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Trotz Bauernprotest: Bundestag beschließt Abbau von Steuerentlastungen

Gülle und brennende Reifen bei Bauernprotesten, Kretschmer nennt Agrar-Kürzungen "Liste der Grausamkeiten" - unser Newsblog zu den Bauernprotesten.

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Der Bundestag hat dem umstrittenen Abbau von Steuerentlastungen beim Agrardiesel zugestimmt.
Der Bundestag hat dem umstrittenen Abbau von Steuerentlastungen beim Agrardiesel zugestimmt. © dpa/Oliver Berg

Bauernproteste - das Wichtigste in Kürze:

11.50 Uhr: Bundestag beschließt Abschaffung von Subventionen beim Agrardiesel

Der Bundestag hat dem umstrittenen Abbau von Steuerentlastungen beim Agrardiesel zugestimmt. Das Parlament verabschiedete am Freitag das Haushaltsfinanzierungsgesetz, in dem die schrittweise Abschaffung enthalten ist. Bevor es in Kraft treten kann, muss das Gesetz noch den Bundesrat passieren. Die Länderkammer stimmte am Freitag einer Fristverkürzung aber nicht zu und befasste sich damit nicht. Das Gesetz wird im Bundesrat nun zunächst in Fachausschüssen beraten. Die nächste reguläre Sitzung des Bundesrats ist für den 22. März geplant.

Die geplanten Kürzungen hatten für eine Protestwelle von Bauern gesorgt, die mit ihren Traktoren teils bis nach Berlin vor das Brandenburger Tor zogen. Der Bundesrat muss dem Gesetz nicht zustimmen, könnte aber Einspruch einlegen und den Vermittlungsausschuss anrufen.

Freitag, 2. Februar, 11.20 Uhr: Protestaktion an Privatgrundstück von Bürgermeisterin stößt auf Kritik

Eine stinkende Protestaktion am Privatgrundstück der Bürgermeisterin von Kirchberg, Dorothee Obst (Freie Wähler), hat scharfe Kritik ausgelöst. Demonstrationen gehörten zur Demokratie, aber bei Angriffen auf das Privateigentum von Politikern werde eine Grenze überschritten, erklärte der Vorsitzende der Freien Wähler im Landkreis Zwickau, Anselm Meyer.

Der Polizei zufolge luden Unbekannte in Kirchberg an einer wichtigen Kreuzung, vor dem Rathaus und an der Einfahrt zum Grundstück der Bürgermeisterin in der Nacht zu Freitag Mist ab. Deswegen werde nun ermittelt. Mehr zum Mist-Protest in Kirchberg

14.55 Uhr: Misthaufen auf Straßen - Ermittlungen nach mutmaßlichem Bauernprotest

Die Polizei Unterfranken ermittelt gegen Personen, die am frühen Donnerstagmorgen Heuballen- und Misthaufen auf Straßen abgeladen und damit die Verkehrswege blockiert haben. Die Aktionen könnten mutmaßlich einigen Landwirten zugeschrieben werden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Die Kriminalpolizei Würzburg ermittelt nach eigenen Angaben wegen Verdachts auf gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr und möglicher Umweltstraftaten.

Laut Polizei war bundesweit zu Protestaktionen von Landwirten gegen Ämter und Behörden aufgerufen wurden. Insbesondere sollte Mist und Gülle abgeladen werden. In Unterfranken seien unter anderem die Ein- und Ausfahrten von Kreisverkehren auf der B13 blockiert worden, sodass kein Durchkommen mehr möglich gewesen sei. Auch die Zufahrten zur B19 seien an mehreren Stellen durch abgelegte Misthaufen und Strohballen beeinträchtigt worden. An der B303 hätten Unbekannte einen Lkw-Reifen in Brand gesetzt. Feuerwehren und Straßenmeistereien hätten die Fahrbahnen wieder geräumt.

Die Polizei warnt eindringlich vor verkehrsgefährdendem Handeln. "Ich sage klar und deutlich: Wer auf Straßen, auf denen zum Teil hohe Geschwindigkeiten zulässig sind, Hindernisse bereitet und dadurch andere gefährdet, geht eindeutig zu weit! Wir können von Glück reden, dass niemand zu Schaden gekommen ist", sagte der unterfränkische Polizeipräsident Detlev Tolle laut Mitteilung.

13.59 Uhr: Bundesrat befasst sich am Freitag nicht mit Agrardiesel-Subvention

Der Bundesrat befasst sich am Freitag nicht mit der von der Bundesregierung geplanten und umstrittenen Streichung von Diesel-Steuervergünstigungen für Landwirte. Das Haushaltsfinanzierungsgesetz, in dem die Maßnahme enthalten ist, steht nicht auf der Tagesordnung der Länderkammer am Freitag, wie ein Sprecher des Bundesrats am Donnerstag sagte.

Die nächste reguläre Sitzung des Bundesrats ist für den 22. März geplant. Das bedeutet, der sogenannte Ständige Beirat stimmte beim Haushaltsfinanzierungsgesetz keiner Fristverkürzung zu. Das Gesetz soll am Freitag vom Bundestag verabschiedet werden, wird dann dem Bundesrat zugeleitet und in Fachausschüssen beraten.

Der Bundesrat muss dem Gesetz nicht zustimmen, könnte aber Einspruch einlegen und den Vermittlungsausschuss anrufen. Allerdings gibt es in vielen Ländern Koalitionsregierungen mit Ampel-Parteien - und wenn sich eine Landesregierung uneins ist, muss sich das Land im Bundesrat enthalten beziehungsweise kann nicht zustimmen.

Die Ampel-Koalition plant eine schrittweise Verringerung der Subventionen beim Agrardiesel. Bisher können sich Betriebe die Energiesteuer für Diesel teilweise zurückerstatten lassen - mit einer Vergütung von 21,48 Cent pro Liter. Das soll schrittweise verringert werden. Für im Jahr 2026 verbrauchte Mengen soll es keine Subventionen mehr geben.

Die Kürzungen sind heftig umstritten und hatte eine Protestwelle der Landwirte ausgelöst.

Die SPD-geführten Länder Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und das Saarland haben einen Entschließungsantrag in den Bundesrat eingebracht, über den am Freitag beraten wird. Darin heißt es, die Agrarwirtschaft werde überproportional belastet. Es solle einen deutlich längeren Zeitraum für den Abbau der Agrardiesel-Steuerrückerstattung geben, um die Entwicklung und den Umstieg auf alternative Kraftstoffe, sowie praxistaugliche und wirtschaftlich tragbare alternative Antriebstechnologien zu ermöglichen.

Donnerstag, 1. Februar 2024. 10.35 Uhr: Bauernprotest in Magdeburg: Gülle und brennende Reifen auf der Straße

Landwirte haben in der Nacht zu Donnerstag in Magdeburg bei einer Protestaktion vereinzelt Reifen angezündet und Gülle auf die Straße gekippt. Die Bauern blockierten nach Angaben eines dpa-Reporters eine Straße in einem Industriegebiet im Norden von Magdeburg. Die Polizei war mit mehreren Einsatzfahrzeugen vor Ort und löschte immer wieder die angezündeten Reifen.

Der Protest zeige das Ausmaß des Frusts innerhalb des Berufsstandes, teilte der Bauernverband Sachsen-Anhalt am Donnerstag mit. Man habe sich von der Bundesregierung ein deutliches Zeichen gewünscht, dass der Protest zur Kenntnis genommen wird. "Solange diese Situation besteht, wird man von weiteren Protesten ausgehen müssen", sagte ein Sprecher des Verbands.

Am Mittwoch hatten Landwirte erneut Protestaktionen durchgeführt und stundenlang fast alle Autobahnauffahrten in Sachsen-Anhalt mit Fahrzeugen blockiert. Hintergrund der Proteste sind die Haushaltsberatungen im Bundestag. Die Ampel-Koalition will Steuerbegünstigungen für Landwirte beim Agrardiesel schrittweise abschaffen.