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Das Potenzial der Talsperre Malter

Malter, Paulsdorf und Seifersdorf sind Erholungsorte direkt am Wasser und beliebt zum Wohnen. Das führt auch zu seltsamen Entwicklungen.

Von Franz Herz
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Die Talsperre Malter ist die wichtigste touristische Attraktion im Stadtgebiet von Dippoldiswalde. Für die Entwicklung von Malter, Paulsdorf und Seifersdorf bringt das besondere Aufgaben.
Die Talsperre Malter ist die wichtigste touristische Attraktion im Stadtgebiet von Dippoldiswalde. Für die Entwicklung von Malter, Paulsdorf und Seifersdorf bringt das besondere Aufgaben. © Egbert Kamprath

Die drei Dippoldiswalder Ortsteile rings um die Talsperre Malter haben einen besonderen Charakter. Sie sind erstens seit 1998 als Erholungsorte anerkannt. Weil die Lage an der Talsperre aber nicht nur Touristen anlockt, sind es zweitens auch gefragte Wohngebiete. Aus dieser Konstellation ergeben sich spezielle Aufgaben, die sich im aktuellen Entwurf für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept von Dippoldiswalde wiederfinden.

Keine gleichmäßige Entwicklung

Die schnelle Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat die Orte wachsen lassen. Sie haben sich aber nicht gleichmäßig entwickelt. So hat der Ortsteil Malter spezielle Angebote wie Gaststätten, Campingplatz, Bad, Bootsverleih und Bahnhof. Aber für ganz alltägliche Dinge, wie Einkaufen oder für einen Arztbesuch, müssen Einwohner wie Gäste nach Dipps fahren.

So ein seltsamer Gegensatz findet sich auch in Paulsdorf. Hier ist das Wohngebiet am Mühlfeld städtebaulich geschlossen. Im alten Teil von Paulsdorf aber gibt es Leerstand und für die die Umgebung des Weideguts ist eine Neugestaltung erforderlich, wie im Entwicklungskonzept steht.

Problemfälle im Unterdorf von Seifersdorf

Auch Seifersdorf entwickelt sich nicht gleichmäßig. Im Oberdorf sehen die Planer der Steg, die das Stadtentwicklungskonzept ausarbeiten, kaum Handlungsbedarf. Im Unterdorf hingegen beobachten sie entlang der Straße leerstehende Gebäude. Die größte Ruine im ganzen Dorf, die ehemalige Polstermöbelfabrik, steht direkt unten an der Weißeritz. Ortsvorsteher Uto Böhme weist auch immer wieder auf eine ungeordnete Entwicklung in Wochenendsiedlungen hin.

Direkt an der Roten Weißeritz steht die ehemalige Möbelfabrik in Seifersdorf. Hier schlagen die Stadtentwickler einen Abriss als Ausgleich für andere Baumaßnahmen vor.
Direkt an der Roten Weißeritz steht die ehemalige Möbelfabrik in Seifersdorf. Hier schlagen die Stadtentwickler einen Abriss als Ausgleich für andere Baumaßnahmen vor. © Karl-Ludwig Oberthür
Auch hier prägt ein ungenutztes Haus den ersten Eindruck, wenn man von unten nach Seifersdorf kommt.
Auch hier prägt ein ungenutztes Haus den ersten Eindruck, wenn man von unten nach Seifersdorf kommt. © Karl-Ludwig Oberthür

Bessere Busanbindung und Fußwege vorgeschlagen

Die Potenziale der Malterorte liegen im Tourismus und im Wohnen. Oft als "Badewanne Dresdens" bezeichnet, ist die Talsperre Malter ein Anziehungspunkt, der Gäste von weither in die Stadt lockt. Um touristisch attraktiver zu werden, muss in den Orten einiges geschehen. Wieder einmal steht in dem Entwicklungskonzept der Ausbau eines Radwegs entlang der Talsperre sowohl für Malter als auch für Paulsdorf. Für Seifersdorf schlagen die Planer vor, eine Stadtbuslinie bis in den Ort zu führen und entlang der Ortsdurchfahrten Gehwege zu schaffen. Die kämen Einheimischen wie Gästen zugute.

Erlebnisbad an der Malter benötigt Investitionen

Für die touristischen Angebote an der Talsperre hat die Stadt mit ihrem Tochterunternehmen Weißeritztal Erlebnisgesellschaft die Verantwortung. Die Stadt soll den Wassererlebnisplatz in Malter attraktiver gestalten. Das steht unmittelbar bevor. Die Fördergelder dafür sind zugesagt, wie Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) informierte.

Das Erlebnisbad Paulsdorf benötigt größere Investitionen. Die Anlage muss nach heutigen Maßstäben attraktiver gestaltet werden. Es gibt die Idee, eine Panoramasauna zu errichten. Außerdem weisen die Planer darauf hin, dass die Verkehrsanbindung des Bades verbessert werden muss. Jetzt führt nur eine schmale Straße dorthin, auf der sich selbst zwei Pkws nur mit großer Vorsicht begegnen können.

Die meisten Wochenendhäuser im Stadtgebiet

Weil es an der Malter so schön ist, haben dort auch viele Menschen einen Zweitwohnsitz. 210 Nebenwohnungen waren im Jahr 2020 in den drei Talsperrenorten angemeldet, informiert die Stadtverwaltung, häufig sind dies Wochenendhäuser. Das ist rund ein Drittel aller Zweitwohnungen im Stadtgebiet. Ziel der Stadtverwaltung ist es, möglichst viele Nebenwohner mit Hauptwohnung in anderen Städten dafür zu gewinnen, ihren Hauptwohnsitz in Dippoldiswalde anzumelden.

Insgesamt sind die Talsperrenorte aber auch gefragte Wohnstandorte. Das haben alle drei schon in den 1990er-Jahren genutzt, als sie noch selbstständige Gemeinden waren. Paulsdorf hat das Wohngebiet am Mühlfeld ausgewiesen, Malter Gebiete an der Dippoldiswalder Straße und an der Dresdner Straße und Seifersdorf an der Borlaser Straße. Diese sind alle ausgelastet.

Wohnungen gebaut, Straßen vergessen

Aber die schnelle Bauentwicklung hat an verschiedenen Stellen auch Probleme geschaffen. So sind in Malter viele ehemalige Wochenendhäuser zu festen Wohnhäusern ausgebaut worden. Aber die Straße beispielsweise „Am Wochenend“ hat damit nicht Schritt gehalten. Das Urteil der Planer ist deutlich: „Sehr schlechter Zustand“.

Die schöne Lage am Hang über der Talsperre macht dieses Gebiet aber attraktiv. So hat die Stadt erst dieses Frühjahr einen Bebauungsplan an der Dippoldiswalder Straße beschlossen, der jetzt umgesetzt werden soll. In Seifersdorf sehen die Planer auch noch Möglichkeiten für neuen Wohnraum, indem Flächen am Ortsrand genutzt und leerstehende Häuser neu belebt werden. An der Malter ist also abzusehen, dass sich in den nächsten Jahren noch einiges entwickeln wird.