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Döbelner Einzelhändler stärken Landwirten den Rücken

Händler in der Region Döbeln wollen ihre Geschäfte am Montag schließen. Bei Behörden sind längere Wartezeiten möglich. Der Landrat warnt vor Trittbrettfahrern.

Von Cathrin Reichelt
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Händler in der Region Döbeln wollen mit der Schließung ihrer Geschäfte am Montag den Bauern den Rücken stärken.
Händler in der Region Döbeln wollen mit der Schließung ihrer Geschäfte am Montag den Bauern den Rücken stärken. © dpa

Mittelsachsen/Döbeln. Die Unzufriedenheit steigt – nicht nur bei den Landwirten. Die planen für Montag Demonstrationen, unter anderem mit der Blockade der beiden Kreisverkehre am Harthaer Kreuz und der Zufahrten zu den Autobahnen. Dem Protest schließen sich nun auch zahlreiche Einzelhändler an.

Diese Geschäfte bleiben zu

Vor allem in Waldheim wollen zahlreiche Inhaber von Geschäften ein Zeichen setzen. Sie schließen ihre Läden am 8. Januar. „Es sind nicht nur die Landwirte betroffen, sondern auch die kleinen Selbstständigen“, sagt Ute Münch, Inhaberin des Blumengeschäftes Blattlaus.

In der Politik sei dringend eine Änderung notwendig. Und dabei denkt sie nicht nur an sich. „Dass sie jetzt die Heizung nicht mehr aufdrehen können, dafür haben die alten Leute nicht geschuftet“, sagt sie und weist auch auf die gestiegenen Preise im Supermarkt hin.

Ihr Geschäft und der benachbarte Imbiss Lausschmaus bleiben ebenso zu, wie Dierbooks.

„Wir wollen nicht immer nur meckern, sondern auch mal etwas tun“, sagt Inhaberin Katja Dierbeck. Der Mittelstand müsse die Fehler der Politiker ausbügeln. „Und die geben das Geld, das die Bürger erwirtschaftet haben, als hätte es keinen Wert“, meint sie.

Zuerst müsse dem eigenen Land geholfen werden. Und wenn dann noch Geld übrig ist, anderen. Wie Ute Münsch so habe auch sie von den Kunden ein durchweg positives Feedback für die Entscheidung zur Schließung erhalten.

Auch bei Augenoptiker Krause, dem Spielwarengeschäft Hofmann und dem BKD Maik Reuter werden die Kunden vor verschlossenen Türen stehen. Denn sie sind ebenfalls der Meinung, dass derzeit politisch einiges in die falsche Richtung läuft.

Auch der Döbelner Stadtwerbering hatte seine Mitglieder aufgerufen, sich zu positionieren. Diese lehnten eine Schließung ihrer Geschäfte jedoch ab, wie die Chefin des Stadtwerberings Grit Neumann auf Nachfrage mitteilt.

Busse sollen weiter fahren

„Regiobus stellt sich auf die veränderten Bedingungen ein“, sagt Henning Schmidt, Fachbereichsleiter Verkehr. Die Busse sollen grundsätzlich nach Fahrplan fahren.

Kleine oder größere Einschränkungen aufgrund von Staus oder Blockaden seien jedoch nicht ausgeschlossen. Ziel des Unternehmens ist es, den Fahrplan zu halten. Das gelte auch für den Schülerverkehr.

Kfz-Zulassungsstelle ist geöffnet

Das Landratsamt hat grundsätzlich geöffnet. Die Kfz-Zulassungsstelle ist von 8.30 bis 12 Uhr erreichbar und wird die vereinbarten Termine auch wahrnehmen, heißt es aus der Pressestelle der Behörde.

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Es sei aber nicht auszuschließen, dass es zu Verzögerungen und Wartezeiten kommt, wenn Mitarbeiter, die einen längeren Arbeitsweg haben, die Behörde nicht erreichen.

Generell appelliert das Landratsamt, mehr Zeit für den Weg einzuplanen oder gegebenenfalls den individuellen Termin zu verschieben beziehungsweise neu mit dem jeweiligen Ansprechpartner zu vereinbaren.

Landrat appelliert an die Vernunft

Protest gehört unverbrüchlich zur Kultur der Demokratie, schreibt Landrat Dirk Neubauer (parteilos) in den sozialen Medien. Die Interessen der Landwirte zu wahren, sei deren legitimes Recht.

Die geplanten Einschnitte in der Art und Weise sowie ihrer Kurzfristigkeit zu hinterfragen, sei ebenso legitim. „Dennoch sollte man auch im Protest Verhältnismäßigkeit bewahren“, so Neubauer.

„Dass wir am Montag derzeit nicht sicher wissen, ob Schüler in die Schule kommen, ein Landratsamt wirklich funktioniert oder andere, lebenswichtige Dinge wirklich gesichert sind, sehe ich kritisch.“

Der Landrat sieht die Gefahr, dass der legitime Protest von rechten Kräften und anderen Gruppen missbraucht werden könnte. „Auch – und das ist wichtig – gegen den Willen der eigentlichen Veranstalter“, sagt der Landrat.

Die Gefahr ist durchaus gegeben. Denn der Döbelner Stefan Trautmann, Mitglied der Freien Sachsen, die vom Verfassungsschutz als verfassungsfeindlich eingestuft werden, hat – ebenfalls in den sozialen Medien – bereits entsprechende Bestrebungen angekündigt.