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Ein Brauhaus mitten in Dresden: Zu Besuch bei Lohrmanns im Kraftwerk Mitte

Das TU-Start-up Lohrmanns hat ein eigenes Bierbrauhaus im Kraftwerk Mitte in Dresden eröffnet. Das erwartet die Gäste vor Ort.

Von Connor Endt
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Brauer Lutz Neumann (l.) und Braumeister Gregor Reichardt tüfteln fortan im Kraftwerk Mitte an neuen Bierkreationen.
Brauer Lutz Neumann (l.) und Braumeister Gregor Reichardt tüfteln fortan im Kraftwerk Mitte an neuen Bierkreationen. © Connor Endt

Dresden. Manchmal dauert es einfach etwas länger: Die Brauerei Lohrmanns, ein Start-up der Technischen Universität (TU) Dresden, hat ihr Brauhaus im Kraftwerk Mitte eröffnet. "Eigentlich wollten wir schon 2023 aufmachen", sagt Francisco Arroyo, Geschäftsführer der Lohrmanns Brauerei. "Doch dann haben die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine die Lieferketten beeinflusst."

Ein Biergarten für 100 Gäste - mitten in Dresden

"We're finally open" - "wir haben endlich geöffnet" steht jetzt auf einem Schild am Eingang zum Brauhaus. Im Inneren stehen Zweier- und Vierertische, im Hintergrund ragen drei silbern glänzende Sudkessel in die Höhe. Etwa 130 Menschen finden im Innenraum Platz, im Biergarten können rund 100 Gäste sitzen. Der Biergarten öffnet von April bis Oktober. Das Brauhaus hat von Mittwoch bis Sonntag jeweils von 11:30 bis 23 Uhr geöffnet.

Der Brauhaus-Innenraum bietet Platz für gut 130 Gäste.
Der Brauhaus-Innenraum bietet Platz für gut 130 Gäste. © Connor Endt

Im Lohrmanns wird aber nicht nur Bier gezapft. Die Gäste bekommen hier auch verschiedene Snacks und Gerichte serviert. "Zu jedem Bier bieten wir ein dazu passendes Gericht an", sagt Projektmanagerin Claudia Mende. Auf der Speisekarte stehen etwa Rindertartar oder hausgemachte Brownies. Snacks kosten sechs bis 14 Euro, Hauptgerichte 16 bis 22 Euro. Das Bier kostet 2,80 Euro (0,2 Liter) und 4,80 Euro (0,4 Liter).

Neben dem hauseigenen Gebräu können Gäste zudem verschiedene Gastbiere kosten. Aktuell steht beispielsweise ein Bockbier der Hausbrauerei Laubegast auf der Karte. "Wir wollen uns mit anderen kleineren Brauereien vernetzen, ein breites Spektrum an Bieren anbieten", so Mende.

Bis zu 14 verschiedene Biersorten - direkt aus dem Hahn

Ein Stockwerk tiefer lagern die Brauer und Mälzer ihre Zutaten für das Bier. In einem riesigen Lagerraum stapeln sich die Hopfen- und Gerstensäcke. "Uns ist es wichtig, dass in unser Bier regionale Zutaten kommen", sagt Brauer Lutz Neumann. So kommt der Hopfen aus dem Anbaugebiet Elbe-Saale, die Braugerste aus Deutschland. Mittelfristig wollen Neumann und die anderen Bier-Experten auch hier regionale Lieferanten finden.

In einem weiteren Raum ragen dunkelblaue Schläuche aus neun großen Sudkesseln. In jeden Kessel passen 2.000 Liter Bier. Bei Lohrmanns wird das Bier im Kessel gebraut und gärt dort eine gute Woche, bis es seinen Geschmack bekommt. Das Bier wird auch direkt in den Kesseln gelagert - "Eintankverfahren" nennen die Experten das.

Bisher werden fünf Biere pro Abend im Brauhaus ausgeschenkt. Bald sollen es 14 verschiedene Sorten sein, die ständig wechseln. "Das ist auch etwas Besonderes: Die Sorten kann man exklusiv hier bei uns im Brauhaus kosten", sagt Francisco Arroyo. Aktuell sei das hauseigene Rotbier bei den Gästen besonders beliebt.

Gestartet ist die Brauerei als Gründungsprojekt der beiden TU-Professoren Jan Weigand und Thomas Henle. Weigang ist Professor für Anorganische Molekülchemie, Henle beschäftigt sich mit Lebensmittelchemie. Die Verbindung aus Forschung und Braukunst ist in Deutschland einzigartig, wie Arroyo stolz betont.

Eigenkreationen, die es nicht im Laden zu kaufen gibt

Das Herzstück des Brauhauses ist der Kühlraum: Dort werden mehrere Dutzend Bierfässer gelagert. Über Schläuche sind sie direkt mit der Zapfanlage ein Stockwerk höher verbunden. "Dadurch muss niemand die schweren Fässer die Treppen hochschleppen", sagt Arroyo.

Bisher gab es das Lohrmanns-Bier vor allem bei Stadtfesten und Veranstaltungen, etwa dem Stadtteilfest Sankt Pieschen oder dem kürzlich angelaufenen Frühjahrsmarkt, zu kaufen. Auch in ausgewählten Läden und Restaurants konnte man das Bier kaufen. Neu sind aber die Eigenkreationen, die es exklusiv im Brauhaus zu kosten gibt.

Na dann Prost: Gregor Reichardt, Claudia Mende, Nadine Ullrich, Francisco Arroyo und Lutz Neumann von Lohrmanns Brew.
Na dann Prost: Gregor Reichardt, Claudia Mende, Nadine Ullrich, Francisco Arroyo und Lutz Neumann von Lohrmanns Brew. © Connor Endt

Arroyo und sein Team haben weitere große Pläne. In der nächsten Zeit soll etwa eine Abfüllanlage installiert werden, um künftig eigenes Dosenbier abzufüllen. Außerdem sollen weitere Tanks eingebaut werden, um künftig noch mehr Bier brauen und lagern zu können. Geplant sind auch eigene Veranstaltungen, Vorträge und Brauereiführungen.

400 bis 500 Liter Bier werden jeden Tag gezapft

Das sind große Pläne - in einer Zeit, die für Gastronomen alles andere als sicher ist. "Man braucht natürlich Mut, um ein solches Projekt durchzuziehen", sagt Arroyo. Dieser Mut scheint sich jetzt schon auszuzahlen: Laut dem Geschäftsführer ist das Lohrmanns jeden Abend voll, zwischen 400 und 500 Liter Bier werden an guten Tagen gezapft. Viele Menschen würden vor oder nach den Veranstaltungen im Kraftwerk Mitte auch im Lohrmanns vorbeischauen. "Mittlerweile kommt das ganze Ensemble der Staatsoperette abends bei uns vorbei", so Arroyo.

Die Resonanz stimme ihn sehr zuversichtlich. "Es gab in Dresden bisher kein Brauhaus mitten in der Stadtmitte", sagt er. "Letztendlich ist das eine Win-win-Situation. Das ganze Areal profitiert davon."