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Was hat der Minikreisel in Frauendorf gebracht?

Die Erfahrungen der Bürger sind unterschiedlich. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr legt indes eine erste Bilanz vor.

Von Maik Brückner
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So sieht der Minikreisverkehr in Niederfrauendorf nach seiner Fertigstellung aus.
So sieht der Minikreisverkehr in Niederfrauendorf nach seiner Fertigstellung aus. © Egbert Kamprath

Seit Ende Februar regelt ein Minikreisel den Verkehr in Niederfrauendorf. In der Bevölkerung ist er weiter umstritten. Frauendorfs Ortsvorsteher Martin Walther (Wählervereinigung Reinhardtsgrimma) räumt ein, dass sich seine Befürchtungen nicht bestätigt haben. Die Leute fahren vorsichtiger, vor allem die, die auf der bisherigen Hauptstraße unterwegs sind. Kurz nach dem Bau des Kreisels habe er oft beobachtet, dass Fahrzeuge, die aus Dipps oder Glashütte kamen, sehr schnell herangefahren sind.

Dadurch seien gefährliche Situationen entstanden. Diese habe es in jüngster Zeit nicht mehr gegeben. Der Kreisel hat dafür gesorgt, dass sich im Dorf keine Staus mehr bilden. Nach seiner Kenntnis gab es auch keine Unfälle mit Radfahrern, obwohl deren Zahl durch die Corona-Epidemie zugenommen hat. "Viele, die sonst nie oder kaum Rad gefahren sind, haben sich E-Bikes zugelegt", sagt der Ortschef.

Anders fällt das Urteil von Stanley Gaude, Junior-Chef der Cunnersdorfer Spedition Lukas, aus. "95 Prozent der Leute, mit denen ich über den Kreisverkehr gesprochen habe, finden ihn sinnlos", sagt er. Auch er sehe das so. Mit einem normalen Pkw, der aus Reinholdshain kommt, sei es nicht möglich, um den Kreisel nach Reinhardtsgrimma zu fahren, ohne dabei zurückzustoßen. Das sehe man an den Kratzern und Abschürfungen an einer Hausecke und der Schutzplanke. Er kenne einige, die durch den Kreisel so verunsichert sind, dass sie auf andere Straßen ausweichen. Sie fahren von Dipps nach Reinhardtsgrimma nicht über Niederfrauendorf, sondern über Hirschbach.

Auch seine Lkw-Fahrer halten nicht viel von dem Kreisel, dessen Mitte sie in jedem Fall überfahren müssen. Gaude plädiert dafür, die Straße die Dipps und Glashütte verbindet, wieder zur Hauptstraße zu machen und an den Straßen von Reinhardtsgrimma und Oberfrauendorf kommend Stoppschilder aufzustellen. Von allen drei Seiten sollte die Geschwindigkeit auf 30 km/h begrenzt werden, außerdem sollten Blitzer aufgestellt werden. Für ihn wäre das die beste Lösung. Niederfrauendorf würde eine der sichersten Kreuzungen bekommen. Und wie sieht es der Aufgeber der Umgestaltung, das Landesamt für Straßenbau und Verkehr? Für die SZ zog das Amt ein erstes Fazit.

Wie viele Unfälle gab es bisher?

"Nach den uns vorliegenden Angaben gab es bisher drei Unfälle", sagt Rosalie Stephan vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv). Damit hat sich das registrierte Unfallgeschehen seit Juni dieses Jahres nicht mehr geändert.

Haben sich Fachleute den Kreisel angeschaut?

Im Auftrag des Lasuv hat ein Fachplanungsbüro die Verkehrsabläufe mit Videoaufzeichnungen und Vor-Ort-Beobachtungen verfolgt. Ziel der Aktion: Drei Monate nach der Eingewöhnungsfrist sollte eine erste Bilanz gezogen werden. Das ist geschehen. Das Büro hat einen Bericht mit den häufigsten Fahrfehlern vorgelegt. Registriert wurde aber auch, dass der Minikreisel dazu geführt hat, dass sich die meisten Autos und Lkws dem Kreisel deutlich langsamer nähern. Die gegenseitige Rücksichtnahme habe zugenommen und dafür gesorgt, dass der Minikreisel die Verkehrssicherheit erhöht.

Was machen viele Verkehrsteilnehmer falsch?

Der Minikreisverkehr selbst sowie die Beschilderung als Kreisverkehr sorgen immer wieder für Irritationen. Die Verkehrsteilnehmer sind verunsichert, wissen nicht wie sie sich richtig verhalten sollen, vor allem wer wann Vorfahrt hat und wann geblinkt werden muss, sagt das Lasuv. Fehler werden vor allem beim Linksabbiegen und beim Geradeausfahren durch das Überfahren der Kreisinsel gemacht.

Gibt es Änderungsbedarf am Kreisel?

Der Fachplaner und das Lasuv denken über kleine Veränderungen nach. Überlegt wird, um die Kreisinsel einen weißen Breitstrich zu ziehen, damit diese besser zu Wirkung kommt. Eine Erhöhung der Kreisinsel um etwa drei Zentimetern wurde verworfen, so Stephan. Damit hätte man zwar die optische Wahrnehmung verbessert und die Insel zu einem kleinen Hindernis für das Befahren der Autos gemacht. Gleichzeitig hätte man es auch dem Winterdienst schwergemacht. Deshalb werden hier noch Gespräche mit verschiedenen Fachleuten geführt.

Gab es Anregungen von Anwohnern?

Obwohl der Minikreisel im Vorfeld und in den ersten Wochen der Inbetriebnahme für reichlich Gesprächsstoff sorgte, gingen beim Lasuv bisher keine Anregungen ein. "Das werten wir als gutes Zeichen", sagt Rosalie Stephan.

Lässt sich schon absehen, ob der Minikreisel bleibt?

Nach jetzigem Erkenntnisstand wird der Verkehrsversuch weitergeführt, so Stephan. Ob der Minikreisverkehr nach Ablauf des einjährigen Verkehrsversuches dauerhaft bleibt und ob noch weitere Änderungen vorgenommen werden, können die Fachleute vom Lasuv gegenwärtig noch nicht sagen.

Plant das Landesamt weitere Minikreisel?

Weitere Minikreisverkehre plant das Lasuv derzeit nicht. Sollte der Verkehrsversuch positiv ausgehen, wird möglicherweise über den Bau weiterer Minikreisverkehre entschieden. Aber auch an anderen Stellen gilt, dass die örtliche Situation und die Verkehrsverhältnisse das zulassen müssen.

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