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Die Stärken und Schwächen der Dippser Parksäle

Die Diskussion um das Kulturzentrum Parksäle geht weiter. Ein Kinoangebot wird vorbereitet, aber die Technik dafür ist teuer.

Von Franz Herz
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Angela Meisegeier, die kaufmännische Leiterin des Kulturzentrums Parksäle, stellte das Konzept des Hauses den Stadträten vor.
Angela Meisegeier, die kaufmännische Leiterin des Kulturzentrums Parksäle, stellte das Konzept des Hauses den Stadträten vor. © Karl-Ludwig Oberthür

In wenigen Tagen wird Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) den Auftrag für die Brandschutzsanierung des Gaststättenbereichs im Kulturzentrum Parksäle vergeben. Andernfalls könnte die Schließung drohen, wie sie auf der jüngsten Ratssitzung ankündigte. Diese Woche hat der Finanz- und Verwaltungsausschuss des Dippoldiswalder Stadtrats über das Betreiberkonzept des Kulturzentrums diskutiert.

Viele Stammkunden und in der Region bekannt

Angela Meisegeier, seit 2007 in Teilzeit kaufmännische Leiterin, stellte die aktuelle Arbeit vor. In dem Konzept findet sich eine Analyse der Stärken und Schwächen des Kulturzentrums. Als Pluspunkte nennt die Leiterin die regionale Bedeutung des Hauses, den hohen Anteil von Stammkunden, den Bekanntheitsgrad, das Engagement der Mitarbeiter und die Parkplätze direkt am Haus.

Busse fahren, aber nicht am Kulturzentrum vorbei

Eine Schwäche sieht sie in der Organisationsform. Das Kulturhaus ist Teil der Stadtverwaltung, die auch direkt Einfluss nehmen kann. Der Standort liegt weiter zu weit entfernt vom Busbahnhof. Auch das fehlende gastronomische Angebot in Dipps macht die Arbeit der Parksäle nicht leichter. Außerdem wird es auf allen Ebenen schwieriger, Nachwuchs zu finden. Das spüren die Parksäle beim Publikum und bei den Mitarbeitern. Um eine Veranstaltung abzusichern, sind mehrere Aushilfen erforderlich. Die sind aber in einer Stadt wie Dipps schwieriger zu finden als beispielsweise in einer Universitätsstadt mit Studierenden.

Kino-Idee wird weiterverfolgt

Dennoch versuchen die Parksäle neue Angebote auf die Beine zu stellen. Seit einigen Jahren organisieren sie das Puppentheaterfest „Dippelmütze“. Und Kino würden sie auch gerne anbieten. Die Chefs haben dafür schon Fortbildungen besucht, aber noch fehlt dafür die geeignete Technik, um Filme auf die Leinwand zu projizieren. Vor zwei Jahren hat Dipps schon mal einen Anlauf unternommen, um für 48.500 Euro einen Filmprojektor aus einem Corona-Fördertopf für Kultur finanziert zu bekommen. Der hat dafür aber nicht ausgereicht. Die Idee verfolgen die Parksäle aber weiter.

161.000 Euro Zuschuss von der Stadt

Meisegeier erläuterte auch die Hintergründe der Arbeit. So spielt die Meisterinterpreten-Reihe eine besondere Rolle im Angebot. Die Hälfte des Budgets, welches das Kulturzentrum vom Kulturraum Meißen-Sächsische-Schweiz-Osterzgebirge bekommt, ist für diese Reihe bestimmt. Im Jahr 2019 sind vom Kulturraum 100.000 Euro gekommen. 161.000 Euro hat die Stadt Dippoldiswalde für das Kulturzentrum ausgegeben und 160.000 Euro hat das Kulturzentrum selbst erwirtschaftet.

Kulturraum stellt auch Ansprüche für sein Geld

Für seine 100.000 Euro stellt der Kulturraum aber auch Ansprüche. Er fordert anspruchsvolle Angebote wie die Meisterinterpreten, aber auch eine technisch und kaufmännisch qualifizierte Leitung. Mindestens 40 Veranstaltungen im Jahr werden gefordert, davon muss die Hälfte selbst organisiert werden. Es reicht also nicht, nur den Saal zu vermieten für andere Konzertveranstalter.

Und das Programm muss andererseits auch beim Publikum ankommen. Kulturhauschefin Meisegeier nannte Namen wie Katrin Weber, die Elbland Philharmonie, Tom Pauls oder Uwe Steimle, die immer ein volles Haus haben. Um diese Künstler allerdings für Dippoldiswalde zu gewinnen, ist eine langfristige Planung erforderlich – bis zu zwei Jahre im Voraus. Andere bekannte Namen sind für Dipps oft nicht zu haben, sei es, weil den Künstlern der Saal mit maximal 500 Plätzen zu klein ist, sei es, weil die Karten zu teuer würden für das Publikum. Für speziellere Kulturangebote ist es oft schwer, in Dipps ein Publikum zu gewinnen. Dafür gibt es in der Region nicht genug Interessenten und die Konkurrenz aus der Landeshauptstadt Dresden ist von Dipps aus sogar mit dem Bus erreichbar.

Der große Saal dient auch den Unternehmen

Das Kulturzentrum hat den größten Saal in Dippoldiswalde und Umgebung. Den nutzen nicht nur Musiker und Schauspieler. Das Bauunternehmen Strabag, die Handwerkskammer, der Lions-Club, die Arbeiterwohlfahrt oder die AOK Plus veranstalten dort Betriebs- und Mitgliederversammlungen oder Bälle. Das ist auch ein Angebot für die Wirtschaft der Region. Der Stadtrat Dipps tagt seit Ausbruch von Corona im Saal. „Das hat bei uns eine engere Bindung an das Kulturzentrum erzeugt“, stellte CDU-Fraktionschef Jens Stoppok fest.

Ausführlich nahm Hans-Jürgen Czwink, der Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen Bürger, zu dem Konzept Stellung. Nur sprach er selten ins Mikrofon und war daher kaum zu verstehen. Er bemängelte, dass in dem Konzept die Gaststätte keine große Rolle spielt. Diese ist seit 2019 geschlossen. Es existiert aber ein Vorvertrag mit einem Betreiber, wie das Konzept informiert. Vor einer möglichen Neueröffnung muss die Stadt aber noch die erwähnten Umbauten abschließen.