SZ + Döbeln
Merken

Landkreis erhält kein Geld von der Sparkasse Döbeln

Der ausschüttungsfähige Betrag wird auf Eis gelegt. Es ist das zweite Mal, dass das Geldinstitut so handelt. Was der Grund ist und wie es weitergeht.

Von Cathrin Reichelt
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Sparkasse Döbeln hat 2022 regionale und soziale Projekte mit Spenden und durch Sponsoring unterstützt. Der Landkreis geht dagegen leer aus.
Die Sparkasse Döbeln hat 2022 regionale und soziale Projekte mit Spenden und durch Sponsoring unterstützt. Der Landkreis geht dagegen leer aus. © SZ/DIetmar Thomas

Mittelsachsen/Döbeln. Seit der Gründung des Landkreises Mittelsachsen hat die Kreissparkasse Döbeln mehr als 4,8 Millionen Euro Gewinn an den Kreis als Träger der Sparkasse ausgeschüttet.

Doch in diesem Jahr geht er leer aus. Der ausschüttungsfähige Betrag in Höhe von reichlich 85.500 Euro wird entsprechend der aktuellen Gesetzgebung der Sicherheitsrücklage zugeführt.

Sparkassenvorstand Thomas Gogolla hat während des jüngsten Kreistages den Jahresabschluss 2022 der Kreissparkasse Döbeln vorgestellt.

Die Jahresbilanzsumme belief sich zum Jahresende auf rund 1,1 Milliarden Euro und ist damit von 2021 auf 2022 leicht gestiegen.

Ausnahmejahr 2022

„Für die Finanzindustrie und die Kapitalmärkte war 2022 ein extremes Ausnahmejahr“, sagte er. An das denke er mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück.

Wenn Zinsen in relativ kurzer Zeit schnell steigen, führt das unweigerlich zu einem vorübergehenden Bewertungsbedarf bei Zinspapieren, die ein Kreditinstitut im Eigenbestand hat.

„Ganz einfach ausgedrückt: Die eigenen Geldanlagen sind vorübergehend weniger wert. Das muss in der Jahresbilanz berücksichtigt werden“, erklärt Gogolla.

Thomas Gogolla, Vorstand der Sparkasse Döbeln, hat dem Kreistag den Jahresabschluss 2022 vorgestellt.
Thomas Gogolla, Vorstand der Sparkasse Döbeln, hat dem Kreistag den Jahresabschluss 2022 vorgestellt. © Archiv: SZ/Dietmar Thomas

Die EZB-Zinsen sind um etwa 2,5 Prozent gestiegen. Das habe die Kunden im Februar vergangenen Jahres hart getroffen. Die Zinsen lagen zuvor im negativen Bereich. Durch die Energiekrise und den Ukraine-Krieg habe bis Mai/Juni eine allgemeine Verunsicherung geherrscht.

„Danach haben die Kunden auch wieder Vertrauen zum Institut und Geldanlagen gefasst“, meint er. So konnten 160 Millionen Euro Kredite zugesagt werden.

Erhöhte Kundeneinnahmen

Auch die Kundeneinlagen hätten sich stark erhöht, sodass beides mit rund 160 Millionen Euro fast auf gleichem Niveau liege.

Das Betriebsergebnis sei trotz der schwierigen Situation von 13,3 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 13,7 Millionen Euro im vergangenen Jahr gestiegen.

Damit belegt die Kreissparkasse Döbeln unter allen 43 Kreditinstituten des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) den vierten Platz. 2021 hatten die Döbelner noch den Spitzenplatz inne.

  • Sie haben Hinweise, Kritik oder Lob? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an [email protected]

Wie in den Vorjahren habe die Sparkasse auch 2022 regionale und soziale Projekte mit Spenden und durch Sponsoring unterstützt – diesmal mit 140.000 Euro.

Die Sparkasse habe die Zinswende gut verarbeitet, erklärte Thomas Gogolla mit Blick auf das Jahr 2023. Das beziehe sich sowohl auf ausgereichte Kredite und Geldanlagen der Kunden, als auch auf Versicherungen und das Bausparen.

Kunden können ihr Geld jetzt wieder verzinst anlegen. So gibt es beispielsweise ab einem Mindestbetrag von 5.000 Euro für ein oder drei Jahre drei Prozent Zinsen. Viele Kunden würden sich für eine längere Laufzeit entscheiden.

Gestiegene Kreditzinsen

Gleichzeitig führe die aktuelle Zinsentwicklung zu deutlich gestiegenen Kredit-Zinsen, was vor allem die Kunden, die sich mit dem Bau oder Kauf einer Immobilie beschäftigen, weniger freut.

Die Sparkasse ist selbst Grundstückseigentümer und Bauherr. Im Walduferviertel sind bereits einige Grundstücke verkauft. Der Baubeginn für die ersten Einfamilienhäuser steht kurz bevor. Auch bei den Mehrfamilienhäusern geht es voran.

Zwar befinden sich die Wohnungen noch im Rohbau, aber beim Tag der offenen Tür konnten sich Interessierte bereits dort umsehen. Noch in diesem Jahr soll mit dem Innenausbau begonnen werden (wir berichteten).

„Insgesamt läuft die Geschäftsentwicklung in diesem Jahr sehr gut“, so der Sparkassenvorstand. „Wir gehen davon aus, dass 2023 wieder Reserven gebildet werden können und eine Ausschüttung an den Landkreis erfolgen kann.“

Ein ähnliches Vorgehen wie in diesem Jahr sei nur 2019 schon einmal erfolgt. Obwohl die Situation der Sparkasse in der Coronazeit sehr gut gewesen sei, habe die Bankenaufsicht dem Institut damals vorgegeben, keine Ausschüttung an den Landkreis vorzunehmen.

Thomas Gogolla versprach, dass die Sparkasse am Filialnetz in der Region Döbeln festhalte. Im vergangenen Jahr sei die Filiale in Ostrau komplett renoviert worden. „Leisnig muss noch optisch zeitgemäß gestaltet werden“, sagte er. Dieses Vorhaben soll im kommenden Jahr umgesetzt werden.