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Radwegbau zwischen Gebersbach und Waldheim nach 20 Jahren Warten

Im Mai haben die Arbeiten für das 4.3-Millionen-Projekt begonnen. Damit geht ein langer Wunsch der Waldheimer in Erfüllung.

Von Heike Heisig & Cathrin Reichelt
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Mit dem aufwendigen Bau eines Rad- und Gehweges soll sich die Situation für die Zweiradfahrer entspannen. Die Arbeiten an dem Radweg haben im Mai begonnen und sollen bis Ende kommenden Jahres abgeschlossen werden.
Mit dem aufwendigen Bau eines Rad- und Gehweges soll sich die Situation für die Zweiradfahrer entspannen. Die Arbeiten an dem Radweg haben im Mai begonnen und sollen bis Ende kommenden Jahres abgeschlossen werden. © SZ/DIetmar Thomas

Waldheim. Im Moment haben die Kraftfahrer wieder freie Fahrt zwischen Waldheim und Gebersbach – allerdings nur vorübergehend. Auf der gigantischen Baustelle am Rand der Straße herrscht Winterruhe.

Seit Mai dieses Jahres wird dort auf einer Länge von 1,3 Kilometern ein Geh- und Radweg errichtet. Inzwischen sind südlich der S 32 zwei Stützwände gebaut worden. Ihnen fehlen noch die Kappen und die Absturzsicherung.

Stützwand von 83 Metern

Die erste Stützwand aus Richtung Waldheim in Richtung Gebersbach hat eine Länge von rund 83 Metern. Die Höhe variiert bis zu 2,60 Meter. Die zweite Stützwand an der Kurve ist 79 Meter lang und bis zu 4,50 Meter hoch.

„Zwischen den beiden Stützwänden wurde der Radweg bis zum Planum hergestellt. Außerdem ist mit den Unterbauten der Brücke über den Gebersbach begonnen worden“, erklärt Franz Grossmann, Pressesprecher des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) auf Nachfrage.

Der Abschluss der Arbeiten an den beiden Stützwänden ist nach der Winterpause geplant. Auch die Brücke in der Nähe der ehemaligen Waldheimer Waldschänke soll dann fertiggestellt werden.

Dort macht der künftige Radweg einen kleinen Bogen und führt wenige Meter von der Straße weg.

Die Straße zwischen Waldheim und Gebersbach ist kurvenreich, unübersichtlich, vielbefahren und dadurch für Radfahrer besonders gefährlich.
Die Straße zwischen Waldheim und Gebersbach ist kurvenreich, unübersichtlich, vielbefahren und dadurch für Radfahrer besonders gefährlich. © Dietmar Thomas

Im Bereich der bestehenden, aber defekten dritten Stützwand unweit des Ortsauseinganges von Gebersbach ist eine Verbreiterung der Straßen vorgesehen.

Damit werde die Voraussetzung für den Ersatzneubau der etwa 100 Meter langen Stützwand auf der gegenüberliegenden Seite der S 32 geschaffen. Die Mauern werden später noch verblendet. „Aktuell liegen alle Bautätigkeiten im Plan“, so Grossmann.

Knapp 1.200 Bäume gefällt

Für diese gigantische Baustelle war auch ein massiver Eingriff in die Natur notwendig. Im Waldgebiet „Tännicht“ wurden insgesamt 1.182 Bäume mit einem Durchmesser von mehr als zehn Zentimetern gefällt.

„Ersatzpflanzungen erfolgen straßenbegleitend als Begleitgrün und als Waldsaum entlang des neuen Radweges. Zusätzlich ist eine trassenferne Erstaufforstung vorgesehen“, erklärt der Pressesprecher.

Trotz stetig steigender Preise in allen Bereichen geht das Lasuv derzeit davon aus, dass die 4,3 Millionen Euro, die in das Projekt investiert werden sollen, weitestgehend ausreichen. „Aktuell liegen keine maßgebenden Kostensteigerungen vor“, meint Grossmann.

Nach der Winterpause wird der Verkehr wieder per Ampelregelung halbseitig an der Baustelle vorbeigeführt. Ab wann das genau der Fall ist, steht noch nicht fest.

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„Zur Wiederaufnahme der Arbeiten und den damit verbundenen Verkehrseinschränkungen werden wir rechtzeitig informieren“, teilt der Lasuv-Sprecher mit. Der Bau des Radweges soll bis Ende kommenden Jahres abgeschlossen werden.

Damit sind dann von der Idee bis zur Umsetzung mehr als 20 Jahre vergangen. Kurz nach der Flut 2002 hatte sich der Waldheimer Stadtrat dazu entschlossen, das vom Hochwasser zerstörte Freibad an der Zschopau nicht wieder aufbauen zu lassen und stattdessen ins Freibad Gebersbach zu investieren.

Damit war der Wunsch verbunden, auch für Radfahrer und Fußgänger eine sichere Verbindung entlang der kurvenreichen, unübersichtlichen und viel befahrenen Straße zwischen den beiden Orten zu schaffen.

Das Vorhaben gestaltete sich jedoch schwierig. Auf der von Waldheim in Richtung Gebersbach führenden linken Seite konnte nicht gebaut werden. Ein Artenschutzgutachten hatte dies verhindert. Denn in dem dort befindlichen sogenanntes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) leben die Mopsfledermaus und der Eisvogel.

Planung mehrfach geändert

Jahrelang ist das Projekt, das dadurch auf die gegenüberliegende Straßenseite verlegt werden musste, ausgebremst worden. Das dort ansteigende Gelände hat die Umsetzung erschwert. Ein großer Baustein war der Grunderwerb.

Einige Flurstücke, über die der Radweg führen sollte, waren in Privatbesitz. Lange Zeit stellte sich eine Erbengemeinschaft quer. Sie sollte eine rund 1.500 Quadratmeter große Fläche für den Bau des Radweges abgeben und dafür von der Stadt Ausgleichsflächen erhalten.

Die Planung musste mehrfach geändert werden. Zu Beginn gab es sieben Varianten. Seit Anfang 2010 stand diejenige fest, die nun umgesetzt wird.

Radwegenetz wird stetig erweitert

In immer mehr Orten stehen den Radlern eigene Wege zur Verfügung. Erst vor vier Wochen ist der Radweg zwischen Schweimnitz und Meila fertiggestellt worden. Damit ist der Elbe-Mulde-Radweg auf dem Gebiet der Stadt Döbeln komplett asphaltiert.

Bereits 2008 war der Radweg auf der sogenannten „Rübenbahn“ bei Gärtitz ausgebaut worden. Im vergangenen Jahr kam ein weiterer Abschnitt zwischen Auterwitz und Schweimnitz dazu.

Ende August wurde der Geh- und Radweg zwischen Geringswalde und Arras für den Verkehr freigeben. Er ist Teil des Zschopau-Mulde-Radweges, der straßenbegleitend auf der ehemaligen Bahnstrecke von Waldheim nach Rochlitz verläuft.

Nach Fertigstellung der Gesamtstrecke verbindet der Radweg den durch Waldheim führenden Zschopautalradweg und den durch Rochlitz führenden Mulderadweg.

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Noch immer keine sichtbaren Fortschritte gibt es auf dem Striegistalradweg, der auf rund 20 Kilometern Strecke Roßwein und Hainichen verbindet. Nur zwei kleine Abschnitte sind bislang – am jeweils entgegengesetzten Ende – fertiggestellt.

Trotzdem sind die Anrainerkommunen Hainichen, Roßwein und Striegistal ein kleines Stück vorangekommen, zumindest was die Bürokratie betrifft. Für den Großteil des fehlenden Zwischenstückes wird der Planfeststellungsbeschluss – und damit das Baurecht – erwartet.

Dann geht es „nur“ noch um einen reichlich ein Kilometer langen Abschnitt. Für den mussten erneut faunistische Untersuchungen vorgelegt werden. Rund 20 Jahre dauert das Ringen um diesen Radweg auf alter Eisenbahntrasse schon.