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Warum sich ein eigener Garten lohnt

Das Interesse an einer Parzelle geht vor allem bei der jüngeren Generation immer weiter zurück. Trotzdem gibt es sie, die Neugärtner.

Von Martha Johanna Kaul
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Daniela Störl und Christoph Schünemann freuen sich darauf, ihrem Garten wieder zu einem echten Schmuckstück zu machen.
Daniela Störl und Christoph Schünemann freuen sich darauf, ihrem Garten wieder zu einem echten Schmuckstück zu machen. © Lutz Weidler

Hartha. Immer mehr Kleingärten liegen brach. So auch in Hartha in der Gartengruppe „An der Sternwarte“. Grund dafür ist das fehlende Interesse der nachrückenden Generation. „Es gibt nicht mehr viele junge Menschen, die sich für einen eigenen Garten begeistern können“, weiß Udo Fankhänel, Vorsitzender des Gartenvereins. Umso mehr freut er sich, dass in der letzten Saison Daniela Störl und Christoph Schünemann den Mut hatten, in der Anlage am Ameisenberg durchzustarten.

Kleingarten bedeutet mehr als Rasenmähen

Denn es geht dabei nicht um das Rasenmähen oder Baumverschneiden. Ein eigener Garten bringe viel Verantwortung mit sich. In der Serie „Geschichten am Gartenzaun“ begleitet der Döbelner Anzeiger die Neugärtner.

Die ersten Schneeglöckchen blühen. Auch Krokusse wagen sich bereits in die ersten Sonnenstrahlen. Mittendrin im Sandkasten sitzt die zweijährige Josefine. Sie bäckt leckeren Sandkuchen und kocht in der Matschküche Kaffee für ihre Eltern.

„Vor einem Jahr war das noch nicht einmal denkbar, dass Josi hier so einfach spielen kann“, erinnert sich Daniela Störl. Seitdem ist im Garten viel passiert. Auch Vereinsvorsitzender Udo Fankhänel erinnert sich an die einstige Wildnis. Ein zugewuchertes Häuschen, Spinnweben innen wie außen und eine Hecke, die dringend einen neuen Schnitt brauchte. „Ich bin erstaunt und freue mich, was die beiden im vergangenen Jahr geschaffen haben. Es war sehr viel Arbeit, die erledigt werden musste“, so Fankhänel.

So sah der Garten von Daniela und Christoph noch vor einem Jahr aus.
So sah der Garten von Daniela und Christoph noch vor einem Jahr aus. © privat

Seit der Mitgliederversammlung im vergangenen Jahr ist Udo Fankhänel der Chef der Gartengruppe. „Meine Frau und ich leben schon seit vielen Jahren in Waldheim, aber in Hartha bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen. Hier habe ich meine Wurzeln“, so der 65-Jährige. Einen Garten in Hartha zu beziehen, war für den Rentner und seine Frau daher ein persönliches Anliegen.

Von sieben Gartenvereinen in Hartha ist die Gartengruppe an der Sternwarte die mit dem imposantesten Ausblick. Weit über Hartha kann man an klaren Tagen sogar die Augustusburg in der Ferne erkennen. „Das ist einer der Gründe, warum ich mit meiner Frau hier so gerne bin“, so Fankhänel.Der Gartenchef freut sich, dass sich zunehmend jüngere Leute für das Gärtnern begeistern können. „Es ist schwer, jemanden zu finden, der eine Parzelle übernimmt und vor allem auch pflegt, “, so Udo Fankhänel.

Pächter müssen Pflichtstunden leisten

Auf die Pächter kommt mitunter viel Verantwortung zu. Denn nicht nur die Pflege des eigenen Gartens spielt in der Gartengruppe „An der Sternwarte“ eine große Rolle. Jeder Pächter muss zudem acht Pflichtstunden für das Allgemeinwohl leisten. Das kann das Streichen von Bänken, das Sauberhalten der Wege oder auch einmal Rasenmähen in den Gärten sein, die nicht vergeben sind. „Wir haben insgesamt 114 Gärten hier auf der Anlage. Davon sind 100 belegt und in den restlichen 14 ist noch vieles zu tun, bevor diese genutzt werden können“, so Udo Fankhänel.

Ähnlich wie bei Daniela Störl und Christoph Schünemann sind die Gärten über die Jahre zugewuchert und benötigen den nötigen Grünen Daumen.

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Jeden nimmt die Gartengruppe aber dennoch nicht auf. „Wir hatten schon Leute da, die den Garten hier mit einer Partymeile verwechselt haben und jeden Abend war dann hier Ärger. Die mussten dann wieder gehen“, so Udo Fankhänel. In der Gartengruppe wünscht sich das Harthaer Urgestein vor allem Ruhe und ein friedliches Zusammenleben aller. „Wer nicht passt, darf gehen“, so der 65-Jährige.

An helfenden Händen in den Gärten fehlt es aber nicht. „Wir haben viele Pächter, die gerne mithelfen und die Anlage in Schuss halten“, so Udo Fankhänel. Auf dem Plan des Vorsitzenden steht in diesem Jahr auch noch die Elektrik in der Gartengruppe. „Inzwischen verbrauchen die Gärten mit Wasserkocher, Toaster und Mikrowelle viel mehr Strom, als bei der Errichtung 1975 überhaupt geplant war“, so Fankhänel. Eine Erneuerung sei von daher dringend erforderlich, um auch weiterhin alle Gartenlauben gleich gut mit Strom zu versorgen.

Neulinge gehen Aufgaben aktiv an

Auch die Neulinge Daniela und Christoph sind sich für die Arbeit nicht zu schade. Eine Eigenschaft, die Udo Fankhänel an den beiden sehr schätzt. Auf ihren 250 Quadratmetern haben sie in diesem Jahr einiges geplant. Die ersten Beete sind bereits angelegt und bepflanzt. „Im vergangenen Jahr haben wir noch ein wenig experimentiert, aber für die kommende Saison steht einiges auf dem Plan“, so Schünemann.

Im April soll es losgehen. „Ich habe bereits vieles eingesät, wie Paprika oder Tomaten und auch die Kartoffeln nach irischer Methode gesteckt“, erzählt Daniela Störl. Das bedeutet, dass die Kartoffeln bereits im Winter tief im Boden vergraben werden, wo sie dann trotz Minustemperaturen keimen können. Sie ist stolz auf das, was sie geschaffen hat und dass sie in der kommenden Saison ihr eigenes Obst und Gemüse ernten kann.

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In ihrer Oase beweist die 41-Jährige außerdem, dass man mit wenig Geld viel bewirken kann. Ihr Tipp für alle Garten-Neulinge: Kompostbeete oder Hügelbeete. Dabei wird das zu kompostierende Material bereits auf dem Beet ausgebreitet und wärmt beim Verrotten die wachsenden Pflanzen.

Weitere Verschönerung ist geplant

Auch für die kleine Josefine ist noch einiges geplant. Ein Trampolin sowie einen Pool wollen Daniela Störl und ihr Freund für die Tochter aufstellen. „Dafür müssen wir aber noch den Boden begradigen und ordentlich umgraben“, so die gelernte Altenpflegerin.

„Für die kommende Saison wünsche ich mir, dass sich unserer Gartengruppe noch mehr junge Leute anschließen und natürlich wünschen wir uns stets gutes Wetter und Spaß an der Erdbeere“, witzelt Udo Fankhänel.