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Der Obertorgrill soll bleiben

Die Neugestaltung des Obertorplatzes in Dipps soll endlich beginnen. Schafft Oberbürgermeisterin Kerstin Körner, woran ihre Vorgänger scheiterten?

Von Franz Herz
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Stein des Anstoßes: Der Obertorgrill auf dem Obertorplatz Dippoldiswalde.
Stein des Anstoßes: Der Obertorgrill auf dem Obertorplatz Dippoldiswalde. © Egbert Kamprath

Der Obertorplatz liegt bei der Dippser Kommunalpolitik seit vielen Jahren als unerledigtes Problem auf dem Tisch. An den Häusern ringsum hat sich einiges getan. Sie wurden saniert und die Ruine des ehemaligen Gasthofs "Roter Hirsch" abgerissen. Der Platz selbst mit Gehwegen und Straßenführung sieht aber heute noch so aus wie vor 30 Jahren. Damals gab es in Dipps noch keine Umgehungsstraße und auch keine Autobahn A 17. Der internationale Transitverkehr ist auf der Europastraße 55 mitten durch Dippoldiswalde und über den Obertorplatz gerollt. Das hat Spuren hinterlassen.

Die Straße ist heute noch so breit, wie es für die 40-Tonner nötig war. Der Gehweg auf dem Platz ist in schlechtem Zustand. Ein regulärer Fußgängerüberweg über die Straße fehlt. Teilweise behindern Gitter die Fußgänger. Nur jetzt wegen der Bauarbeiten am Fußweg wurde provisorisch ein Zebrastreifen eingerichtet.

Das soll aber nicht so bleiben. Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) will das Thema nun anpacken, wie sie auf der jüngsten Sitzung des Stadtrates informierte. Als nächstes werden die Vorbereitungen für den Bau beginnen, Untersuchungen des Baugrunds und Vermessungsarbeiten. 

Die Gehwege auf der nördlichen und südlichen Seite des Platzes sollen verbreitert werden. Auf dem Platz sollen Sitzmöglichkeiten entstehen und auch die Parkordnung wird neu gestaltet, stellte Körner in Aussicht. In der Finanzplanung für das kommende Jahr hat die Stadt 112.000 Euro für die Gestaltung des Obertorplatzes im Rahmen der Stadtsanierung vorgesehen.

Der dritte Versuch

Kerstin Körner wäre die dritte Oberbürgermeisterin, die versucht, das Problem Obertorplatz zu lösen. Ihre beiden Vorgänger sind daran gescheitert. 2010, in der Amtszeit von Ralf Kerndt (Freie Wähler), wollten die Dippser den Platz schon einmal neu gestalten. Die Stadtverwaltung hatte dafür sogar einen Architektur-Wettbewerb ausgeschrieben, ist dann mit dem Projekt aber in eine Sackgasse geraten. 

Der Stadtrat hatte eigene Vorstellungen, die jedoch nicht mit den Regeln der Städtebauförderung zusammenpassten. Eine Stadtratsmehrheit wischte das Ergebnis des Architekturwettbewerbs beiseite und vergab den Planungsvertrag an das Büro von Axel Ruhsam und Gunter Ullrich, die damals auch für die Freien Wähler im Stadtrat saßen. Der Vertrag wurde aber nie unterschrieben, weil die Pläne von Ruhsam & Ullrich nicht den Vorgaben vom Denkmalschutz entsprachen und es daher keine Fördergelder gab. Also blieb der missliche Zustand auf dem Obertorplatz, wie er war.

Im Zentrum des mittelalterlichen Bergbaugebietes

2018, in der Amtszeit von Jens Peter (parteilos), hat der Rat noch einmal das Thema aufgegriffen und entschieden, an dem Programm zum städtebaulichen Denkmalschutz festzuhalten einschließlich der Neugestaltung des Obertorplatzes. Damals wurde der Planungsvertrag mit Ruhsam & Ullrich gekündigt. Danach ging trotzdem wenig weiter. Nur die Wasserversorgung Weißeritzgruppe legte eine neue Wasserleitung in die Straße und das Landesamt für Straßenbau und Verkehr ließ die Straßendecke erneuern. Zu einer Neugestaltung kam es aber nicht.

Bei der damaligen Entscheidung sprach Jens Mücklich (CDU) im Stadtrat einen Punkt offen an, der zeigt, warum die Gestaltung des Obertorplatzes für die Dippoldiswalder Stadträte so sensibel ist: Es geht um den Obertorgrill. In früheren Planungen war das Gasthaus in Frage gestellt worden. Darin waren sich die Stadträte aber fraktionsübergreifend einig: Der Obertorgrill soll bleiben. Auch in den Planungen, welche die Oberbürgermeisterin jetzt vorgestellt hat, ist der Bestand dieser Gaststätte nicht berührt.

Und es gibt einen zweiten Grund, warum größere Bauarbeiten auf dem Obertorplatz nicht so schnell vorangehen könnten, wie es sich viele wünschen. Der Platz liegt im Zentrum des mittelalterlichen Bergbaugebiets von Dippoldiswalde. Wenn also größere Arbeiten geplant wären, müssten auch die Archäologen die Chance bekommen, vorher zu prüfen, ob unter der Oberfläche noch etwas zu finden ist. Wenn sie etwas finden, müssten sie die Reste sichern. 

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