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Dresden: Baustart im Zwingerhof geplatzt

Archäologen müssen für die Grabungen auf wärmeres Wetter warten. Was sie im Untergrund des Zwingers erkunden wollen.

Von Peter Hilbert
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In diesem Teil des Zwingerhofs vor dem Porzellanpavillon sollten in dieser Woche Bauzäune aufgestellt werden. Wegen des starken Wintereinbruchs musste das verschoben werden.
In diesem Teil des Zwingerhofs vor dem Porzellanpavillon sollten in dieser Woche Bauzäune aufgestellt werden. Wegen des starken Wintereinbruchs musste das verschoben werden. © Foto: Peter Hilbert

Dresden. Eigentlich wollte Hartmut Olbrich mit seinem sechsköpfigen Grabungsteam in dieser Woche im Zwingerhof anrücken. Doch der starke Wintereinbruch hat seinen Zeitplan durchkreuzt.

So können die Bauzäune noch nicht aufgestellt werden. Der promovierte Bauforscher, der Architekt und Archäologe ist, forscht schon seit über 20 Jahren an dem weltberühmten Barockbau.

Jetzt soll der Hof an die Reihe kommen, den der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) bis Ende 2023 sanieren will. Das soll schrittweise in jeweils einem Viertel des Zwingerhofes geschehen.

Doch vor den Bauleuten kommen die Archäologen. Erst wenn es wieder etwas wärmer wird, können sie loslegen. „Wir wollen vor dem Porzellanpavillon mit den Grabungen beginnen“, sagt Olbrich.

Erkenntnisse erhofft: Wie sah der Zwingerhof früher aus?

„Der Dresdner Zwinger ist nicht nur wegen seiner Gebäude und Museen international berühmt. Er ist zugleich auch ein bedeutendes archäologisches Denkmal“, erklärt die sächsische Landesarchäologin Regina Smolnik.

„Daher hat das Landesamt für Archäologie Sachsen dort im Vorfeld von Baumaßnahmen wiederholt archäologische Grabungen vorgenommen und dabei immer wieder neue Erkenntnisse zur ehemaligen Dresdner Stadtbefestigung, zur Gebäudenutzung und zur wechselvollen Gestaltung des Innenhofes gewonnen.“

2013 und 2014 hatten die Archäologen bereits Vorarbeit geleistet und vier Flächen im Zwingerhof auf Spuren der Gärten und der einstigen Bebauung untersucht. Damals war auch Bodenradar eingesetzt worden, sodass die Archäologen Vorstellungen haben, was sie im Untergrund erwartet.

Bereits im Frühjahr 2014 hatten Archäologen den Zwingerhof untersucht. Grabungsarbeiterin Thea Redke hatte dabei dieses Stück der alten Stadtmauer freigelegt. Direkt davor war der alte Stadtgraben, in dem sie kauerte.
Bereits im Frühjahr 2014 hatten Archäologen den Zwingerhof untersucht. Grabungsarbeiterin Thea Redke hatte dabei dieses Stück der alten Stadtmauer freigelegt. Direkt davor war der alte Stadtgraben, in dem sie kauerte. © Archivfoto: Steffen Unger

Freigelegt werden soll jetzt der Untergrund auf drei Ebenen. Bei der ersten davon werden 40 bis 50 Zentimeter der Deckschicht abgetragen. Ab 1709 hatte August der Starke für seine Orangerie den Zwinger im Bereich der Festungsanlagen bauen lassen.

Zwischen 1709 und 1718 hatte Hofbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann im Hof den Zwingergarten angelegt und dann zweimal umgestalten lassen. „Allerdings war dieser vor der Hochzeit von Kurfürst Friedrich August im September 1719 zum Festplatz für höfische Turniere und Veranstaltungen umgestaltet worden“, erklärt Olbrich.

Bis dahin wurden zudem die Gebäude des Zwingers weitgehend fertiggestellt. Bäume und Sträucher seien damals in den Herzogin Garten gebracht worden, da sie im Wege waren.

Der Archäologe rechnet damit, dass jetzt Teile von Pflanzgruben und von Wegen freigelegt werden können. „Mit den Grabungen haben wir die Möglichkeit, uns ein vollständiges Bild des früheren Zwingergartens zu machen“, sagt Olbrich.

Archäologen graben bis zu zwei Meter tief

Bei der zweiten Ebene wollen die Archäologen den Untergrund bis in eine Tiefe von 80 bis 100 Zentimetern untersuchen. Vor dem Porzellanpavillon werden sie auf die Fundamente der Festbauten aus dem 17. Jahrhundert und der alten Zwingergrotte stoßen. Dort standen das Reit- und das Schießhaus.

Bei der dritten Ebene soll in verschiedenen Bereichen bis zu zwei Meter tief gegraben werden. Dort werden die Archäologen auf Teile der alten Stadtmauer stoßen. Die mittelalterliche Stadtmauer aus dem 12. und 13. Jahrhundert liegt direkt unter dem Porzellanpavillon.

Eine Ecke davon war bereits bei den Grabungen 2013 entdeckt worden. Jetzt rechnet Olbrich damit, vor allem auf Mauern aus dem 15. und 16. Jahrhundert zu stoßen.

Wenn die Archäologen ihre Grabungen vor dem Porzellanpavillon beendet haben, beginnt der SIB im Sommer dort mit den Bauarbeiten. Die Archäologen untersuchen dann das nächste Stück.

Demnächst laufen die Gäste des Zwingers auf Sandstein

Beim SIB hat der Zwinger höchste Priorität. „Als eines der bedeutendsten barocken Baudenkmäler Europas bedarf der Dresdner Zwinger einer kontinuierlichen Pflege und Restaurierung“, erklärt der Technische Geschäftsführer Volker Kylau.

„Mit der Sanierung der Zwingerhofanlage erfüllen wir diesen Anspruch denkmalgerecht und modernisieren zugleich die technische Infrastruktur. Der Dresdner Zwinger wird so auch zukünftig viele Besucher in seiner ganzen barocken Pracht erfreuen.“ Dafür investiert der Freistaat rund zehn Millionen Euro.

Geplant ist, die Leitungen im Untergrund zu erneuern. Dazu zählen auch die Elektronik und das Datennetz im Untergrund. Geschaffen werden dabei Anschlüsse, die bei Veranstaltungen benötigt werden. In einem letzten Schritt wird dann die Oberfläche des jeweiligen Viertels im Zwingerhof wieder hergestellt.

Auf den Hauptwegen wird der derzeit rote Belag gegen Platten aus Postaer Sandstein ausgetauscht. Dieses harte Material aus der Sächsischen Schweiz ist für seine hohe Qualität bekannt.

Die Nebenwege sollen eine neue wassergebundene Decke erhalten. Die kleinen, kantigen Steinchen verzahnen sich und bilden eine feste Oberfläche, die aber Regenwasser durchlässt und deutlich weniger staubt als die bisherige Oberfläche.

Um die Staubentwicklung zu begrenzen und Feinteile zu binden, wird zudem ein Beregnungssystem für die Wegeflächen installiert. Im Zuge der Hofsanierung werden auch LED-Strahler installiert, die die Fassaden dezent beleuchten.

Während der gesamten Bauzeit werden die Zugänge zu den Museen gewährleistet.

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