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Schriftzug der Tintenmarke "Barock" in Dresden soll wieder leuchten

Die DDR-Leuchtreklame der ehemaligen Tintenfabrik "Barock" im Dresdner Norden ist weithin zu sehen. Drei Unternehmer wollen den Schriftzug restaurieren lassen. Dafür brauchen sie die Unterstützung der Dresdner.

Von Juliane Just
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Die DDR-Leuchtreklame des ehemaligen Tintenherstellers "Barock" in Dresden soll wieder strahlen. Das wollen Torsten Meisel (r.) und Benjamin Venter (M.) vom Barock-Eventpark und Gunther Lange, Geschäftsführer von "Octopus", erreichen.
Die DDR-Leuchtreklame des ehemaligen Tintenherstellers "Barock" in Dresden soll wieder strahlen. Das wollen Torsten Meisel (r.) und Benjamin Venter (M.) vom Barock-Eventpark und Gunther Lange, Geschäftsführer von "Octopus", erreichen. © Matthias Rietschel

Dresden. Das große "B" ist mannshoch und weithin sichtbar - vom Zug oder der A4 in Richtung Chemnitz ist der hellblaue Schriftzug kaum zu übersehen. "Barock" steht in großen Lettern auf dem Dach, ein Fässchen ist darunter zu erkennen. Hier im Dresdner Norden an der Emilienstraße wurde einst Tinte hergestellt, die vielen Sachsen noch bekannt sein dürfte. Die alte DDR-Leuchtreklame hat seit Jahren nicht mehr geleuchtet. Soll sie aber wieder.

Das zumindest haben sich Torsten Meisel und Benjamin Venter vom "Barock-Eventpark", einer Art Mini-Freizeitpark, auf die Fahne geschrieben. Seit 2017 bieten sie verschiedene Freizeitaktivitäten in dem Gebäude an, wo einst die Barock-Tinte entstand. "Ich bin damals hier auf das Gelände gekommen und habe gedacht: Dieser Schriftzug muss wieder leuchten", sagt Torsten Meisel.

Nur wenige Firmen in Deutschland sind darauf spezialisiert, alte Neon-Reklamen zu restaurieren und wieder zum Strahlen zu bringen. In Dresden gibt es nur noch wenige solcher Originale. Der Margonwasser-Schriftzug nahe der Centrum-Galerie ist einer davon. Schriftzüge wie der von der Schauburg oder des Kraftwerks sehen zwar noch alt aus, sind aber nachgebaut.

Restaurierung des "Barock"-Schriftzuges ist sehr aufwändig

Die Eventpark-Inhaber wollten beim Original bleiben. "Wir wollten den Schriftzug nicht neu bauen lassen, sondern diesen Industriecharme konservieren und erhalten", sagt Benjamin Venter. Doch wie es immer so ist im Leben: So einfach ist es nicht. Der "Barock"-Schriftzug ist sehr verschnörkelt. Die dünnen Röhren sind Einzelstücke, die Leuchtstoffe selten und die Technik dahinter längst nicht mehr intakt. Die Summen für die Idee schnellten in die Höhe. Der Kostenvoranschlag für die Restaurierung: 15.000 Euro.

Das mannshohe "B" mit dem Fässchen darunter ist vom Zug oder der A4 in Richtung Chemnitz gut zu erkennen. Sollte die Aktion funktionieren, könnte er 2024 wieder leuchten.
Das mannshohe "B" mit dem Fässchen darunter ist vom Zug oder der A4 in Richtung Chemnitz gut zu erkennen. Sollte die Aktion funktionieren, könnte er 2024 wieder leuchten. © Matthias Rietschel
Der Tintenhersteller "Octopus" hat unter dem Name "Barock" bereits mehrere Linien herausgebracht. Neu ist eine fluoreszierende Variante.
Der Tintenhersteller "Octopus" hat unter dem Name "Barock" bereits mehrere Linien herausgebracht. Neu ist eine fluoreszierende Variante. © Matthias Rietschel
Die "Barock"-Linie mit Neonfarben leuchtet bei entsprechendem Licht auf. Sechs fluoreszierende Farben wurden beim Tintenhersteller "Octopus" in Dresden entwickelt.
Die "Barock"-Linie mit Neonfarben leuchtet bei entsprechendem Licht auf. Sechs fluoreszierende Farben wurden beim Tintenhersteller "Octopus" in Dresden entwickelt. © Matthias Rietschel
So sehen die Herren auf dem Dach aus der Nähe aus: Torsten Meisel (l.) und Benjamin Venter (r.) vom Barock-Eventpark und Gunther Lange, Geschäftsführer der Octopus Fluids GmbH & Co. KG, wollen den "Barock"-Schriftzug wiederbeleben.
So sehen die Herren auf dem Dach aus der Nähe aus: Torsten Meisel (l.) und Benjamin Venter (r.) vom Barock-Eventpark und Gunther Lange, Geschäftsführer der Octopus Fluids GmbH & Co. KG, wollen den "Barock"-Schriftzug wiederbeleben. © Sven Ellger

Trotzdem ließen sich die beiden nicht von ihrer Idee abbringen. Sie wissen aus Erfahrung, dass den Dresdnern die Marke "Barock" sehr am Herzen liegt. Vor zwei Jahren starteten sie einen Aufruf, um mehr über die Geschichte der Tintenfabrik zu erfahren. Viele Dresdner, darunter auch ehemalige Barock-Mitarbeiter, brachten alte Füller, Urkunden oder Stempelkissen vorbei. Die sind heute in einer Vitrine ausgestellt.

Und weil das damals so gut funktioniert hat, bitten sie nun die Dresdner erneut um Hilfe, um den Schriftzug wieder zum Leuchten zu bringen. Auf der Online-Plattform 99 Funken starten sie eine Crowdfunding-Aktion. Das ist eine Schwarmfinanzierung, bei der jeder so viel Geld geben kann, wie er oder sie möchte. Dafür gibt es im Gegenzug ein kleines Dankeschön. So gibt es beispielsweise bei 40 Euro ein Freispiel in der 3D-Minigolf-Anlage namens "Blackluxx", bei 50 Euro ein Tintenfässchen der Marke "Barock" und für 500 Euro eine exklusive Führung in der Tintenproduktion von "Octopus Fluids GmbH & Co. KG".

Tintenhersteller "Octopus" ist bei Crowdfunding-Aktion dabei

Die sind nämlich auch noch mit Boot. Im Sommer taten sich die Eventpark-Chefs mit dem Tintenhersteller "Octopus" zusammen, weil beide die Namensrechte der Tintenmarke wieder nach Dresden holen wollten. Die lagen über 30 Jahre im Westen. Eigens für die Wiederbelebung sind inzwischen mehrere Linien unter dem Nahmen "Barock" entstanden. "Wenn die Marke wieder zurück in Dresden ist, soll auch der Schriftzug wieder leuchten", sagt Gunther Lange, Geschäftsführer von "Octopus".

Sollten die 15.000 Euro bis zum Ende der Aktion am 22. Dezember 2023 zusammenkommen, könnte die Leuchtreklame ab dem Frühjahr 2024 restauriert werden. Die alte Beleuchtung wird dann abgebaut, eine detailgetreue Zeichnung davon gemacht, die Neonröhren von Glasbläsern individuell angefertigt und die Verkabelung instandgesetzt. Bis zu sechs Wochen Handarbeit sind nötig, bis "Barock" auch nachts wieder von sich reden macht.

Spenden für das Projekt sind möglich unter www.99funken.de/barock-soll-wieder-leuchten.