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Die letzte alte Villa

Villen-Ensemble Herrmannstraße hat ein Großenhainer nun aus dem Dornröschenschlaf geweckt.

Von Kathrin Krüger
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Obwohl ruinös, sieht man der Villa Roch auf der Herrmannstraße, gleich neben dem Landratsamt, ihren einstigen Charme noch an – hier im Eingangsbereich.
Obwohl ruinös, sieht man der Villa Roch auf der Herrmannstraße, gleich neben dem Landratsamt, ihren einstigen Charme noch an – hier im Eingangsbereich. © Anne Hübschmann

Großenhain. Voller Schutt war die Rochsche Villa, als Daniel Erhardt sie kaufte. Der Inhalt von zehn Containern ist mittlerweile herausgeholt._Von außen sieht die Ruine verwunschen und zugewachsen aus, innen ist sie zum Teil gut erhalten, doch das Dach ist offen, Regen kann bis ins Erdgeschoss laufen. „Es war dringend nötig, dass hier was losgeht“, sagt Daniel Erhardt, der nebenan neu gebaut hat. Schon früher interessierte er sich für das denkmalgeschützte herrschaftliche Haus, das auf drei Etagen 400 Quadratmeter Wohnfläche bietet. Doch erst jetzt kam er in dessen Besitz.

Maler Marcel Bunzel hatte die Rochsche Villa. Doch weil sie während des Tornados nicht versichert war, blieb der Schaden. Bunzel suchte einen Investor, leider erfolglos. Die Stadt wollte die Vermarktung unterstützen und nahm das Denkmalobjekt ins Brachflächenverzeichnis auf. Auch einem Deutsch-Russen gehörte es zeitweise. Der erhoffte sich hohe Einnahmen in seiner Heimat Sotschi, als dort Stadien für Olympia 2914 gebaut wurden. Doch leider wurde er von Putin enteignet. Dann kam die Villa in den Besitz einer Klipphausener Immobilienfirma. Von der kaufte sie Daniel Erhardt Anfang des Jahres.

Bei einem Rundgang zeigt er stolz die gut erhaltene Bausubstanz. Mit dem Denkmalschutz einigte er sich, was erhalten werden muss: die markanten Wand- und Bodenfliesen im Treppenhaus, ein hölzernes Treppengeländer, die Fenstersprossung und eine Holzbalkendecke sowie Bleiglasfenster. „Obdachlose haben hier übernachtet, und spielende Kinder musste ich auch schon aus Trümmern verscheuchen“, sagt Erhardt. Nach der Schuttberäumung muss nun schnell das Dach gesichert werden. Komplett darf der Bauherr die historische Bieberschwanzeindeckung nicht erneuern.

Dass die Sanierung zwei, drei Jahre dauern könnte, kann man sich vor allem im Obergeschoss vorstellen. Hier wuchs schon das Gras auf der Treppe und der Boden ist durchgefault. Mithilfe von Bauplaner Michael Preibisch will Daniel Erhardt hier sechs Mietwohnungen schaffen, zwei auf jeder Etage, dazu im Dachboden ein privates Gästequartier und eine Einliegerwohnung im Kellerbereich. Kaminöfen sollen entstehen und Parkett – halt wohnen im gehobenen Stil, wie einst bei Familie Roch. Es gäbe sogar schon erste Interessenten.

Im Erdgeschoss waren früher die Büroräume, im ersten Stock die Residenz der Familie und im Obergeschoss/Mansarde die Dienstbotenbereiche. Das lässt sich noch heute an den baulichen Gegebenheiten ableiten. „Der Baumeister hatte schon Kanäle für die Installation vorgesehen, um Leitungen über Putz zu vermeiden“, bewundert der Bauherr. Auch die großzügigen Fenster- und Raumhöhen will Erhardt erhalten.

Chronik der Villa Roch

1907 ließ Baumeister Roch die Villa im Reform-Jugendstil als Bürogebäude und Wohnhaus für sich erbauen. Sie entstand als eine Art Musterhaus.

1945 war sie Kommandantur der sowjetischen Besatzungsmacht.

Um 1973 zog das Dienstleistungskombinat ein, auch Wohnungen gab es.

1990 bis 1995 saß die Ortsgruppe der SPD im ehemaligen Büro, im Obergeschoss waren weiter Wohnungen.

Seit 1995 steht das Gebäude unter wechselnden Besitzern leer. Beim Tornado 2010 wurde das Dach schwer beschädigt. 

2018 erwirbt Daniel Erhardt die Villa, er wohnt nebenan. 

Quelle: Museum/Stadtverwaltung

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Vielleicht war dieser Holzerker Teil einer Bibliothek. 
Vielleicht war dieser Holzerker Teil einer Bibliothek. 
Dieses schöne Bleiglasfenster bleibt selbstverständlich erhalten.
Dieses schöne Bleiglasfenster bleibt selbstverständlich erhalten.
So sieht man das Gebäude von der Herrmannstraße aus.
So sieht man das Gebäude von der Herrmannstraße aus.
Interessante Details finden sich allenthalben in dem ruinösen Gebäude-
Interessante Details finden sich allenthalben in dem ruinösen Gebäude-
Blick ins Treppenhaus.
Blick ins Treppenhaus.
Die Sanierung wird wohl zwei, drei Jahre in Anspruch nehmen.
Die Sanierung wird wohl zwei, drei Jahre in Anspruch nehmen.
Daniel Erhardt an der Stelle, wo ein Tresor hinter Tapete gefunden wurde.
Daniel Erhardt an der Stelle, wo ein Tresor hinter Tapete gefunden wurde.