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Dippser Großvermieter spürt mehrere Krisen

Erst Corona, dann steigende Energiepreise und jetzt Flüchtlinge aus der Ukraine. Die Kommunale Wohnungsgesellschaft Dipps ist von allem betroffen.

Von Franz Herz
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Rund 250.000 Euro will die Kommunale Wohnungsgesellschaft Dipps hier in Dipps auf der Goethestraße ausgeben für eine Verbesserung von Dämmung und Heizung.
Rund 250.000 Euro will die Kommunale Wohnungsgesellschaft Dipps hier in Dipps auf der Goethestraße ausgeben für eine Verbesserung von Dämmung und Heizung. © Egbert Kamprath

Die Kommunale Wohnungsgesellschaft Dippoldiswalde (KWG) GmbH hat acht Wohnungen aus ihrem Bestand an die GVS, die Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft Sächsische Schweiz mbH vermietet, die sich um die Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine kümmert.

Flüchtlingswohnungen werden am Freitag übergeben

„Die Wohnungen werden am Freitag übergeben“, informiert Thomas Bochmann, Geschäftsführer der KWG. Mit ihm sprach Sächsische.de über die aktuelle Situation des Unternehmens. Dessen Aufsichtsrat hat sich vergangene Woche getroffen. Dort sind die Städte Dippoldiswalde, Altenberg und Glashütte vertreten. Dippoldiswalde hat 68,5 Prozent Anteile an der KWG, Altenberg 16,2 Prozent und Glashütte 15,3 Prozent.

Die GVS kümmert sich dann um die Einrichtung der Wohnungen und vergibt sie an die Flüchtlinge. „Wir hoffen ja auch, dass dann einige vielleicht länger hier und uns als Mieter erhalten bleiben“, sagt Bochmann.

Das Heizen wird immer teurer

Denn die KWG erlebt schwierige Zeiten. Der Ukrainekrieg hat noch weitere Folgen – die enormen Steigerungen der Energiepreise. Deswegen musste das Wohnungsunternehmen die Vorauszahlungen für ihre Wohnungen erhöhen. Wenn die Entwicklung so weitergeht, müssen manche Mieter beispielsweise in Zinnwald bald mehr Geld für die Heizkosten bezahlen als für die Kaltmiete. Bochmann befürchtet, dass sich deswegen auch Mieter, die in Dresden arbeiten, eventuell nach Wohnungen umsehen könnten, die näher am Arbeitsplatz liegen, um Spritkosten zu sparen.

Corona brachte einzelne Mieter in Schwierigkeiten

Und die Folgen von Corona zeigten sich Ende vergangenen Jahres und Anfang 2022 auch. Es gab Mieter, die deswegen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind und nicht mehr zahlen konnten. Das muss aber nicht zur Wohnungsräumung führen. „Einzelne haben sich aber auch keine Hilfe gesucht, ihren Briefkasten nicht mehr geleert“, sagt Bochmann. „Wenn dann aber der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht, ist es zu spät.“ So kam es zu Wohnungsräumungen.

Mit solchen Wohnungen hat der Vermieter dann häufig viel Arbeit. Sie müssen erst vorgerichtet werden, um sie neu zu vermieten. Für notwendige Arbeiten in einzelnen Wohnungen sind im Wirtschaftsplan jedes Jahr eine Summe von 220.000 Euro bis 250.000 Euro vorgesehen.

Häufiger kommt es auch vor, dass Mieter in die Jahre kommen und ausziehen, die direkt nach dem Bau ihres Hauses in den 1970er-Jahren eingezogen waren. Da sind dann nach manchmal über 40 Jahren Wohndauer auch umfangreiche Modernisierungen erforderlich, damit die Wohnung wieder vermietet werden kann.

Balkonanbau in Glashütte stößt auf Schwierigkeiten

Insgesamt hat die KWG für dieses Jahr wenige Investitionen geplant. Vorgesehen war der Anbau von Balkons an Wohnungen in der Hauptstraße in Glashütte. Aber das wird dieses Jahr nichts mehr. Die KWG wollte diese ursprünglich an die Vorderseite anbauen. Da hätte sie aber in die Wohnzimmer baulich eingreifen müssen. Bei einem Anbau an die Rückseite gibt es Probleme, weil Mieter dort ihre Einbauküchen um die Ecke an die Außenwand gebaut haben. Außerdem laufen noch Verhandlungen wegen der Finanzierung.

Stadt Glashütte will Haus an der Festwiese kaufen

Dafür bewegt sich in Glashütte etwas bei dem Wohnhaus an der Prießnitztalstraße 4. Dieses Haus ist leergezogen. Es hat Wohnungen auf einfachem Standard mit Ofenheizungen. „Dafür gibt es praktisch keinen Markt mehr“, sagt Bochmann.

Die Stadt Glashütte hat Interesse daran, dieses leerstehende Wohnhaus an der Festwiese von der Kommunalen Wohnungsgesellschaft zu kaufen.
Die Stadt Glashütte hat Interesse daran, dieses leerstehende Wohnhaus an der Festwiese von der Kommunalen Wohnungsgesellschaft zu kaufen. © Egbert Kamprath

Nun hat Glashüttes Bürgermeister Sven Gleißberg (parteilos) im Aufsichtsrat angeboten, dass die Stadt das Gebäude kaufen will, um diese Fläche auch noch bei der Neugestaltung der Festwiese mitzunutzen. Die anderen Mitglieder seien einverstanden gewesen. „Nun beginnen wir mit der Vorbereitung“, sagt Bochmann. Ein Gutachter muss den Wert des Gebäudes feststellen und dann muss die KWG es öffentlich ausschreiben. Theoretisch kann dabei zwar jeder mitbieten, aber die Stadt hätte immer ein Vorkaufsrecht.

Auch in Zinnwald noch Hoffnung auf einen Verkauf

Die Möglichkeit eines Verkaufs will die KWG auch in Zinnwald noch einmal ausprobieren. Dort gibt es auf dem Georgenfelder Weg einen Block mit zwei Aufgängen und neun Wohnungen, der eigentlich für den Abriss vorgesehen ist. „Aber wir probieren es noch einmal mit einer Ausschreibung. Vielleicht findet sich jemand mit ganz neuen Ideen, Ferienwohnungen vielleicht“, sagt Bochmann. Dafür liegt das Haus günstig am Einstieg in die Loipe.

Die größte Investition plant die Wohnungsgesellschaft dieses Jahr in Dippoldiswalde auf der Goethestraße. Dort fehlt noch die Dämmung der Kellerdecke. Weitere Verbesserungen an der Heizung und ihrer Steuerung sind ebenfalls geplant. Rund 250.000 Euro sind dafür eingeplant.