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Jubiläum am Ostermontag: Auf Zeitreise im SZ-Archiv

Das war kein Aprilscherz: Die Ausstellung im Dresdner Haus der Presse empfing den tausendsten Besucher – und dieser war recht erstaunt.

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Der tausendste Besucher in der Archiv-Ausstellung, Matthias Moh, und seine Frau Andrea bekommen von Archiv-Leiter Sven Geisler (l.) den Nachdruck einer historischen Ausgabe der SZ als Erinnerung an die Zeitreise im Keller des Hauses der Presse.
Der tausendste Besucher in der Archiv-Ausstellung, Matthias Moh, und seine Frau Andrea bekommen von Archiv-Leiter Sven Geisler (l.) den Nachdruck einer historischen Ausgabe der SZ als Erinnerung an die Zeitreise im Keller des Hauses der Presse. © René Meinig

Dresden. Im ersten Moment dachte Matthias Moh an einen Aprilscherz, doch er war tatsächlich am Ostermontag der insgesamt 1.000. Besucher in der Ausstellung im Haus der Presse. Gemeinsam mit seiner Frau Andrea hatte er sich für die „Zeitreise“ in puncto Zeitungsgeschichte im Archiv-Keller angemeldet. „Wir haben davon in der Zeitung gelesen und gedacht: Das schauen wir uns mal an“, sagt der 63-Jährige, der in der Logistikbranche tätig ist.

Während ihn vor allem die technische Seite interessiert, ist Andrea Moh gespannt auf den Wandel vor allem der Sächsischen Zeitung von der DDR-Zeit bis heute, wie die 56-Jährige vorher sagt. Die im August 2023 eröffnete Ausstellung bietet genau das: einen Überblick vom Bleisatz bis ins Digitale. Wobei das wirklich breite Thema des Setzens und Druckens bisher nur angerissen worden war. Jetzt gibt es aber auch dazu auf vier Tafeln wichtige Hintergrundinformationen zum Prozess der Produktion sowie den Ausstellungsstücken.

Ein Blick in die Ausstellung "Zeitreise" im Keller des Hauses der Presse. Direkt im Gang zu den Archiv-Räumen wird ein Stück Zeitgeschichte erzählt.
Ein Blick in die Ausstellung "Zeitreise" im Keller des Hauses der Presse. Direkt im Gang zu den Archiv-Räumen wird ein Stück Zeitgeschichte erzählt. © René Meinig

„Es ist sehr interessant, wie zum Beispiel der Bleisatz funktionierte, wie aufwendig das war“, sagt Andrea Moh nach dem Besuch. Auf großes Interesse stieß auch die Geschichte zu dem Tunnel, der 1964 von der Elbe unter der Devrientstraße gegraben wurde, um die Papierrollen für den Druck der Sächsischen Zeitung vom Gleisanschluss zwischen Marienbrücke und Stadtspeicher mittels eines Elektroschleppers in die Druckerei zu bringen. Er war 125 Meter lang, 3,20 Meter breit und laut Angaben in den im Stadtarchiv erhaltenen zehn Bau- und Grundstücksakten zwei Meter hoch.

Allerdings wurde der Tunnel dann doch nicht für den ursprünglich vorgesehenen Zweck genutzt. Ob er wirklich zu niedrig war, wie es eine Vermutung ist, oder die Bahn es ablehnte, für die wenigen Lieferungen im Jahr die Waggons zur Elbe zu rangieren, ließ sich nicht abschließend klären. Fakt ist aber, dass der Teil vom Haus der Presse bis zur Devrientstraße nach dem Hochwasser 2002 zugeschüttet worden ist. Über den weiteren Verlauf bis zur Elbe gibt es laut Auskunft der Stadtverwaltung keine Unterlagen im Bauaufsichtsamt.

Archiv-Leiter Sven Geisler bei der Führung am Ostermontag mit zwölf Besuchern in dem neu gestalteten Raum zum Setzen und Drucken der Zeitung von den Anfängen bis heute.
Archiv-Leiter Sven Geisler bei der Führung am Ostermontag mit zwölf Besuchern in dem neu gestalteten Raum zum Setzen und Drucken der Zeitung von den Anfängen bis heute. © René Meinig

Auf einer Tafel ist ein Foto vom Tunnelbau zu sehen, das die Dimension erkennen lässt. Im Juni 1964 hatte die SZ zum einzigen Mal „in eigener Sache“ von diesem Vorhaben berichtet. Nachdem die Papierlieferung nicht zustande gekommen war, wurde der Tunnel als Lager genutzt. Heute lagern übrigens in der Druckerei an der Meinholdstraße 300 bis 400 Tonnen Papier, die für ein bis zwei Wochen reichen.

Das Foto erschien in der SZ am 27. Juni 1964: „Gegenwärtig wird ein Tunnel vom Gleisanschluss ab der Elbe zwischen Marienbrücke und Stadtspeicher, unter der Devrientstraße hinweg, bis in den Papierkeller der Druckerei gebaut."
Das Foto erschien in der SZ am 27. Juni 1964: „Gegenwärtig wird ein Tunnel vom Gleisanschluss ab der Elbe zwischen Marienbrücke und Stadtspeicher, unter der Devrientstraße hinweg, bis in den Papierkeller der Druckerei gebaut." © Foto: SZ/Werner Mohn

„Es ist eine wunderbare Ausstellung“, meinte Matthias Moh anschließend – und zeigte sich erstaunt: „Ich hätte nicht vermutet, dass es im Haus der Presse ein solches Archiv gibt. Es war spannend, alte Zeitungen und Zeitschriften anzugucken und etwas darin lesen zu können“, sagte der Jubiläumsbesucher, der aus Dresden stammt und in Possendorf zu Hause ist.

Seit der Eröffnung gab es außer den ständigen Terminen bereits extra Führungen für 26 größere Gruppen wie Vereine, Firmen oder Familien. Dafür ermöglicht das SZ-Archiv auch Wunschtermine. Eine Anmeldung vorab ist in jedem Fall erforderlich. Der Eintritt kostet fünf Euro (mit SZ-Card drei Euro), für Gruppen bis zwölf Gäste pauschal 39 Euro.

Termine für die Zeitreise im Haus der Presse:

Jeden ersten Sonntag im Monat um 11, 13 und 15 Uhr sowie jeden dritten Mittwoch im Monat um 15 Uhr.

Anmeldungen per Mail: [email protected] / oder telefonisch unter: 0351/48642483 (Di. & Do., 14 - 17 Uhr)