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Rockhausen bildet zweitbesten Tischler Sachsens aus

Das Tischlern entdeckte Nick Fichtner bereits in der Kindheit für sich. Dass er Jahrgangsbester im Handwerkskammerbezirk Chemnitz wird, hätte er nicht für möglich gehalten. Wie er das geschafft hat.

Von Martha Johanna Kaul
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Vor drei Jahren begann Nick Fichtner seine Ausbildung bei der Firma Rockhausen in Waldheim. Nun hat er eine besondere Ehrung erhalten.
Vor drei Jahren begann Nick Fichtner seine Ausbildung bei der Firma Rockhausen in Waldheim. Nun hat er eine besondere Ehrung erhalten. © Lutz Weidler

Waldheim. Es begann alles auf einem Bauernhof in einem kleinen Dorf bei Lommatzsch. Beim gemeinsamen Zaunbau mit der Familie entdeckte Nick Fichtner einen Akkuschrauber und war sofort begeistert.

„Ich war noch ein Kind, aber ich war so fasziniert davon, dass ich in ein Brett sinnlos ein Loch nach dem anderen bohrte“, so der heute 22-Jährige schmunzelnd.

Diese Begebenheit führte dazu, dass ihm die Eltern im Schuppen eine eigene kleine Werkstatt errichteten, in der er begann eigene kleine Projekte zu planen und diese auch umzusetzen.

Aus Hobby wird Beruf

Von seinem Vater bekam er dann auch seine erste Tischkreissäge geschenkt. So kam es, dass Nick Fichtner mit gerade einmal 15 Jahren eine Parkbank für das Dorf baute und auch oft in der Nachbarschaft aushalf, wenn handwerkliche Fähigkeiten benötigt wurden.

Heute ist dieses Hobby sein Beruf und diese Entscheidung hätte Nick Fichtner für sich nicht besser treffen können. „Es gab für mich nie eine andere Option.

Ich wollte immer Tischler werden und nach zahlreichen Praktika und Ferienarbeiten war ich davon so gefestigt, dass ich beschloss, eine Ausbildung zu beginnen“, so Fichtner.

Dafür zog er nach Waldheim und begann mit 20 Jahren eine Lehre zum Tischler beim Traditionsunternehmen Rockhausen. Drei Jahre später hat er nun seinen Abschluss in der Tasche und nicht nur er, sondern auch die Firma könnte nicht stolzer sein.

„Nick wurde als Jahrgangsbester der Handwerkskammer Chemnitz ausgezeichnet“, so Alexander Halm, Mitgesellschafter und Leiter der Arbeitsvorbereitung im Außendienst und der Produktion.

„Als Firma sind wir natürlich stolz, dass er die Lehrzeit so gut abgeschlossen hat“, so Halm. Dabei besteht die Tischlerprüfung aus einer schriftlich theoretischen, sowie einer praktischen Leistung.

Ausbildungsfirma ist stolz

„Die praktische Prüfung fordert natürlich die handwerklichen Fähigkeiten und ist in zwei weitere Aufgaben gegliedert. Aufgabe eins ist ein vorgegebenes Möbelstück, das alle Prüflinge innerhalb von acht Stunden bauen müssen. Dabei handelte es sich um einen kleinen Schrank mit Ablage zum Aufhängen“, erklärt Nick Fichtner.

Die zweite Aufgabe beinhaltete sein Gesellenstück. „Dabei habe ich mich für eine Garderobe entschieden.“

Mit diesem Gesellstück wurde Nick Fichtner sogar für den Landesgestaltungswettbewerb "Die Gute Form" nominiert. Bei diesem Wettbewerb werden die gestalterisch besten Gesellenstücke des aktuellen Abschlussjahrganges aus ganz Sachsen gezeigt. Die 41 Gesellstücke werden vom 6. bis 11. November in der Einkaufsmeile im Elbepark in Dresden öffentlich ausgestellt.

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Nick Fichtner nahm als bester Geselle des Kammerbezirkes Chemnitz an den sächsischen Meisterschaften der Tischlergesellen teil und belegt den zweiten Platz.

Dabei handelt es sich um einen Wettbewerb, bei dem jeweils die drei besten Azubis aus den Handwerkskammern Dresden, Chemnitz und Leipzig eingeladen werden, um ihr Können zu beweisen.

Dieser geht über zwei Tage und die diesjährige Aufgabe war der Bau eines Stehpults. „In diesem Jahr waren wir sogar zehn Teilnehmer. Natürlich ist man dann auch stolz, wenn man mit einem so guten Ergebnis nach Hause kommt“, so Nick Fichtner.

Das nächste Ziel im Blick

Ausruhen auf dem Erfolg möchte sich Nick Fichtner nun aber nicht. „Ich habe am 1. Oktober innerhalb der Firma ein duales Bachelor-Studium begonnen“, so der 22-Jährige.

Den Plan dafür hatte er bereits während seiner Ausbildung gefasst, dass es nun so zügig weitergehen sollte, kam zwar überraschend, aber dem 22-Jährigen auch ganz gelegen. „So komme ich gar nicht erst aus dem Lernen heraus und kann meinen Plan weiter durchziehen.“

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Die Möglichkeit für die nahtlose Anknüpfung ermöglichte ihm die Firma. „Wir versuchen immer, zwei Azubis sowie zwei Studenten zu haben, die wir ausbilden können. Bei Nick hat es mit dem Abschluss genau gepasst“, so Alexander Helm.

Dass Nick erst eine Ausbildung vor dem Studium gemacht hat, findet nicht nur er gut. „Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, nach dem Abitur gleich zu studieren, aber ich finde, es ist gut zu wissen, wovon man redet. Das Studium ist ja doch auch etwas komplexer als die Ausbildung“, so Fichtner.

Zukünftig wird also nicht nur das Arbeiten mit Holzwerkstoffen zu seinen Aufgaben gehören, sondern auch die Begehung von Baustellen, Kundengespräche und die Arbeitsvorbereitung werden eine wichtige Rolle spielen.

Ausgleich beim Tischlern

Den Ausgleich zur Arbeit findet Nick Fichtner beim Tischlern. Und das in der heimischen Werkstatt auf dem Hof der Eltern. „Irgendwann bin ich aus meiner kleinen Werkstatt im Schuppen herausgewachsen, aber ich konnte mir auf dem Hof eine größere Hobbywerkstatt errichten“, so der Waldheimer.

Dass Nick Fichtner mit Herz und Seele Tischler ist, zeigt sich auch darin, dass er sein Moped verkauft hat, um sich stattdessen für die Werkstatt eine Abricht- und Hobelmaschine zu kaufen. Die Wahl fiel ihm nicht schwer.

Zu einem weiteren Schatz in seiner privaten Bastelstube gehört eine Absaugung, die ihm die Firma zur Verfügung gestellt hat. „Dafür bin ich wirklich sehr dankbar. Auch für die Unterstützung, die ich hier bekommen habe und auch immer noch bekomme“, sagt Nick Fichtner.

„Bei uns in der Firma ist es ein Geben und Nehmen. Von nichts kommt nichts und wir haben seit mehreren Jahren das Glück, einen wirklich hohen Durchschnitt an guten Lehrlingen vorweisen und ausbilden zu können“, so Alexander Halm.

Dafür setzt er sich seit vielen Jahren auf Infotagen und bei Ausbildungsmessen wie beispielsweise „Schule macht Betrieb“ ein.

„Ich empfehle allen Interessierten, Praktika zu machen, um wirklich auch den Beruf kennenzulernen und festzustellen, ob er einem liegt oder eben nicht“, so der 34-Jährige. Um den weiteren Weg von Nick Fichtner macht er sich keine Sorgen. „Er macht das sehr gut so und geht seinen Weg“, so Halm schmunzelnd.

Der Text wurde am 3. November um 15.30 Uhr geändert. Nick Fichtner ist der beste Lehrling des Handwerkskammerbezirkes Chemnitz und belegt den zweiten Platz in Sachsen. Außerdem nimmt Nick Fichtner mit seinem Gesellstück in der nächsten Woche am Wettbewerb "Gute Form" teil. In der Einkaufsmeile im Elbepark Dresden werden 41 Gesellstücke zu sehen sein.