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Ein Dippser im Waldbrandeinsatz in Griechenland

Lars Werthmann war schon bei vielen Katastropheneinsätzen in aller Welt. Aber das antike Olympia vor Feuer zu schützen, war eine neue Aufgabe.

Von Franz Herz
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Lars Werthmann aus Seifersdorf leitete das Team des Technischen Hilfswerks, das in Griechenland die Feuerwehrleute bei den Löscharbeiten unterstützte.
Lars Werthmann aus Seifersdorf leitete das Team des Technischen Hilfswerks, das in Griechenland die Feuerwehrleute bei den Löscharbeiten unterstützte. © Foto: THW

Am Mittwochabend ist Lars Werthmann von einem elftägigen Waldbrandeinsatz in Griechenland zurückgekommen. Der Chef des Dippoldiswalder Ortsverbands des Technischen Hilfswerks erzählt Sächsische.de, was er dabei erlebt hat.

Spezialist für Auslandseinsätze

Im ganzen Mittelmeerraum toben diesen Sommer enorme Waldbrände. Schwer getroffen hat es auch Griechenland, so schwer, dass die Regierung von der Europäischen Union Hilfe angefordert hat. Das gab es früher auch schon, da wurden in der Regel Löschflugzeuge benötigt. Dieses Jahr war die Katastrophe so groß, dass Griechenland auch nach Bodenkräften fragte.

Hessen stellte einen Verband von rund 170 Feuerwehrleuten und 35 Fahrzeugen bereit, die meisten von ihnen freiwillige Feuerwehrleute und ein Leitungsteam aus Berufsfeuerwehren. Nun sind Feuerwehren hoch spezialisiert, aber in erster Linie darauf ausgerichtet, in ihrer Kommune aktiv zu werden. Auf einen Einsatz in 2.500 Kilometer Entfernung sind sie in der Regel nicht vorbereitet.

Auf einer Hochzeit kam der Voralarm

Aber das Technische Hilfswerk (THW) hat Leute, die speziell für Auslandseinsätze trainiert sind und auch entsprechende Erfahrung haben. Einer von ihnen ist der Dippser THW-Chef Lars Werthmann, der in Seifersdorf lebt.

Er war gerade bei einer Hochzeit am Sonnabend, 7. August, als die erste Info über einen möglichen Einsatz kam. Am Sonntag folgte der Anruf, dass am selben Tag ein Flug nach Frankfurt gebucht ist. Also schnell packen und los zum Flughafen.

Eine Kolonne mit zwei Kilometer Länge auf der Autobahn

Am Montag setzte sich die Kolonne mit insgesamt 45 Löschfahrzeugen, Bussen, einer mobilen Werkstatt und einem Lastwagen mit einem mobilen Feldlager in Bewegung. „Das war eine Kolonne, die auf der Autobahn rund zwei Kilometer lang war“, beschreibt Werthmann.

Die Reisegeschwindigkeit lag bei 60 bis 70 Kilometer pro Stunde. Drei Tage rollten sie durch Italien, setzten mit der Fähre über und fuhren schließlich in die Umgebung des antiken Olympia.

Am Tag rund 35 Reparaturen

Dort hatten die Brände schon schwer gewütet und griechische Feuerwehrleute hatten unter enormem Einsatz verhindert, dass die historische Stätte beschädigt worden ist. Aufgabe der Hessen war dann, die „Green-Black-Line“ zu kontrollieren, das ist die Grün-Schwarze-Kante, bis zu der das Feuer vorgedrungen war. Die 24 Stunden am Tag zu bewachen, war Sache der Feuerwehrleute.

Die THW-Helfer haben sich um alles andere gekümmert, damit sich die Feuerwehren auf ihre Kernaufgabe konzentrieren konnten. „Wir hatten eine mobile Werkstatt dabei, ein Ersatzteillager, Fachleute für Schweißen und Elektronik“, erzählt Werthmann. „Am Tag hatten wir um die 35 Reparaturen. Da waren mal ein Reifen, mal eine ausgefallene Pumpe, mal ein abgebrochener Tritt.“

Arbeit mit Hubschraubern und Löschflugzeugen

Die Feuerwehren beobachteten das Gelände. Es wusste ja niemand, wo es im Boden noch glimmt. Sobald irgendwo wieder etwas aufflackerte oder Rauch zu sehen war, gaben sie die GPS-Koordinaten durch und die griechische Einsatzleitung schickte einen Löschhubschrauber oder ein Löschflugzeug. Werthmann hat ja schon verschiedene Einsätze rings um die Welt miterlebt. „Aber das war für mich auch neu, die Zusammenarbeit mit Hubschraubern und Fliegern“, sagt er.

Er berichtet von Gesprächen mit den Einwohnern der Gegend, wie sie erzählten, dass Waldbrände immer wieder mal vorkommen, aber selbst die Alten noch nie eine Katastrophe von diesem Ausmaß erlebt haben. Die deutschen Helfer waren im Dorf Lala, das ringsum von den Flammen eingeschlossen gewesen ist. „Das Schlimmste war ja schon vorbei. Aber selbst das, was wir erlebt haben, wäre bei uns immer noch ein Großbrand gewesen“, sagt der Dippser THW-Chef.

Menschen haben Beifall geklatscht

Täglich gab es Beratungen mit der griechischen Einsatzleitung. Daran waren auch andere Helfer beteiligt, beispielsweise der österreichische Katastrophenschutz. Die Verständigung läuft bei solchen Einsätzen in aller Regel auf Englisch.

Die Hänge kahl, die Bäume nur noch schwarze Gerippe. In diese Landschaft in der Nähe von Olympia kamen die Helfer aus Deutschland.
Die Hänge kahl, die Bäume nur noch schwarze Gerippe. In diese Landschaft in der Nähe von Olympia kamen die Helfer aus Deutschland. © Foto: THW/Lars Werthmann
Schnell in Camp aufzubauen und damit den Feuerwehrleuten den Rücken für ihre Löscharbeiten freihalten. Das war die Aufgabe des THW.
Schnell in Camp aufzubauen und damit den Feuerwehrleuten den Rücken für ihre Löscharbeiten freihalten. Das war die Aufgabe des THW. © Foto: THW/Lars Werthmann
Es war ein europäischer Einsatz. Hier sprechen sich österreichische und deutsche Katastrophenschützer ab.
Es war ein europäischer Einsatz. Hier sprechen sich österreichische und deutsche Katastrophenschützer ab. © Foto: THW/Lars Werthmann

Was Werthmann auch beeindruckt hat, war die Reaktion der Menschen. „Die haben Beifall geklatscht, die Autos gehupt. Das hat gutgetan“, sagt Werthmann. In den vergangenen Jahren haben die Hilfskräfte in Zusammenhang mit der Flüchtlingsunterbringung oder mit Coronamaßnahmen auch immer wieder Anfeindungen erlebt. Werthmann persönlich hat Drohschreiben erhalten.

Ein Vorauskommando für die Tankstopps

Schließlich machte sich die gesamte Kolonne wieder auf den Rückweg. Eine solche Tour ist nicht zu vergleichen mit einer Urlaubsfahrt. Ein Feuerwehrauto hat anders als Fernlaster nur einen kleinen Tank. Das hieß also regelmäßige Stopps. Wenn aber ein solcher Zug an die Raststätte fährt, steht die Hälfte noch auf der Autobahn, wenn der Erste Diesel nachfüllt. „Wir hatten dafür ein Vorauskommando, das mit der Polizei auf den Raststätten Platz geschaffen hat.“

Geschlafen wurde unterwegs nur wenige Stunden auf Feldbetten. Aber in Augsburg beispielsweise hatte die dortige Feuerwehr mit einer örtlichen Bäckerei einen Imbiss für ihre Kameraden vorbereitet. Schließlich kam Lars Werthmann müde und geschafft am Mittwochabend wieder zu Hause an, wo ihn seine Frau und die beiden Töchter erwartet hatten.