Update Politik
Merken

Weitere Umfrage sieht AfD gleichauf mit SPD

Die AfD kann in zwei Umfragen mit der Kanzlerpartei SPD gleichziehen. Der CDU-Generalsekretär sieht den Grund für die jüngsten AfD-Zugewinne vor allem in "Chaos-Politik" der rot-grün-gelben Regierung - schlägt aber auch selbstkritische Töne an.

 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Partei Alternative für Deutschland hat einer neuen Umfrage zufolge mit der SPD gleichgezogen und ist zusammen mit den Sozialdemokraten damit zweitstärkste politische Kraft in Deutschland.
Die Partei Alternative für Deutschland hat einer neuen Umfrage zufolge mit der SPD gleichgezogen und ist zusammen mit den Sozialdemokraten damit zweitstärkste politische Kraft in Deutschland. © Armin Weigel/dpa

Berlin. Die AfD kann in einer weiteren Umfrage mit der Kanzlerpartei SPD gleichziehen. Einer Insa-Erhebung für die "Bild am Sonntag" zufolge könnte die Partei, wäre an diesem Sonntag Bundestagswahl, 19 Prozent (+1) der Stimmen holen. Das sei der höchste Wert, den das Meinungsforschungsinstitut Insa jemals für die AfD gemessen habe, hieß es bei Bild.de. Ebenso viele Befragte würden demnach SPD wählen (-1).

CDU und CSU liegen mit 27 Prozent (-1) vorn. Grüne und FDP bleiben im Vergleich zur Vorwoche unverändert bei 13 und 9 Prozent. Die Linke kann um einen Punkt auf 5 Prozent zulegen.

Auch im ARD-"Deutschlandtrend" war die AfD mit der SPD gleichgezogen - auf 18 Prozent. Seitdem läuft eine verstärkte Debatte über die Ursachen für das Umfragehoch.

CDU-Generalsekretär Mario Czaja hat das Umfrage-Hoch der AfD auf Verunsicherung durch die Politik der Ampel-Koalition zurückgeführt. "Aber natürlich müssen wir uns auch selbstkritisch die Frage stellen, warum diese Enttäuschten sich den extremen Rändern zuwenden", sagte der Oppositionspolitiker am Freitag den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

"Wir beobachten den Zustimmungszuwachs der AfD in den derzeitigen Meinungsumfragen mit großer Sorge", sagte Czaja. Es habe im ganzen Land schon immer ein rechtsextremes Wählerpotenzial gegeben. "Diesen harten Kern können wir nicht erreichen und das ist auch nicht unser Ziel. Aber es gibt unter denen, die im Augenblick die AfD favorisieren, eben auch viele Menschen, die einfach enttäuscht sind, die zunehmend das Vertrauen in die Demokratie und ihre Institutionen verlieren." Das liege "vor allem an der großen Verunsicherung, die die Ampel durch ihre führungslose Chaos-Politik verursacht, sei es bei den Heizungen, bei der Gesundheitsversorgung oder beim Thema Zuwanderung".

Die Umfragewerte der AfD sind schon länger im Aufwind, bei mehreren anderen Instituten lag sie zuletzt mit recht geringem Abstand hinter der SPD und vor den Grünen. AfD-Chef Tino Chrupalla wertete dies als Bestätigung für den Kurs seiner Partei und hob besonders eine klare Abgrenzung zu den Grünen hervor. "Die Bürger sehen, wohin die wertegeleitete Politik der Grünen führt. Nämlich zu Wirtschaftskrieg, Teuerung und Deindustrialisierung", sagte er den Funke-Zeitungen. Chrupalla betonte zugleich, die AfD sei "keine bloße Protestpartei" - er sehe vielmehr einen Trend, dass "immer mehr Bürger uns aus Überzeugung wählen".

Im "Deutschlandtrend" gaben allerdings 67 Prozent der AfD-Anhänger an, die Partei aus Enttäuschung über die anderen Parteien wählen zu wollen. Nur 32 Prozent begründeten ihre Tendenz mit Überzeugung.

Union ist in Umfragen weiterhin klar stärkste Partei

Die AfD gewann in der Umfrage zwei Prozentpunkte im Vergleich zu Anfang Mai hinzu, die SPD büßte einen Prozentpunkt ein. Klar stärkste Kraft ist weiterhin die Union mit 29 Prozent (-1). Die Grünen verlieren einen Punkt und kommen auf 15 Prozent, der schwächste Wert seit September 2021.

Nach ARD-Angaben ist dies für die AfD der Bestwert in der Sonntagsfrage im "Deutschlandtrend". Nur im September 2018 hatte die Partei diesen Wert schon einmal erreicht. Zwei Drittel der AfD-Anhänger nannten demnach bei der Frage nach den drei wichtigsten Themen die Zuwanderung.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die AfD im März 2021 als rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestuft - eine Einschätzung, die rund ein Jahr später in erster Instanz durch das Verwaltungsgericht Köln bestätigt wurde. Die Partei setzt sich dagegen juristisch zur Wehr. Das Verfahren beim Oberverwaltungsgericht in Münster läuft noch.

Nur noch jeder Fünfte ist mit der Arbeit der Ampel zufrieden

Die Zufriedenheit mit der Bundesregierung sank der Infratest-Umfrage zufolge im vergangenen Monat nochmals deutlich. Aktuell sei nur noch jeder Fünfte (20 Prozent) mit der Arbeit der Koalition zufrieden. Das sei der mit Abstand schwächste Wert seit dem Beginn der Koalitionsarbeit im Dezember 2021. In den vergangenen Wochen hatte unter anderem der heftige Koalitionsstreit über das Heizungsgesetz die Schlagzeilen bestimmt.

Mit Blick auf seine eigene Partei sagte CDU-Generalsekretär Czaja: "Es muss uns als Union besser gelingen, unsere Alternativen zur derzeitigen Politik, unsere Konzepte und unsere Ideen zu vermitteln." Man müsse auch dahin gehen, wo es weh tue. "Wir müssen hart und klar in der Sache kommunizieren, aber stets verbindlich und sachlich im Ton bleiben." Beim Sender Welt-TV forderte der thüringische CDU-Landesvorsitzende Mario Voigt von seiner Partei, gerade bei den Themen Migration und Energie müsse die CDU "Mut haben, auch deutlicher aufzutreten".

Malu Dreyer: CDU-Reaktion auf AfD-Umfragehoch ist "scheinheilig"

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat unterdessen vor dem Hintergrund des Umfragehochs der AfD die CDU kritisiert. "Ich bin fassungslos darüber, wie scheinheilig und unverfroren die Union die Gründe für das Umfragehoch der AfD bei anderen sucht", sagte Dreyer der Deutschen Presse-Agentur in Mainz am Samstag.

Dreyer sagte, die Umfragewerte der AfD seien schon einmal so hoch gewesen. "Das war im Sommer 2018, als die Unionsschwesterparteien CDU und CSU sich einen derart erbitterten Asylstreit lieferten, die Stimmung in der Bevölkerung damit aufheizten und einen Regierungsbruch riskierten, als der ehemalige CDU-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen gewaltsame Ausschreitungen eines rechten Mobbs in Chemnitz verharmloste und Markus Söder einen vermeintlichen Asyl-Tourismus anprangerte."

Das Muster sei jetzt wieder das gleiche, sagte Dreyer: "Zuerst die Stimmung in der Bevölkerung anfeuern und dann fragen, wer das Feuer löschen kann." (dpa)