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Bäcker Brauer ist auch Müller

Christian Brauer hat mit Vollkornprodukten die Nische gefunden, die seinen Kunden schmeckt. Was das volle Korn kann, erzählt er beim Erntedankfest im Kloster Buch.

Von Heike Heisig
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So sieht das Vollkornbrot aus, das Bäckermeister Christian Brauer aus Böhrigen donnerstags aus dem Ofen holt. Um eins zu kaufen, fahren Kunden dann durchaus mal ein paar Kilometer.
So sieht das Vollkornbrot aus, das Bäckermeister Christian Brauer aus Böhrigen donnerstags aus dem Ofen holt. Um eins zu kaufen, fahren Kunden dann durchaus mal ein paar Kilometer. © Dietmar Thomas

Böhrigen/Klosterbuch. Vollkornbrot, das mag nicht jeder. Doch es gibt auch diejenigen, die dafür einige Kilometer weit fahren, um genau das Vollkornbrot auf dem Teller zu haben, das ihnen schmeckt.

Dazu gehören auch viele Kunden von Bäckermeister Christian Brauer aus dem Striegistaler Ortsteil Böhrigen. Denn seine Vollkornbrote gibt es nur auf Bestellung und nur im Hauptgeschäft in Böhrigen oder der Filiale in Berbersdorf – und am Wochenende jetzt auch im Kloster Buch.

Die Organisatoren vom Förderverein haben den 35-jährigen Bäckermeister eingeladen, um darüber zu sprechen, wie und weshalb er sich neben seinem herkömmlichen Sortiment dem Backen mit Vollkorn verschrieben hat. Das passt zum Thema „Vielfalt Getreide“, unter dem das Kloster- und Erntedankfest 2020 steht.

Gemahlen auf Basalt-Lava

Als Christian Brauer die Bäckerei im Advent 2012 von seinem Vater übernimmt und sie damit in vierter Generation weiterführt, wollte er nicht gleich mit Neuem starten. Doch als seine Frau Carolin (26) schwanger wird, denkt sie einmal mehr über gesunde Ernährung und in diesem Zusammenhang über Vollkornprodukte nach. 

Bei ihrem Mann stößt sie dabei auf offene Ohren. Der war inzwischen auf der Suche nach zweierlei: „Etwas, was den Kunden schmeckt und was nicht jeder anbietet“, sagt der Bäckermeister.

 Auch er hat sich dann ausführlicher mit dem Thema beschäftigt, einen aus seiner Sicht guten Vollkornlieferanten und vor allem eine Mühle gefunden, die ihm gleich in der Backstube das Mehl zubereitet, das er verarbeitet und mit dem seinen Kunden Brot und Brötchen schmecken.

Christian Brauer lässt sich Roggen und Weizen liefern. In einer besonderen Mühle mahlt er dann das Mehl, aus dem er seine Vollkornbackwaren herstellt. Dafür hat er einen festen Kundenstamm.
Christian Brauer lässt sich Roggen und Weizen liefern. In einer besonderen Mühle mahlt er dann das Mehl, aus dem er seine Vollkornbackwaren herstellt. Dafür hat er einen festen Kundenstamm. © Dietmar Thomas

„Die Mühle hat zum Beispiel einen Naturmahlstein aus Basalt-Lava“, erklärt Brauer. Die Verarbeitung sei schon wichtig, um die Inhaltsstoffe des Korns zu erhalten. Auch sonst achtet Christian Brauer darauf, dass nichts, außer eben dem frisch gemahlenen Vollkornmehl, Wasser, naturreine Hefe und Salz den Teig ausmachen.

Seit er dieses Brot bäckt, isst auch die Familie selbst kaum noch etwas anderes. Carolin Brauer hat bemerkt, dass sich seitdem die Hautprobleme ihres Mannes gebessert haben. Allein auf das Backwerk führt sie dies allerdings nicht zurück.

Fünfte Generation zeigt Interesse am Backen

 „Sinnvoll und wichtig ist, dass man sich auch weiterführend überlegt, was auf dem Tisch steht. Wer lediglich auf eine andere Brotsorte zurückgreift, könnte durchaus mit einer Unverträglichkeit reagieren“, so die Erfahrungen der jungen Frau. 

Sie ist von Hause aus Gebärdendolmetscherin, hilft ihrem Mann in der Backstube aber vor allem beim Zubereiten von Torten. Das wurde ihr möglicherweise in die Wiege gelegt. „Meine Großmutter war Konditorin“, erzählt die 26-Jährige, die in Reinsdorf bei Waldheim aufgewachsen ist. 

Mit dem Bäckergen wurde wahrscheinlich auch der Sohn der Brauers geboren. Schon ehe er in die Kita im Ort gebracht wird, will er unbedingt beim Papa in der Backstube vorbeischauen. Ob er einmal die fünfte Generation wird, die Brot und Brötchen aus dem Ofen holt, das wollen Christian und Carolin Brauer dem Jungen selbst überlassen. Zum Überlegen hat er noch reichlich Zeit.

Carolin Brauer hat ihren Mann dazu gebracht, das volle Korn zu verarbeiten. Das runde Vollkornbrot ist relativ neu im Sortiment der Böhrigener Familienbäckerei. Ob sich der Geschmack des runden und des Kastenbrotes tatsächlich unterscheiden, können Besuch
Carolin Brauer hat ihren Mann dazu gebracht, das volle Korn zu verarbeiten. Das runde Vollkornbrot ist relativ neu im Sortiment der Böhrigener Familienbäckerei. Ob sich der Geschmack des runden und des Kastenbrotes tatsächlich unterscheiden, können Besuch © Dietmar Thomas

Zwischen 50 und 60 vorbestellte Vollkornbrote stellt der Böhrigener Handwerker jede Woche her. In dieser Woche werden es wegen der Präsentation im Kloster wahrscheinlich einige mehr sein. 

Die Brauers bauen ihren Stand im ehemaligen Kuhstall auf. Gleich daneben wird Gesundheitsberaterin Ilona Ramisch aus Waldheim darüber informieren, was generell zu einer gesunden und vollwertigen Ernährung gehört. Auch Aufstriche und andere Kostproben wird es geben.

Bunt gemischtes Programm

Der Förderverein selbst hat in diesem Jahr im Klostergarten verschiedene Getreidesorten angebaut, um die „Vielfalt Getreide“ dem Thema entsprechend vorstellen zu können. Daneben werden Stammbesucher einiges Bekannte finden: eine Pilzausstellung, den Pomologen Henner Grapo, der von Besuchern mitgebrachtes Obst bestimmt oder den begehbaren Bienenkorb der Obstland Dürrweitzschen AG.

Eröffnet wird das Kloster- und Erntedankfest am Sonnabend, 10 Uhr, durch die Sächsische Erntekönigin und Kriebethaler Tanzsportler. Offiziell eingeweiht werden soll dann auch der „stille Rundgang“. Dafür wurden an ausgewählten Gebäuden und Standorten Hinweisschilder angebracht, anhand derer sich Gäste auch ohne einen Führer hinreichend über das frühere Zisterzienserkloster informieren können.

Musikalische Unterhaltung gibt es am Sonnabend durch die Gruppe „Vergissmeinnicht“ und am Sonntag durch die Band „Never walk alone“.

Veranstaltungstipp: Kloster- und Erntedankfest im Kloster Buch: Sonnabend von 9 bis 17 Uhr und Sonntag von 10.30 bis 17 Uhr. Parkplätze sind ausgeschildert.

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