayer ist im Alter von 95 Jahren gestorben.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. sitzt im Dezember 2015 bei einer Messe im Petersdom. Der gebürtige Bayer ist im Alter von 95 Jahren gestorben. © Gregorio Borgia/AP/dpa (Archiv)

Dresdner Bischof sieht in verstorbenem Papst Benedikt Brückenbauer

Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, hat den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als Brückenbauer gewürdigt. "Nach meiner Einschätzung gehört er zu den brillantesten theologischen Lehrern, die die Nachfolge auf dem Stuhl des Heiligen Petrus angetreten haben", sagte der katholische Bischof am Samstag. Der emeritierte Papst war am Samstagmorgen im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan gestorben. Der gebürtige Bayer wurde 95 Jahre alt.

In der Dresdner Kathedrale wurde mit Bekanntwerden des Ablebens von Papst Benedikt XVI. die Totenglocke geläutet. Bischof Heinrich Timmerevers wird zur Jahresschlussandacht an Silvester um 16 Uhr in der Kathedrale Dresden des verstorbenen Papstes in besonderer Weise gedenken.

Kanzler Scholz: Papst Benedikt war "ein besonderer Kirchenführer"

Mit dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. verliert die Welt nach den Worten von Bundeskanzler Olaf Scholz einen klugen Theologen. "Als "deutscher" Papst war Benedikt XVI. für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer", schrieb der SPD-Politiker am Samstag auf Twitter. "Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen. Meine Gedanken sind bei Papst Franziskus."

Gänswein nimmt Benedikt in Schutz: "War kein Papstautomat"

Der Privatsekretär des verstorbenen früheren Papstes Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, hat diesen gegen Kritik verteidigt. Benedikt sei "kein gefühlloser Papstautomat" gewesen, schrieb Gänswein in einem Beitrag für die "Bild", der am Samstag wenige Stunden nach dem Tod des früheren Papstes veröffentlicht wurde. "Er war und blieb auch auf dem Thron Petri ganz und gar Mensch."

Mit seinem Rücktritt im Jahr 2013 habe Joseph Ratzinger "überaus kühn das Tor für einen neuen Abschnitt der Kirchengeschichte" geöffnet. Er habe "aus freiem Entschluss seinen Fischerring" abgelegt, seinen Namen als emeritierter Papst aber weiter getragen. Der Fischerring gehört zu den Insignien der Päpste.

Zugleich betonte Gänswein, dass dem früheren Papst der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche sehr nahe gegangen sei. "Von seinen Reisen bleibt mir besonders die Begegnung mit Missbrauchsopfern auf Malta 2010 unvergessen. Der Papst hat still zugehört und die aufgewühlten Herzen der Betroffenen getröstet. Mehr als Worte vermochten seine bloße Präsenz und seine Tränen, die er nicht unterdrücken konnte", schrieb Gänswein. "Die Beschämung über das Geschehene führte zur Bekräftigung des Heiligen Vaters, alles zu tun, damit sich solche Fälle nicht wiederholen."

"Wir sind Kirche": Benedikt war "in Angst erstarrter Theologe"

München (dpa) - Die Reform-Initiative "Wir sind Kirche" sieht den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als widersprüchlichen Theologen, der seiner Kirche ein schweres Erbe hinterlassen habe. Er habe die katholiche Kirche "über Jahrzehnte in rückwärtsgewandter Weise geprägt", teilte die Initiative am Samstag mit.

Während Joseph Ratzinger als junger Theologe die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) mitgeprägt habe, habe er sich später als ein "von Misstrauen getriebener und in Angst erstarrter Theologe" erwiesen, "der mit seinen Leitungsaufgaben überfordert war".

Seine Stellungnahme zum Münchner Missbrauchsgutachten sei unglaubwürdig gewesen, teilte "Wir sind Kirche" mit. "Zu einem persönlichen Schuldeingeständnis war er nicht bereit. Damit hat er dem Bischofs- und Papstamt großen Schaden zugefügt." In dem vor rund einem Jahr veröffentlichten Gutachten wurden Ratzinger in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising schwere Versäumnisse beim Umgang mit Missbrauchsfällen und -tätern vorgeworfen.

EU-Kommissionspräsidentin: Benedikt sah sich als Diener Gottes

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich mit Trauer über den Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. geäußert. Sie sprach am Samstag allen Katholiken ihr Beileid aus. Mit seinem Rücktritt vom Papstamt 2013 habe Benedikt ein starkes Signal gesetzt, schrieb von der Leyen auf Twitter. Und: "Er sah sich selbst zuerst als Diener Gottes und seiner Kirche. Als seine körperliche Kraft schwand, diente er weiter durch die Kraft seiner Gebete."