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„Die Stadion-Tribüne ist nicht zu retten“

Wie geht es weiter mit dem Riesaer Ernst-Grube-Stadion? Jetzt äußert sich OB Marco Müller (CDU).

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© Archiv/Sebastian Schultz

Riesa. Kann das Ernst-Grube-Stadion weg? Und durch ein Wohngebiet mit Parkplatz ersetzt werden? Entsprechende Überlegungen im Rathaus sorgen seit Wochen in Riesa für Debatten. Jetzt nimmt OB Marco Müller (CDU) im SZ-Interview Stellung.

Eingeholt vom Alltag: Gerade erst ist Riesas Oberbürgermeister Marco Müller (CDU) aus dem Urlaub zurück, hat ihn das Thema Ernst-Grube-Stadion erreicht. Der Verein Stahl Riesa hatte dem OB jetzt einen Offenen Brief geschrieben, in dem der Erhalt der Grube
Eingeholt vom Alltag: Gerade erst ist Riesas Oberbürgermeister Marco Müller (CDU) aus dem Urlaub zurück, hat ihn das Thema Ernst-Grube-Stadion erreicht. Der Verein Stahl Riesa hatte dem OB jetzt einen Offenen Brief geschrieben, in dem der Erhalt der Grube © Lutz Weidler

Herr Müller, ist das Ernst-Grube-Stadion für Riesa verzichtbar?

Das Stadion hat für mich eine ganz persönliche Bedeutung: Als fünfjähriger Knopf habe ich auf den Schultern meines Vaters Oberligaspiele von Stahl Riesa gesehen und war stolz, wenn wir dem BFC Dynamo einen Punkt abgetrotzt haben. Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, welche Perspektiven es für das Stadion gibt.

Der Baubürgermeister hat sich da ziemlich eindeutig geäußert: Keine. Zumindest nicht als Wettkampfstätte.

Das Ernst-Grube-Stadion ist nicht nur Wettkampfstätte, sondern auch Trainingsplatz. Dazu haben mich im Urlaub einige Botschaften erreicht, wie wichtig der Platz sei.

Dazu hat der Verein Stahl Riesa auch einen offenen Brief an Sie geschickt. Ist der bei Ihnen angekommen?

Ja, wir wollen uns kurzfristig mit den Unterzeichnern treffen, um Lösungen zu suchen. Von Abrissplänen für das Ernst-Grube-Stadion kann derzeit keine Rede sein.

Nun: Es gab im Rathaus Überlegungen, dass der Standort als Wohngebiet gut geeignet sei – inklusive eines Parkplatzes an der Ecke Richtung Bahnhof.

Auch davon kann derzeit keine Rede sein! Mir sind keine Pläne zur Errichtung eines Eigenheimstandorts bekannt.

Wie ist denn das Areal im Flächennutzungsplan ausgewiesen?

Dort steht das Grube-Stadion unverändert als „Sondergebiet Sport“ drin.

Und wie geht es mit dem Stadion nun tatsächlich weiter?

Wir warten erst das Sportstätten-Konzept ab, das gerade erarbeitet wird. Dabei erfassen wir, welche Sportstätte in Riesa wie stark genutzt wird, welche erhalten werden muss, wo wir investieren müssen. Worüber wir aber schon lange reden, ist der Abriss der Tribüne im Ernst-Grube-Stadion. Die ist mit vertretbarem Aufwand nicht zu retten. Selbst der Abriss ist sehr teuer.

So oder so bleibt das Thema Lärm. Laut Baubürgermeister wäre ein Wettkampfbetrieb in dem Grube schon wegen der benachbarten Wohnbebauung nicht mehr zulässig. Aber ist die Situation an der Stahlarena in Merzdorf besser?

Nein. Dort fallen die Bälle in den Teich des Nachbarn, so nah ist alles. Tatsächlich wäre es aber schwer, eine neue Genehmigung für den Wettkampfbetrieb in dem Grube-Stadion zu erhalten. Das gilt beim Thema Lärm genauso wie beim Thema Stellplätze.

Ein unbestreitbarer Vorteil des Standorts ist die Bahnhofsnähe: SZ-Leser merken an, dass es schwierig sei, bei Problemspielen die Gästefans quer durch die Stadt zu eskortieren ...

Ja, auch wenn heute mehr Fans als früher mit dem Pkw kommen: Optimal ist es natürlich, aus dem Bahnhof raus und in den Gästeblock rein zu laufen. Gerade bei Spielen wie gegen Chemie Leipzig ist es ungünstig, die Fans durch Wohngebiete hindurch zu eskortieren. Der Verein Stahl Riesa hat sich aber damals bewusst für den Standort in Merzdorf entschieden.

Zurück zum Grube: Schaut man sich den Zustand der Tribüne an, sieht es nicht so aus, als wäre in den vergangenen 25 Jahren viel zur Unterhaltung getan worden. Täuscht der Eindruck?

Mir sind keine Unterhaltsmaßnahmen bekannt. Ich kann mich jedenfalls erinnern, dass schon 2003 große Teile der Tribüne gesperrt waren – lange bevor ich Oberbürgermeister wurde. Das war damals wohl eine Frage des Geldes und eine Frage der Prioritäten. Und man muss bedenken, dass Stahl Riesa das Ernst-Grube-Stadion schon damals nicht mehr als Spielstandort nutzte.

Früher passten 15 000 Zuschauer ins Grube-Stadion. Ist das heute vielleicht eine Nummer zu groß für Riesa?

Nun, Stahl Riesa will aufsteigen. Und für 15 000 Zuschauer würde man das Grube wohl heute nicht mehr zulassen. Die Frage ist, wo der Verein die Prioritäten sieht! Für die Oberliga würde die Stahlarena ausreichen. Und wenn es um einen Aufstieg in die Regionalliga geht, müssen wir sowieso noch einmal neu darüber nachdenken.

Wer entscheidet darüber, wie es mit dem Grube weiter geht?

Das letzte Wort hat der Stadtrat. Wir treten dort in die Diskussion ein, wenn im Herbst das Sportstättenkonzept vorliegt.

Wie sieht Ihrer Meinung nach das Grube-Areal in zehn Jahren aus?

Wenn der Verein ein überzeugendes Konzept zur Spielstätte einreicht und die Stadträte das Stadion für wichtig halten, wird die Sportstätte erhalten bleiben.

Gespräch: Christoph Scharf