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Mehr Motorradunfälle in Coronazeiten

Rico Sommerschuh, Leiter des Polizeireviers Freital-Dipps, berichtet von sinkenden Unfallzahlen, aber mit Ausreißern nach oben.

Von Franz Herz
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Hier steht Rico Sommerschuh, Leiter des Polizeireviers Freital-Dippoldiswalde auf dem vollgeparkten Dippser Marktplatz. Auch hier kommt es immer wieder zu Unfällen, vor allem beim Ausparken.
Hier steht Rico Sommerschuh, Leiter des Polizeireviers Freital-Dippoldiswalde auf dem vollgeparkten Dippser Marktplatz. Auch hier kommt es immer wieder zu Unfällen, vor allem beim Ausparken. © Egbert Kamprath

Die Zahl der Verkehrsunfälle im Polizeirevier Freital-Dippoldiswalde ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen von 2.782 im Jahr 2019 auf 2.325 im Jahr 2020. Darüber informierte Rico Sommerschuh, der Leiter des Polizeireviers, als er die Unfallstatistik für das Jahr vorstellte. Die Erklärung für den Rückgang ist naheliegend. Im Lockdown, der 2020 ja mehrere Monate lang galt, sind wir Menschen weniger unterwegs gewesen.

Die traurigste Zahl in der kompletten Unfallstatistik hat sich allerdings nicht verändert. 2019 und 2020 gab es jeweils fünf Verkehrstote zwischen Wilsdruff und Altenberg. Darunter waren zwei Motorradfahrer. Im Jahr zuvor ist kein Motorradfahrer tödlich verunglückt.

Kontrollschwerpunkt bei Motorrädern geplant

Diese beiden tragischen Fälle stehen im Zusammenhang mit der Gesamtentwicklung. Die Unfälle mit Motorrädern haben insgesamt zugenommen. Ihre Zahl ist von 2019 auf 2020 von 61 auf 78 gestiegen, die Zahl der Schwerverletzten von 16 auf 26 und die der Leichtverletzten von 32 auf 40. Es gibt dafür keine eindeutige Erklärung. Die Polizei will darauf aber reagieren und plant eine Schwerpunktkontrolle, die genau auf die Biker zielt. „Dabei arbeiten wir mit dem angrenzenden Revier in Pirna sowie der Verkehrspolizei zusammen“, sagt Sommerschuh. Die Beamten wollen dabei die Sicherheit der Fahrer selbst in den Blick nehmen. Ihnen geht es aber auch um das Wohlbefinden der Anwohner. Geschwindigkeits- und Schallpegelmessungen werden auch dazu gehören.

Beschwerden aus dem Müglitztal über Motorradlärm

Bei der Polizei gingen dazu Beschwerden von Anliegern aus dem Müglitztal ein. Diese landschaftlich schöne Strecke mit ihren Kurven hat sich zu einer beliebten Ausflugsstraße für Motorradfahrer entwickelt. Ein Kontrollschwerpunkt wird dabei der „Lauensteiner Brenner“ sein, die kurvenreiche Strecke von Lauenstein Richtung Liebenau, die sich zu einer beliebten Rennstrecke entwickelt hat. Das hat aber Lärmbelästigungen für die Anwohner zur Folge. Das will die Polizei auch eingrenzen.

Eine eigene Erwähnung in der Polizeistatistik bekommen inzwischen auch die E-Bikes. Hier hat zwar die Zahl der Unfälle nicht zugenommen von 2019 auf 2020, aber die Folgen. Insgesamt hat die Polizei 19 Unfälle mit den Elektro-Fahrrädern aufgenommen. Dabei gab es einen Toten, fünf Schwerverletzte und 14 Leichtverletzte. Hier ist die Zahl von Unfällen so klein, dass die Polizei keinen Ansatz hat, um durch vorbeugende Arbeit gegenzusteuern. „E-Bikes beschäftigen uns vor allem dann, wenn sie gestohlen werden“, sagt Sommerschuh. Auch die Zahl der normalen Fahrradunfälle ist leicht gestiegen von 82 im Jahr 2019 auf 86 im vergangenen Jahr.

© SZ Grafik

Starke Zunahme bei Alkoholfahrten und -unfällen

Die Unfallursachen kennzeichnen auch die Besonderheiten unserer Region. Sie ist ländlich geprägt. Daher stehen Wildunfälle an der Spitze. Die nächsthäufige Unfallart geht auf Fehler beim Rückwärtsfahren, Wenden oder Abbiegen zurück. Dazu zählen die klassischen Parkplatzrempler. So etwas passiert zwar oft, hat aber in der Regel keine Verletzungen zur Folge. Anders sieht das bei Unfällen wegen zu hoher Geschwindigkeit oder zu geringem Abstand aus.

Zahlenmäßig fallen Unfälle in Zusammenhang mit Alkohol und Drogen nicht so ins Gewicht. 71 verzeichnete die Polizei im letzten Jahr, davon 62 wegen Alkohol. Und hier war ein starker Anstieg zu verzeichnen. Im Vorjahr waren es noch 49 gewesen. „Wir hatten nicht nur die Unfälle, sondern auch viele andere Alkoholfahrten festgestellt. Ich weiß nicht, ob manche gedacht haben, dass wir in Corona-Zeiten weniger kontrollieren“, wundert sich der Polizeichef. Dabei war es genau andersrum. Als die Polizei besonders auf die Einhaltung der Coronaregeln achtete, und deswegen Autofahrer anhielt, war auch der eine oder andere Alkoholsünder mit dabei.

Wieder mehr Kontrollen vor Schulen und Kitas

Die Unfallzahlen sind für die Polizei immer wieder eine Herausforderung, sie durch vorbeugende Maßnahmen zu reduzieren. So kündigt Sommerschuh jetzt wieder verstärkte Kontrollen an Schulen und Kindereinrichtungen an. Wenn der Unterricht wieder beginnt, sind dort mehr Menschen unterwegs. „Kinder sind im Verkehr immer noch die Gruppe, die am stärksten gefährdet ist“, sagt er. In zwanzig Fällen waren letztes Jahr Kinder an einem Verkehrsunfall beteiligt, dabei sind sechs von ihnen schwer verletzt worden.

Und ein anderes Ziel ist in der Polizeiarbeit die sogenannte „Vision Zero“. Das würde bedeuten keine schweren Verkehrsunfälle, vor allem keine Toten, mehr. Daran kann die Polizei arbeiten, aber auch die Fahrzeughersteller und vor allem die Fahrer sind gefordert, um dem näherzukommen.

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