Feuilleton
Merken

Darum wird der Dresdner Friedenspreis an Alexej Nawalny verliehen

In Dresden wird mit der Preisverleihung ein politisches Statement gesetzt. Julija Nawalnaja nimmt die Auszeichnung persönlich entgegen.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Julija Nawalnaja nimmt den Friedenspreis stellvertretend für ihren verstorbenen Ehemann entgegen.
Julija Nawalnaja nimmt den Friedenspreis stellvertretend für ihren verstorbenen Ehemann entgegen. © www.snapshot-photography.de

Von Sophie Handl und Simon Lehnerer

Dresden. "Drei Jahre Gefangenschaft, ein Jahr unter Folter. Alexej Nawalny wurde in Raten zu Tode gebracht", sagt Ex-Bundesminister Gerhart Baum (FDP) von der Initiative "Friedenspreis Dresden". Die Initiative ehrt in diesem Jahr den kürzlich verstorbenen russischen Oppositionspolitiker und will damit am 12. Mai ein Zeichen gegen die Diktatur zu Putin nach Russland schicken.

Alexej Nawalny, ein langjähriger und entschiedener Gegner von Präsident Wladimir Putin, war am 16. Februar in einem Straflager am Polarkreis in Sibirien gestorben. Ob der 47-Jährige wegen der extremen Haftbedingungen im Straflager "Polarwolf" zu Tode kam oder vom Kreml ermordet wurde, konnte nicht abschließend geklärt werden.

Nawalny habe als bekanntestes Gesicht der Opposition immer wieder in Wunden der russischen Diktatur gebohrt und sei zur größten Gefahr für Putin und sein System geworden, heißt es vonseiten der Organisatoren. Des Weiteren sei der Widerstand des Oppositionspolitikers ein ermutigendes Beispiel für alle Menschenrechtsverteidiger gewesen, die seine Aktivitäten fortsetzen.

Einsatz für die Freiheit, wie damals in der DDR

"Wir erinnern daran, dass es die russische Opposition gibt, die sich, wie wir in der DDR, für die Freiheit einsetzt", so Jürgen Bönninger von der Initiative "Friedenspreis Dresden". Deshalb habe das Verleihen der Auszeichnung für die Stadt Dresden eine besondere Bedeutung.

Entgegennehmen wird den Preis Nawalnys Witwe Julija Nawalnaja, die dafür persönlich in die Landeshauptstadt reist. Seit dessen Tod steht auch sie zunehmend in der Öffentlichkeit. Die 47-Jährige führt Nawalnys politischen Kampf gegen die russische Diktatur aus dem Exil fort.

Bei der Preisverleihung treten verschiedene Musikerinnen und Musiker auf, darunter die Jungpianistin Adele Marie Schäfer und die sächsische Band "Youkali". Ein besonderer Programmpunkt ist außerdem das musikalische Memorial, das im Schauspielhaus von "AuditivVocal Dresden" uraufgeführt wird. Eigens für Nawalny komponiert hat das Musikstück der Russe Sergej Newski. Er ist offen pro-ukrainisch und lebt heute in Berlin.

Bisherige Preisträger waren unter anderem der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow, der Kriegsfotograf James Nachtwey, der Whistleblower Daniel Ellsberg und zuletzt der polnisch-amerikanische Architekt Daniel Libeskind. Wie kaum ein anderer Künstler habe Libeskind in den vergangenen Jahrzehnten einen architektonischen Rahmen für das Erinnern an die Opfer von Holocaust, Krieg und Terror geschaffen, begründete die Jury damals die Auszeichnung.

Der "Dresden-Preis", wie der Friedenspreis früher hieß, wird jährlich seit 2010 an Menschen verliehen, die sich in besonderem Maße für Frieden und Völkerverständigung eingesetzt haben. Organisiert wird die Verleihung in Zusammenarbeit mit dem Dresdner Staatsschauspiel und dem Ökumenischen Informationszentrum. Das Preisgeld beträgt 10.000 Euro und wird von der Klaus Tschira Stiftung gefördert. Karten für die Veranstaltung am 12. Mai um 11 Uhr kosten 10 Euro und sind telefonisch unter 0351 49 13555 erhältlich.