Döbeln
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Mahnwachen an den Stolpersteinen und eine Lesung in Roßwein

Der Treibhaus-Verein lädt für Donnerstag nach Döbeln, Leisnig, Roßwein, Waldheim und Hartha ein. Dabei wird der Pogromnacht vor 85 Jahren gedacht.

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Am 9. November wird  anlässlich des 85. Jahrestages der Reichspogromnacht in Döbeln,  Leisnig, Hartha, Waldheim und Roßwein wieder  der verschleppten und ermordeten Juden gedacht.
Am 9. November wird anlässlich des 85. Jahrestages der Reichspogromnacht in Döbeln, Leisnig, Hartha, Waldheim und Roßwein wieder der verschleppten und ermordeten Juden gedacht. © Thomas Kube

Region Döbeln. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten im gesamten Deutschen Reich unzählige Synagogen, jüdische Geschäfte und Friedhöfe wurden zerstört, Versammlungsräume, Wohnungen und Gebetsräume geplündert.

Die Pogromnacht war ein weiterer Höhepunkt beispielloser Verfolgung und Vernichtung von Jüdinnen und Juden. Wie Conrad Stephan vom Treibhaus-Verein Döbeln mitteilt, war nach dem Ende der NS-Diktatur auch in der Region Döbeln das jüdische Leben gänzlich vernichtet oder vertrieben worden.

„Heute gibt es nur noch wenige Spuren, die Aufschluss über die ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger in den Städten geben“, sagt er.

Gedenken an Pogromnacht

An diese Menschen, die in Vernichtungslagern oder auf Todesmärschen starben, soll am Donnerstagabend am 85. Jahrestag der Pogromnacht 1938 gedacht und erinnert werden.

Zu den Veranstaltungen treffen sich die Teilnehmer um 18 Uhr, und zwar in Döbeln am Obermarkt 13, in Leisnig auf dem Marktplatz, in Hartha an der Pestalozzistraße 8, in Waldheim auf dem Augustinerplatz und in Roßwein an der Mühlstraße 18.

Dort befinden sich vor den einstigen Wohnhäusern jüdischer Familien sogenannte Stolpersteine mit Namen, Geburts- und Sterbedaten der betroffenen Juden, soweit letztere nachvollziehbar und bekannt waren.

Im Nachgang an die Mahnwache an der Mühlstraße 18 in Roßwein werden die Teilnehmer in der Winterkirche zu einer Gedenkveranstaltung erwartet.

Der Fokus soll dabei laut Treibhaus-Verein in diesem Jahr auf die jüdische Kunst und Kultur gerichtet werden. Unter anderem ist Klezmer-Musik zu hören.

Zeitzeugen erhalten Stimme

Wie Stephan Conrad mitteilt, sollen an diesem Abend außerdem Zeitzeugen eine Stimme erhalten. Freiwillige lesen Berichte vor und geben so Einblicke über Kunst und Kultur, die sich an Orten entwickelte, an denen dies niemand vermuten würde: Orte der Verfolgung und Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden, Orte voller Grausamkeit, Elend und Sterben.

„Und doch gab es auch dort Kunst und Kultur. Sie war eng verbunden mit dem Willen des Überlebens und dem Kampf gegen die Entmenschlichung und sie hat Spuren hinterlassen“, so Conrad.

Wegen des Gedenkens beginnt die Stadtratssitzung in Leisnig erst gegen 18.20 Uhr im Ratssaal. Für 18 Uhr sind Räte und Interessierte zunächst eingeladen, vom Markt mit zu den Stolpersteinen an der Obermarktgasse zu laufen, wo Pfarrerin Katja Heyroth ein paar Worte spricht.