Großenhain. Voller Schutt war die Rochsche Villa, als Daniel Erhardt sie kaufte. Der Inhalt von zehn Containern ist mittlerweile herausgeholt._Von außen sieht die Ruine verwunschen und zugewachsen aus, innen ist sie zum Teil gut erhalten, doch das Dach ist offen, Regen kann bis ins Erdgeschoss laufen. „Es war dringend nötig, dass hier was losgeht“, sagt Daniel Erhardt, der nebenan neu gebaut hat. Schon früher interessierte er sich für das denkmalgeschützte herrschaftliche Haus, das auf drei Etagen 400 Quadratmeter Wohnfläche bietet. Doch erst jetzt kam er in dessen Besitz.
Maler Marcel Bunzel hatte die Rochsche Villa. Doch weil sie während des Tornados nicht versichert war, blieb der Schaden. Bunzel suchte einen Investor, leider erfolglos. Die Stadt wollte die Vermarktung unterstützen und nahm das Denkmalobjekt ins Brachflächenverzeichnis auf. Auch einem Deutsch-Russen gehörte es zeitweise. Der erhoffte sich hohe Einnahmen in seiner Heimat Sotschi, als dort Stadien für Olympia 2914 gebaut wurden. Doch leider wurde er von Putin enteignet. Dann kam die Villa in den Besitz einer Klipphausener Immobilienfirma. Von der kaufte sie Daniel Erhardt Anfang des Jahres.
Bei einem Rundgang zeigt er stolz die gut erhaltene Bausubstanz. Mit dem Denkmalschutz einigte er sich, was erhalten werden muss: die markanten Wand- und Bodenfliesen im Treppenhaus, ein hölzernes Treppengeländer, die Fenstersprossung und eine Holzbalkendecke sowie Bleiglasfenster. „Obdachlose haben hier übernachtet, und spielende Kinder musste ich auch schon aus Trümmern verscheuchen“, sagt Erhardt. Nach der Schuttberäumung muss nun schnell das Dach gesichert werden. Komplett darf der Bauherr die historische Bieberschwanzeindeckung nicht erneuern.
Dass die Sanierung zwei, drei Jahre dauern könnte, kann man sich vor allem im Obergeschoss vorstellen. Hier wuchs schon das Gras auf der Treppe und der Boden ist durchgefault. Mithilfe von Bauplaner Michael Preibisch will Daniel Erhardt hier sechs Mietwohnungen schaffen, zwei auf jeder Etage, dazu im Dachboden ein privates Gästequartier und eine Einliegerwohnung im Kellerbereich. Kaminöfen sollen entstehen und Parkett – halt wohnen im gehobenen Stil, wie einst bei Familie Roch. Es gäbe sogar schon erste Interessenten.
Im Erdgeschoss waren früher die Büroräume, im ersten Stock die Residenz der Familie und im Obergeschoss/Mansarde die Dienstbotenbereiche. Das lässt sich noch heute an den baulichen Gegebenheiten ableiten. „Der Baumeister hatte schon Kanäle für die Installation vorgesehen, um Leitungen über Putz zu vermeiden“, bewundert der Bauherr. Auch die großzügigen Fenster- und Raumhöhen will Erhardt erhalten.