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Flutschutz Döbeln: In sieben Jahren soll alles fertig sein

Bei den Bauarbeiten an den Hochwasserschutzanlagen tritt eine längere Pause ein. Dem Stadtwerbering schmeckt das gar nicht. Er reagiert.

Von Jens Hoyer
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Bis zum vergangenen Jahr wurde am letzten Bauabschnitt der Flutmulde in Döbeln gebaut. Im September war dieser Teil der Döbelner Hochwasserschutzanlage übergeben worden. Jetzt tritt für mindestens eineinhalb Jahre eine Baupause ein.
Bis zum vergangenen Jahr wurde am letzten Bauabschnitt der Flutmulde in Döbeln gebaut. Im September war dieser Teil der Döbelner Hochwasserschutzanlage übergeben worden. Jetzt tritt für mindestens eineinhalb Jahre eine Baupause ein. © Dietmar Thomas

Döbeln. Zum ersten Mal seit langer Zeit ist in Döbeln absolute Ruhe in Sachen Hochwasserschutz eingekehrt. Im Herbst waren die Arbeiten an der Flutmulde abgeschlossen worden. Acht Jahre hatte das Land Sachsen an diesem wichtigen Abschnitt des Döbelner Hochwasserschutzes bauen lassen. Jetzt geht es nicht weiter - erst einmal zumindest.

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Der Freistaat Sachsen will auch die nächsten Abschnitte der Anlagen mit sogenannten EFRE-Fördermitteln der Europäischen Union bauen. Und die sind noch nicht freigegeben. Der Freistaat will erst loslegen, wenn das Geld aus Brüssel sicher ist. Ein Entwurf des sogenannten Operationellen Programms für die EFRE-Mittel bis 2027 befinde sich in der Endabstimmung, gibt das sächsische Umweltministerium Auskunft. Die abschließende Genehmigung stehe noch aus.

Noch einmal 45 Millionen Euro Baukosten

„Im Programmentwurf ist vorgesehen, den Bauabschnitt Wappenhenschanlage mit rund zehn Millionen Euro und den Bauabschnitt Freiberger Mulde mit Altstadt mit 34,5 Millionen Euro zu finanzieren“, so Burkhard Beyer von der Pressestelle des Ministeriums. Bis zur Genehmigung der Mittel dauert es aber noch. Die günstigste Prognose dafür liege bei Juli/August dieses Jahres. Erst danach können die Bauleistungen für den Abschnitt von der Oberbrücke bis zum Krankenhaus europaweit ausgeschrieben werden.

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Ein Baubeginn am nächsten Abschnitt wäre dann erst fürs kommende Jahr realistisch. Das Ministerium gibt das erste Quartal 2023 als Termin an. Fertigstellung soll im Spätsommer oder Herbst 2027 sein.

Parallel dazu will der Freistaat auch im übernächsten und letzten Bauabschnitt unterhalb der Oberbrücke – genannt Freiberger Mulde und Altstadt – bauen lassen. Baubeginn: Anfang 2024. Fertigstellung: Ende des Jahres 2028.

Forderung nach vorgezogenem Baubeginn

Die eineinhalbjährige Pause von der Fertigstellung der Flutmulde bis zum Weiterbau schmeckt dem Stadtwerbering gar nicht. Döbelns Händlervereinigung, allen voran Vorstandsmitglied Wolfgang Müller, bombardiert Politiker und die Staatsregierung regelmäßig mit Anfragen – ohne aus seiner Sicht eine befriedigende Antwort über die weitere Finanzierung und den Fortgang der Bauarbeiten zu bekommen. Müllers Forderung an den Freistaat, nicht auf die endgültige Freigabe der Fördermittel durch die EU zu warten, sondern den nächsten Abschnitt vorzufinanzieren, entspricht nicht der Auffassung der Staatsregierung.

„Das letzte Hochwasser ist neun Jahre her. Das Hochwasser 2002 war vor 20 Jahren. Wir wissen alle, was im vorigen Jahr im Ahrtal passiert ist“, bringt Grit Neumann, Vorsitzende des Stadtwerberings, die Befürchtungen der Händler auf den Punkt. Der Verein will auf die Probleme aufmerksam machen. „Und vielleicht auch mal ein bisschen lauter werden“, so Neumann.

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Für 7. Juni lädt der Stadtwerbering Politiker zu einem Treffen an die Flutmulde ein. Eingeladen seien Bundestagsabgeordnete wie Philipp Hartewig (FDP) und Carolin Bachmann (AfD), Landtagsabgeordnete, der Döbelner Oberbürgermeister, die Landratskandidaten.

Ein zweites Problemfeld, das an die Politik herangetragen werden soll, sei die Entwicklung der Innenstadt, so Neumann. Auch das Problem, Mitarbeiter zu finden, treibt die Vorsitzende um. „Die Politik soll das mitnehmen. Vielleicht muss man da neue Wege suchen.“

40 Millionen Euro in der Flutmulde verbaut

Seit 2014 war am Verteilerwehr am Schloßberg, der Flutmulde und einer neuen Brücke gebaut und dabei rund 40 Millionen Euro ausgegeben worden. Zuvor wurde seit 2009 ein Abschnitt Flutmauer an der Ritterstraße und von 2013 bis 2014 die Hochwasserschutzmauer am Mühlgraben in Sörmitz errichtet.

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Die Flutmulde allein verbessert den Flutschutz für die Innenstadt schon beträchtlich, weil ein großer Teil des Wassers einfach an der Muldeninsel vorbeigeleitet werden kann. Der nördliche Muldearm, an dem es noch keinen Flutschutz gibt, wird bei Hochwasser deutlich entlastet, wenn das Klappenwehr bei hohem Wasserstand geöffnet wird, was seit Fertigstellung schon mehrfach geschehen ist.

Allerdings wird der Hochwasserschutz für Döbeln erst durch die Fertigstellung weiterer Schutzmauern und Deiche perfekt. Noch wesentlich verbessert würde er durch den geplanten Bau von zwei Rückhaltebecken im Erzgebirge in Oberbobritzsch und Mulda.