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Obercarsdorf: Leipziger Firma will einen Solarpark bauen - als Wirtschaftsförderung

Der Sonnenfarm GmbH aus München ist es dagegen nicht gelungen, die Sympathien vom Stadtrat zu gewinnen.

Von Maik Brückner
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Oberhalb der Straßenmeisterei in Obercarsdorf soll eine Fotovoltaikanlage entstehen.
Oberhalb der Straßenmeisterei in Obercarsdorf soll eine Fotovoltaikanlage entstehen. © Egbert Kamprath

Obercarsdorf scheint ein geeigneter Standort für die Errichtung von Fotovoltaikanlagen zu sein. Gleich zwei Investoren haben sich hier um eine Baugenehmigung bemüht. Doch nur einer bekam den Zuschlag. So wollte es der Ortschaftsrat von Obercarsdorf, der sich intensiv mit beiden Anträgen beschäftigt hatte. Der Stadtrat folgte in beiden Fällen den Empfehlungen der Obercarsdorfer. Sächsische.de stellt die beiden Projekte vor, die oberhalb der Straßenmeisterei entstehen sollen und sollten.

Das plant die Firma Sonnenfarm

Die Firma Sonnenfarm GmbH aus München wollte auf einer zehn Hektar großen Fläche oberhalb der Straßenmeisterei eine Fotovoltaikanlage mit einer Leistung von 14 Megawatt errichten. Damit könnten nach Angaben der Investoren rund 4.400 Haushalte mit Strom versorgt werden. Das Besondere an diesem Projekt: Die Sonnenfarm GmbH kooperiert mit dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Man wollte Flora und Fauna aufwerten, Bäume, Sträucher und Blühwiesen nutzen. Schafe sollten die Pflege der Wiesen übernehmen, hieß es. Obercarsdorfs Ortsvorsteherin Karelli Krischker (SPD), die auch Stadträtin ist, ergänzte, dass es ein Angebot des potenziellen Verpächters gebe. Dieser wolle zehn Prozent der Einnahmen, also rund 3.000 Euro, an die Vereine des Ortes weitergeben. Das Projekt wurde im März vorgestellt.

Obercarsdorf ist beliebt bei Investoren von Photovoltaikanlagen. Gleich zwei wollen hier bauen.
Obercarsdorf ist beliebt bei Investoren von Photovoltaikanlagen. Gleich zwei wollen hier bauen. © André Schulze

Die Verwaltung und auch die Dippoldiswalder Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) sprachen sich für das Projekt aus. Es sei ein "wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Aus Sicht der Verwaltung ist jeder Ausbau gerechtfertigt", sagte Bauamtsleiter Thomas Quinger. Zudem könne die Anlage später wieder zurückgebaut und die Fläche landwirtschaftlich genutzt werden. Denn diese werde relativ wenig versiegelt.

Der Ortschaftsrat von Obercarsdorf kam in seiner Abwägung zu anderen Ergebnissen. Die Anlage würde in der Nähe des stark frequentierten Naturschutzgebietes "Schwarzbachtal" entstehen. Die Räte störten sich auch daran, dass eine weitere landwirtschaftliche Nutzfläche verloren ginge. Nach ihren Erkenntnissen wurden hier im Jahr 2023 insgesamt 360 Dezitonnen Silomais pro Hektar geerntet. In den Jahren vor dem Ökolandbau waren es 70 bis 75 Dezitonnen Winterweizen und 30 bis 35 Dezitonnen Raps. "Das sind für unsere Mittelgebirgsregion überdurchschnittliche Erträge." Dies deute auf eine hohe Bodenfruchtbarkeit und Ertragsfähigkeit hin, heißt es in der Stellungnahme, die noch weitere Gründe aufzählt, den Antrag abzulehnen. Auch die angekündigte Zahlung des Verpächters überzeugte nicht: "Dieses Angebot ist absolut unseriös. Wir lassen uns nicht kaufen, um unsere Umwelt zu zerstören", so die Ortsvorsteherin.

Nördlich von Obercarsdorf sollten zwei Photovoltaikanlagen entstehen. Doch nur eine bekam einen Zuschlag.
Nördlich von Obercarsdorf sollten zwei Photovoltaikanlagen entstehen. Doch nur eine bekam einen Zuschlag. © Stadt Dippoldiswalde

Der Stadtrat hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Vor der Abstimmung beriet er gut zehn Minuten hinter verschlossenen Türen. Schließlich folgte der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit der Empfehlung des Ortschaftsrates. Der Antrag der Firma Sonnenland wurde abgelehnt. Nur Oberbürgermeisterin Körner stimmte dafür: "Wir sind sehr erfinderisch im Geldausgeben", begründete sie ihr Votum. Doch leider fehlten oft die Einnahmen. Das Projekt sei eine Chance, Geld zu verdienen. Sie hätte sich auch hier eine große Bürgerbeteiligung vorstellen können.

Das plant die Firma Tilia

Ebenfalls oberhalb der Straßenmeisterei und unweit der Fläche, auf der die Firma Sonnenfarm eine Fotovoltaikanlage errichten will, plant die Firma Tilia GmbH aus Leipzig eine solche Anlage. Sie will auf einer Fläche von 3,9 Hektar eine Fotovoltaikanlage mit einer Leistung von 2,5 Megawatt errichten. Der Strom soll direkt in die Trafos der Firma Sachsenküchen eingespeist und von dieser genutzt werden. Überschüssiger Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. Zur Errichtung der Anlage soll ein Weg gebaut werden, der in die alte Osterzgebirgische Poststraße mündet. Die Pläne wurden in der Stadtratssitzung im Februar öffentlich vorgestellt.

Auf der rot umrandeten Fläche wollte die Firma Sonnenfarm ihre Pläne verwirklichen. Dies wurde abgelehnt. Das Projekt der Firma Tilia (rechts in der Grafik) wurde genehmigt.
Auf der rot umrandeten Fläche wollte die Firma Sonnenfarm ihre Pläne verwirklichen. Dies wurde abgelehnt. Das Projekt der Firma Tilia (rechts in der Grafik) wurde genehmigt. © SZ/Grafik Gernot Grunwald

Der Ortschaftsrat befürwortete diese Investition. "Das ist Wirtschaftsförderung", sagte Ortsvorsteherin Krischker. Man wolle damit die Firma Sachsenküchen unterstützen. Allerdings habe man es sich nicht leicht gemacht. "Wir haben kontrovers diskutiert und das Für und Wider abgewogen." Man habe sich letztlich dafür entschieden, weil der Strom vor Ort genutzt wird. Erste Pläne des Unternehmens wurden bereits 2023 im Ortschaftsrat vorgestellt und stießen damals auf Ablehnung. Dieser befürchtete einen zu starken Eingriff in das angrenzende Landschaftsschutzgebiet und die Bodenstruktur. Tilia überarbeitete die Pläne deshalb und reichte sie erneut ein.

Auch die Verwaltung stehe hinter dem Projekt, erklärte Bauamtsleiter Thomas Quinger. Es habe einen engen Austausch mit dem Leipziger Unternehmen gegeben. Dabei sei es zunächst um die Fotovoltaikanlage gegangen. Im weiteren Verlauf habe man sich darauf verständigt, mit Tilia auch ein energetisches Quartierskonzept für Obercarsdorf zu erarbeiten. Dabei soll neben der Fotovoltaikanlage auch die Nutzung von Biomasse und Überschussenergie der Firma Sachsenküchen betrachtet werden.

Der Stadtrat folgte dem Vorschlag der Verwaltung und der Empfehlung des Ortschaftsrates und leitete mehrheitlich ein Verfahren zur Schaffung von Baurecht für die Fotovoltaikanlage ein. Dabei ist auch eine Bürgerbeteiligung vorgesehen.

So könnte es in der Thematik weitergehen

Es gibt Diskussionsbedarf über den Bau von Fotovoltaikanlagen. Das zeigten nicht nur die Diskussionen im Ortschaftsrat Obercarsdorf, sondern auch vereinzelte kritische Stimmen im Stadtrat. Stadträtin Karelli Krischker (SPD) forderte deshalb die Verwaltung auf, das gesamte Stadtgebiet zu betrachten, um Flächen auszuweisen, die für Erneuerbare Energien genutzt werden können. Dabei sollte es sich um Flächen handeln, die derzeit nicht wirtschaftlich genutzt werden.