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Wird die Gemeinde Kriebstein führungslos?

Maria Euchler ist seit 2015 Bürgermeisterin der Gemeinde Kriebstein. Jetzt kandidiert sie für den Landtag. Welche Folgen das haben kann.

Von Sylvia Jentzsch
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Maria Euchler, Bürgermeisterin und Kreisrätin, kandidiert für die Freien Wähler für den Landtag.
Maria Euchler, Bürgermeisterin und Kreisrätin, kandidiert für die Freien Wähler für den Landtag. © SZ/DIetmar Thomas

Kriebstein. Maria Euchler (Freie Wähler), Bürgermeisterin von Kriebstein, will mit einem Direktmandat in den Sächsischen Landtag einziehen. Das gab sie Mitte Januar bekannt.

Beim Parteitag der Freien Wähler Anfang Februar in Grimma wurde sie als Direktkandidatin aufgestellt (wir berichteten). Seit 2015 ist Maria Euchler Bürgermeisterin der Gemeinde Kriebstein und seit 2019 ist sie Kreisrätin.

Nun wollten die Gemeinderäte wissen, wie es denn weitergehe, wenn ihre Bürgermeisterin am 1. September als Landtagsabgeordnete gewählt werden würde.

Kandidatur war keine leichte Entscheidung

„Ich habe lange überlegt, ob ich kandidiere. Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Denn ich bin gern Bürgermeisterin“, so Maria Euchler.

Nach reichlichen Überlegungen wolle mit ihrer Kandidatur den Menschen in ihrem Wahlkreis, die nicht die etablierten Parteien, aber auch nicht die AfD wählen wollen, ein Angebot unterbreiten.

„Wenn ich in den Landtag einziehe, und ich bin angetreten, um zu gewinnen, dann nur über das Direktmandat. Ich stehe auf keiner Liste. Es gibt also keine Rückversicherung“, so Maria Euchler.

Sie sei schon von vielen Bürgern angesprochen worden, die sehr traurig seien, dass sie im Fall des Einzugs in den Landtag, nicht mehr ihre Bürgermeisterin sei.

„Es gibt zwei Möglichkeiten, wie es in der Gemeinde weitergeht. Entweder es wird ein neuer Bürgermeister gewählt, oder ich übernehme im Ehrenamt. Dafür sind allerdings einige Voraussetzungen notwendig“, sagte Maria Euchler.

Bürgermeisterin unterbreitet Gemeinderat Angebot

Wenn es vom Gemeinderat gewollt sei, dass sie weiterhin Bürgermeisterin bleibt, müsse die Hauptsatzung geändert werden, sodass sie dieses Amt auch ehrenamtlich ausführen könne. Das würde sie aber dann nur stemmen können, wenn das Hauptamt personell besetzt wird.

„Sonst ist es nicht zu schaffen. Ich beantrage Fördergeld, kümmere mich um die Belange der Bürger, stelle das Amtsblatt zusammen und noch viel mehr. Wesentliche Arbeiten müssten dann von demjenigen übernommen werden, der das Hauptamt innehat“, so Maria Euchler.

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Geld für diese Stelle hätte die Gemeinde, weil sie als ehrenamtliche Bürgermeisterin dann nur einen Obolus bekommen würde.

Sollte es zur Neuwahl eines Gemeindeoberhauptes kommen, brauche es bis zur Wahl Zeit. In dieser würde dann ein Amtsverweser die Geschicke der Gemeinde leiten.

Maria Euchler tritt im Wahlkreis vier zur Landtagswahl an. Zu dem gehören Döbeln, Geringswalde, Großweitzschen, Hartha, Kriebstein, Leisnig, Jahnatal, Roßwein, Striegistal und Waldheim.

Politikerin brennt für Landkreis und die Region

„Ich brenne für meinen Landkreis und meine Region“, so die Frau, die Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Sportwissenschaften und Kommunalwirtschaft studiert hat.

Als Bürgermeisterin sei sie täglich mit den Menschen im Gespräch und höre deren Sorgen und Nöte. „Die Unzufriedenheit ist spürbar, und ich möchte etwas verändern. Denn wer meckert, muss auch etwas unternehmen“, sagte Maria Euchler.

Die derzeitige Finanzausstattung der Kommunen sieht die Bürgermeisterin als besonders großes Problem. Kriebstein musste Anfang des Jahres wegen fehlender Finanzen eine Haushaltssperre ausrufen.

Hinzu komme, so Euchler, dass kommunale Förderprogramme mittlerweile die Regel und ein bürokratisches Monstrum seien. Das Fördersystem halte einer Kosten-Nutzen-Rechnung teilweise gar nicht mehr stand.

Die Städte und Gemeinden müssten grundsätzlich mehr Geld erhalten, um zumindest ihre Pflichtaufgaben angemessen erfüllen zu können, fordert Euchler.