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54. Jahrestag: Herzlichen Glückwunsch, Dresdner Fernsehturm!

Er wird 54 und sieht so jung aus wie am ersten Tag seiner Fertigstellung, finden Ulrich Dreßler und Eberhard Kühne vom Fernsehturm-Verein. Ein Gastbeitrag, in dem die Autoren auch in die Zukunft blicken.

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Der Dresdner Fernsehturm in Wachwitz auf einer Luftaufnahme vom 18. September 1979.
Der Dresdner Fernsehturm in Wachwitz auf einer Luftaufnahme vom 18. September 1979. © SZ/Hans-Dieter Opitz

Von Ulrich Dreßler und Eberhard Kühne

Mit einer Gesamthöhe von 252 Metern über dem Fundament und zusätzlich 120 Metern über dem Elbtal ist er ein unübersehbares Wahrzeichen der Landeshauptstadt Dresden. Am 7. Oktober 1969 wurde nach sechsjähriger Bauzeit der Dresdner Fernsehturm für die Besucher eröffnet. Bauherr war die Deutsche Post der DDR. Die Architekten Kurt Nowotny und Johannes Braune sollen durch ein Sektglas zu der kelchartigen Bauform inspiriert worden sein. Und das ist ihnen wunderbar gelungen.

Eigentlich war der Dresdner Fernsehturm schon eher fertig, nämlich bereits im September 1969. Da wurde er funktechnisch in Betrieb genommen. Die Dresdner mussten jedoch noch ein paar Tage warten, denn am 3. Oktober 1969 öffnete zuerst der Berliner Fernsehturm. Berlin wurde in vielen Dingen bevorzugt, so auch hier – die Sachsen nahmen es gelassen.

Bobbahn in Altenberg statt Fernsehturm-Restaurant

Mit zwei Schnellaufzügen, deren Antriebsmotoren in Dresden gefertigt wurden, gelangte man mit einer Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde, einmalig in Europa, in das zweistöckige Turmrestaurant mit 120 Plätzen. Und gleich darüber in 148 Metern Höhe befand sich die Aussichtsplattform.

Bei Sturm neigte sich der Turm stark, an der Turmspitze gemessen bis 1,65 Meter. Ein eingebautes Tilgerpendel, das bis heute intakt ist, sorgte für den nötigen Ausgleich, sodass die Besucher davon nichts merkten.

Jährlich besuchten circa 200.000 Besucher das beliebte Ausflugsziel. Und wer einen Platz im Restaurant ergatterte, konnte sich an Radeberger Bier mit der Goldkappe laben. Aus der kleinen Küche waren Pommes und Steak "Budapester Art" – natürlich mit Letscho – die Renner. Kuchen und Torten lieferte ein in Dresden berühmtes Café am "Blauen Wunder".

Es war auch vorgesehen, am Fuße des Turmes ein Restaurant zu errichten. 250 Besucher sollten darin Platz finden. Da zur gleichen Zeit die Bobbahn in Altenberg errichtet wurde, reichte das Geld nicht mehr für das Restaurant. Und dabei blieb es. Das Fundament steht heute noch, von der Natur überwuchert, am Turm.

Unsere Autoren: Ulrich Dreßler und Eberhard Kühne vom Fernsehturm Dresden e. V.
Unsere Autoren: Ulrich Dreßler und Eberhard Kühne vom Fernsehturm Dresden e. V. © Sven Ellger, privat

Geplant war auch die Errichtung einer Seilbahn, welche vom Elbufer kommend den Verkehr entlasten sollte. Der Plan wurde verworfen – die schon konzipierte Seilbahn errichtete man dann 1970 im Bodetal (Thale im Harz). Leider sind Innovation und Umwelt bis heute nicht jedermanns Sache. Erst kürzlich wies allerdings unser Bundesminister für Verkehr darauf hin, dass in Großstädten zur allgemeinen Verkehrsentlastung Seilbahnen gebaut werden sollten. Sein Wort in das Gehör der Verantwortlichen!

Am 3. Oktober 1990 ging der Turm laut Einigungsvertrag in das Eigentum der Deutschen Post über. Im Juni 1991 wurde das Café und am Ende des Jahres 1991 der Turm ganz für die Öffentlichkeit geschlossen. Bei einigen ausgewählten Besuchern, die seitdem im Rahmen von Sonderführungen die Möglichkeit hatten, den Turm zu besichtigen, konnte man das blanke Entsetzen in den Gesichtern sehen. Der öffentliche Bereich vollkommen entkernt, kein Stuhl, kein Tisch, keine Wandverkleidung usw. mehr da – alles weg. Nichts ist erhalten geblieben. Hier wurde Tabula rasa gemacht. Und das in einem denkmalgeschützten Bau! Begründet wurde dieser Rückbau mit Brandschutzproblemen. Über eine Auflage darüber ist bis heute nichts bekannt.

Verein initiierte Machbarkeitsstudie zur Wiedereröffnung

Seit 2004 versucht der Dresdner Fernsehturm e. V., eine Wiedereröffnung zu erreichen. Unzählige Aktivitäten des Vorstandes, des Beirates und seiner Mitglieder führten letztendlich zu einem Beschluss des Dresdner Stadtrates, den Fernsehturm wieder öffentlich zugänglich zu machen. Eine Machbarkeitsstudie des Vereins war eine wesentliche Grundlage für diese Entscheidung.

Die notwendige Finanzierung durch Bund/Land/Stadt in Höhe von 25,6 Millionen Euro sollte das Vorhaben abrunden. Dafür setzte sich der ehemalige Wirtschaftsminister des Freistaates und Mitglied des Haushaltausschusses des Bundestages, Thomas Jurk, ein. 50 Prozent werden von Bund gefördert. Den Rest teilen sich das Land Sachsen und die Stadt Dresden.

Tipp: Das beste Seherlebnis haben Sie mit dem Smartphone in der YouTube-App oder mit einer VR-Brille. Folgen Sie für beide Betrachtungsweisen einfach diesem Link.

Die ersten konkreten Schritte erfolgten. Der Baubeginn war für 2021 geplant und im ersten Halbjahr 2023 sollten die ersten Besucher die schöne Aussicht vom Turm aus genießen. Dieser angedachte Zeitplan ließ sich nicht halten und ist mittlerweile Makulatur. Seit 2021 gibt es inzwischen immerhin auch eine Betreibergesellschaft für die Bewirtschaftung und seit 2022 eine Planungsgesellschaft zur Verfahrenssteuerung. Bis zur Eröffnung des Fernsehturms werden wir wohl noch ein paar Jahre warten müssen. Die Betreibergesellschaft wird ebenfalls eine Millionensumme in den Ausbau des Besucherbereiches investieren.

"Reglementierte Anreise der Besucher keine echte Lösung"

Leider ist das Verkehrskonzept nicht komplexer Bestandteil dieser Planung. Hier sollen die notwendigen Planungen erst bis 2031 erfolgen, sodass offensichtlich vor 2035 die Verkehrserschließung nicht zum Tragen kommt.

Ohne eine zweckmäßige und durch die Anwohner akzeptierte Verkehrslösung kann das in den Sommermonaten zu einem Verkehrskollaps führen. Da wird wohl auch eine reglementierte Anreise der Besucher keine echte Lösung sein. Zwischenzeitlich werden sich die Baukosten gewaltig erhöhen. Wo diese Summe herkommen sollen, ist völlig ungewiss.

Am 7. Oktober 2023 feiern wir den Geburtstag unseres Dresdner Fernsehturmes. Anlässlich dieses Tages hat ein Privatunternehmer angeboten, den Turm in den Abendstunden mit einer einstündigen Lasershow phänomenal in Szene zu setzen. Kostenlos. Leider hat der Eigentümer diesem Spektakel nicht zugestimmt. Das bedauern wir sehr und probieren es nächstes Jahr erneut.

Also wünschen wir uns, dass wir zum Jubiläum hoffnungsvoll nach oben schauen können und davon träumen, eines Tages herunterschauen zu dürfen!

Unsere Autoren: Ulrich Dreßler ist Vorsitzender des Vorstandes Fernsehturm e. V. und Eberhard Kühne Vorsitzender des Beirates Fernsehturm Dresden e. V.

Transparenzhinweis: Die Fernsehturm Dresden GmbH besteht aus drei lokalen Akteuren - der DDV-Mediengruppe, zu der auch Sächsische.de und die Sächsische Zeitung gehören, der Dresdner Tourist-Information (eine DDV-Tochter) und der Kommunikationsagentur Avantgarde Sales & Marketing. Diese "teilen" sich den Turm zu je einem Drittel - und konnten im Juni 2021 mit ihrem Konzept für die Wiederbelebung ab 2025 überzeugen.