SZ + Döbeln
Merken

Wo Handwerk in Döbeln auf Hightech trifft

Die Tischlerei Landgraf fertigt moderne Türen mit historischem Charme. Die findet man im Dresdner Zwinger und anderen historischen Gebäuden.

Von Jens Hoyer
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Tischlermeister Ekkehard Landgraf hat mit seinem Team vor sechs Jahren eine neu gebaute Halle an der Ziegelstraße bezogen. Hier baut die Tischlerei vor allem Türen für denkmalgeschützte Objekte.
Tischlermeister Ekkehard Landgraf hat mit seinem Team vor sechs Jahren eine neu gebaute Halle an der Ziegelstraße bezogen. Hier baut die Tischlerei vor allem Türen für denkmalgeschützte Objekte. © SZ/DIetmar Thomas

Döbeln. Die teuerste Tür in der Firmengeschichte haben Tischlermeister Ekkehard Landgraf und seine Mannschaft für die Sempergalerie am Dresdner Zwinger gefertigt.

Das 3,50 Meter hohe imposante Stück aus europäischem Nussbaum war dem Auftraggeber 35.000 Euro wert. Die Fachzeitschrift „Deutscher Schreiner“ habe dazu sogar einen Beitrag veröffentlicht, so Landgraf.

„Nach dem Einbruch ins Grüne Gewölbe wurden die Türen in Museen überprüft und diese hatte keine Zulassung“, erklärt der Meister die Neuanfertigung. Die Tür aus der Döbelner Werkstatt verwehrt – oder eröffnet – den Zutritt zum Gobelinsaal der Galerie.

Landgraf-Türen an vielen historischen Orten

An vielen historischen Orten finden sich mittlerweile Türen aus der Firma Landgraf. Die drei Außentüren am sogenannten Blockhaus in Dresden gehören dazu.

Die sind nicht mehr nur ein Stück Handwerkskunst, sondern mit ihren Sonderfunktionen wie etwa elektronischem Einbruchschutz Hightech-Produkte.

Landgraf hat sich auf die Anfertigung von alt anmutenden Türen für erhöhte Anforderungen an Sicherheit und Brandschutz spezialisiert. Beschusshemmende Türen aus Holz? Mit dem entsprechenden Baustoff fertigt die Firma auch das.

Vor allem werden Anforderungen an den Brandschutz gestellt. 30 Minuten muss eine solche Tür – auch wenn sie antik aussieht - in der Regel dem Feuer standhalten. Landgraf stattet gerade eine Dresdner Berufsschule mit Brandschutztüren im Art-Deco-Stil aus.

Werkstattmeister Hartmut West arbeitet an einer Türzarge für eine historische Tür, die aber modernen Anforderungen an den Brandschutz genügen muss.
Werkstattmeister Hartmut West arbeitet an einer Türzarge für eine historische Tür, die aber modernen Anforderungen an den Brandschutz genügen muss. © SZ/DIetmar Thomas

„Die müssen genau so aussehen wie die historischen“, sagt er. Zu dem traditionellen Baustoff Holz kommen dann auch moderne. Etwa Abdichtungen, die ihr Volumen unter Hitze mehrfach erweitern, damit keine heißen Rauchgase von einer Seite der Tür zu anderen dringen können.

Die Prüfungen in einem Labor, dass das auch funktioniert, könnte sich eine kleine Firma wie die Döbelner nicht leisten. Landgraf ist deshalb Mitglied in einer großen Gruppe von Tischlern, die über ein Lizenzsystem solche Tests finanziert.

Historische Türen werden aufgearbeitet

Aus Alt mach Neu, sogar das funktioniert. Für den Bayer-Bau der TU Dresden, der gerade saniert wird, arbeitet die Tischlerei die alten historischen Türen auf.

Die Türblätter werden längs zersägt und auf Rohlinge geklebt, die die nötigen physikalischen Eigenschaften einer Brandschutztür aufweisen, erklärt Landgraf.

  • Sie haben Hinweise, Kritik oder Lob? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an [email protected]

Auch außerhalb Sachsens ist die Firma unterwegs. Für die Garnisonskirche in Potsdam fertigt die Firma Landgraf, nachdem sie schon die Außen- und Innentüren gebaut hatte, auch die Wandverkleidung. Diese allerdings nicht aus Holz, sondern aus einem modernen Faserwerkstoff.

Zu 95 Prozent lebt die Firma von öffentlichen Aufträgen. Und das gut, wie Landgraf meint. „Davon kann man auch einen ordentlichen Lohn bezahlen und als Handwerksbetrieb mit anderen mithalten. Wir haben keine Mitarbeitersorgen.“

Mächtiges Wachstum durch Spezialtüren

Mit ihren Spezialtüren ist die Firma mächtig gewachsen. Als die alte Werkstatt an der Ziegelstraße nicht mehr ausreichte, bezog Landgraf vor sechs Jahren auf der anderen Seite der Straße eine neu gebaute große Halle, in der die Verwaltung, Planung und Fertigung untergekommen sind.

Die Firma hat 27 Mitarbeiter. Zwei Lehrlinge, die mit ihrer Ausbildung fertig geworden sind, wollen im Herbst einsteigen, sagt Landgraf. Zwei weitere Lehrlinge sind derzeit im dritten Lehrjahr, ein weiterer habe seine Ausbildung begonnen.

Die alte Werkstatt ist heute Lehrwerkstatt, in der die Lehrlinge die Grundlagen des Handwerks unter Anleitung eines Lehrmeisters lernen.

Das sei ein großer Vorteil, so der Meister. „Sie haben dort noch viel mit Holz zu tun, in der Produktion ist eher die Technologie bestimmend.“